den japanischen Malereien und Farbendrucken zusammenlegen, in den zu regel-
mässiger Linienführung gebundenen Wellen, Wolken und Nebelstreifen, Eigen-
thümlichkeiten, die sich aus dem Zusammenhang der japanischen Malerei mit
der Kalligraphie erklären. Erscheinen aber bei den japanern diese Schlangenlinien
als Ausdrucksformen bestimmter gegenständlicher Dinge, so ist die europäische
Kunst noch weiter gegangen, indem sie ein an sich bedeutungsloses Spiel von
Wellenlinien zum Ornamente erhob. Natürlich zeigt sich der japanische Einfluss
nicht bei jedem Künstler gleichmässig stark, der eine ist mehr, der andere minder
davon berührt, ebenso wie die japanische Kunst überhaupt nur einen Theil der
Fäden bildet, die in dem buntfarbigen Gewebe der modernen Zierkünste
verschlungen sind. Bei wenigen lässt sich dieser Einiiuss in seinen verschiedenen
Phasen so deutlich constatiren, wie bei dem Münchener Peter Behrens, dessen
künstlerische Entwicklung man in den jüngst im Kunstsalon Keller 8: Reiner
ausgestellten Gemälden und kunstgewerblichen Arbeiten gut erkennen konnte. In
seinen früheren Bildern, „Sonnenuntergang", „Alter Kirchhof", „Dämmerung"
zeigt er sich noch ganz als Impressionist, der den Problemen des Lichtes und der
Farbe nachgeht, alles in zitternde fiimmernde Töne auflöst, in der die Umrisse
der Dinge sich verlieren. Dann wird allmählich das rein coloristische durch das
lineare Ornament abgelöst. Es erwacht in dem Künstler der Sinn für die Schönheit
der edlen Contour und ihrer decorativen Wirkung. Die bisher zeriliessenden
Umrisse seiner Figuren verdichten sich allmählich zu klaren Linien, bis schliesslich
die Linie das herrschende Princip in seinen Gemälden wird. Den Übergang bilden
etwa „Das Herbstlied" und das sogenannte „Irisporträt", das die Frau des Künstlers
darstellt. Woher ihm die neue Offenbarung gekommen, zeigen deutlich die in
jener Zeit der Umwandlung entstandenen grossen Farbenholzschnitte, wie „Der
Sturm", in dem ein Adler über einem Seegestade schwebt, und „Der Sieg", das
einen mit den Wogen kämpfenden Jüngling verführt. Hier gibt Behrens sich in
der Farbengebung, Hächenhaften Zeichnung und Stilisirung der Linien als
gelehriger Schüler der Japaner zu erkennen. Das decorative Element der Linien
tritt dann in völlig ausgeprägter Form in seinen späteren Gemälden, dem „Mutter-
kuss", dem „Traum" und der „Trauer" uns entgegen. Das letzte Bild darf man
vielleicht als sein reichstes Werk bezeichnen, obschon es zugleich auch die
Grenzen seines Könnens offenbart. So gut er die rein decorativen Factoren der
Farbe und Linie beherrscht, so wenig wird er dem geistigen Inhalte des Themas
gerecht. Zu einer überzeugenden Darstellung des seelischen Vorganges, der sich
in der sitzenden weiblichen Gestalt abspielen sollte, ist er nicht durchgedrungen.
Zu der im übrigen guten decorativen Wirkung des Bildes trägt nicht zum
mindesten der Umstand bei, dass es ihm hiebei gelungen ist, den Rahmen in
geziemender Weise mit dem Bilde in Einklang zu bringen. Die streng archi-
tektonische Form des Tabernakelrahmens der italienischen Renaissance hat er in
eine leichtere naturalistische Bildung übersetzt. Die obere Rahmenleiste zeigt als
passenden Schmuck eingravirte verdorrende Rosen, die ihre welken Blätter
herabsinken lassen. So hat er es verstanden, in der Ornamentation des Rahmens
leise das Thema des Bildes nachklingen zu lassen, und zugleich der eigentlichen
Bestimmung des Rahmens, raumabschliessend zu wirken, gerecht zu werden.
Von Peter Behrens vielseitiger Thätigkeit auf dem Gebiete der Kleinkunst bietet