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maten, die Schädigung der Monumente auf öffentlichen Plätzen, an Kirchen
oder auf Kirchhöfen zur Folge hat. Man ist eben gewöhnt, den Producten
der plastischen Kunst die Rücksichten auf Reinhaltung, welche man bei
Gegenständen des täglichen Lebens natürlich findet, zu versagen, obzwar
es sich um Objecte handelt, welche berufen sind, auf alle Menschen
erhebend und veredelnd zu wirken und die oft bestimmt- sind, welthisto-
rische Ereignisse oder Namen verdienter Personen und deren Leistungen
kommenden Geschlechtern zu erhalten. Man übersieht, dass nichts für
das schöne Aussehen verderblicher, ja selbst für die Existenz gefährlicher
werden kann, als der Einfluss fremder Stoße, die sich als Schmutz und
Staub auf das Material eines Monumentes oder einer Statue heften und
diese nicht nur im äußeren Ansehen beeinträchtigen, sondern durch Zer-
setzungsprocesse aller Art schädigen.
Die Art des Materiales, aus welchem ein Kunstwerk geformt ist,
verhält sich gegen derartige Einwirkungen ganz ungleich, und ich habe
diese Frage bei einer anderen Gelegenheit des Näheren erörtert ').
Insbesondere verhalten sich Stein und Metall sehr verschieden.
Während ersterer und namentlich Marmor in weit höherem Maße dem
Verderben ausgesetzt ist und durch die Unbilden der Witterung oder
den Frost zerstört werden kann, zeigen Metalle, wie die Kunstbronze,
wohl eine weit größere Widerstandsfähigkeit, werden aber dagegen in
ihrem äußeren Ansehen leicht beeinträchtigt, da der Process der Patina-
bildung durch äußere Verhältnisse und zwar insbesondere durch die
Wirkung der Atmosphärilien beeinflusst wird.
Meist scheut man sich, öffentliche Monumente einem Reinigungs-
verfahren zu unterwerfen, theils wegen der großen Kosten, theils auch
weil man, wenigstens bei Erzmonumenten, fürchtet, durch häufige
Waschungen oder gar durch Anwendung bestimmter Wasch- oder Lö-
sungsmittel die Patinabildung zu beeinträchtigen, und in der That kann
nicht geleugnet werden, dass alle derartigen Arbeiten große Vorsicht
erfordern.
Hier in Wien wurden kürzlich die zwei Brunnenfiguren am Graben,
welche aus Blei angefertigt sind, vom Bildhauer Wilhelm Sturm in
einer recht gelungenen Weise einer eingehenden Restaurirung und Rei-
nigung unterzogen, und der Fürsorge des Stadthauamtes ist es zu danken,
dass die prächtigen Gestalten des Donner-Brunnens am Mehlmarkte ein
befriedigendes Aussehen bewahren, nachdem, wie Herr Stadtbau-Director
Franz Berger mir mitzutheilen die Güte hatte, diese Figuren bei der
zwei- bis dreimal im Jahre vorzunehmenden Reinigung des Bassins mit
Wasser, unter Verwendung von Schwämmen und Lappen gewaschen werden.
') Zur Frage der Erhaltung der Oßenllichen Denkmäler. vMitlheil. des k. k. Oesterr.
Musßumsc, 1881.