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und Maler Laufberger in Augenschein und widmeten der permanenten
Ausstellung des Wiener Kunstgewerbevereines eine eingehende Besichti-
gung, wobei Allerhöchstdieselben wiederholt Befriedigung über die künst-
lerischen Fortschritte der österreichischen Kunstindustrie auszudrücken
und schließlich den Vertretern des Museums die volle Anerkennung aus-
zusprechen geruhten.
Der Ostercandelaber ist eine Leistung der Wiener Kunstindustrie,
welche vollkommen geeignet ist, deren Ruhm im Auslande zu erhöhen
und zu befestigen. Der Entwurf zu demselben stammt aus dem Atelier
Storck, an seiner Ausführung war eine Reihe der bewährtesten Meister
betheiligt. Wechselvoll und zierlich profilirt wächst der Candelaber zu
einer Höhe von 7'], Schuh empor. Derselbe ist im Style der Renaissance
gehalten, an der dreiseitigen Basis liegen gefesselt drei asiatische Krieger-
gestalten, zwischen ihnen sind, von Krone und Tiara überragt, die Wappen-
schilder jener Persönlichkeiten angebracht, welchen die Ehre des Werkes
zukommt. Es sind Kaiser Franz Joseph l. als Stifter, Kaiser Leopold
und Papst lnnocenz XI. als die Repräsentanten der geistlichen und welt-
lichen Macht aus der Zeit der Befreiung. Von allen dreien befinden sich
die Portraits, in Niello auf Silbergrund ausgeführt, am Mittelgliede des
Schaftes. Ober- und unterhalb derselben umzieht den Stamm die Wid-
mungsinschrift: wFranciscus Josephus l. D. G. Austriae lmp. in memoriam
XV. Scptembris MDCXXXlll dono dedit B. Virgini ab Animam
Was dieses Werk besonders auszeichnet, ist nebst Anderem seine
farbige Erscheinung, der glückliche Wechsel von vergoldeten und ver-
silberten, mit Niello verzierten Theilen. Die Vergoldung ist alt und dunkel
gehalten, wozu das matte Silber, mit glänzend schwarzen Lorbeerzweigen
umzogen, vortrefflich steht. Auch die [nschriften sind in dieser Weise
ausgeführt. Diese Theile rühren aus dem Atelier von C. Lustig her,
die Gravirungcn wurden von Schwer dtner und Zapf ausgeführt;
die Portraits wurden von Professor Macht gezeichnet, die drei Asiaten
von Professor Klotz rnodellirt; Bronzeguss, Ciselirung, Vergoldung sind
das Werk von Hanusch - Alles bewährte Kräfte, die zum schönsten
Erfolge zusammengearbeitet haben.
(Personalnnohriohtem) Der Minister für Cultus und Unterricht
hat den Bibliothekskanzlisten Franz Ritter zum Bibliotheks-Scripto
am k. k. Oesterr. Museum für Kunst und Industrie ernannt. -
- Der Director Hofrath v. Eitelberger hat einen längeren Urlaub
zur Herstellung seiner erschütterten Gesundheit angetreten. Die Stell-
vertretung desselben hat der Vicedirector des Museums, Regierungsrath
v. Falke, übernommen.
(Besuch des Iuseums.) Die Sammlungen des Museums wurden im Monate
März von 10.069, die Bibliothek von m84, die V orl esu n ge n von 288 Personen besucht.
Professor Mom m sen erschien Sonntag den 29. März im Museum, um die Papyrus-
Sammlung des Erzherzogs Rainer zu besichtigen.
N91! ausgestellt: Crucitix, aus Leder getrieben, 18. .lahrh., Eigenthum des Herrn
H. Grünwald; - Goldslickereien von Fräulein Katharina Örndie aus Agrami H
Imitationen verschiedener Hölzer, Anstreicherarbeit von Alois Dostal;- farbiger Majolika-
Ofen, Nürnberger Arbeit, 16.-17. Jahrh., Eigenthum des Herrn Rudolf Lang}; - neun
Deckengemälde für das neue Stadttheater in Fiume, componirt und gemalt von Franz
Matsch und Gebrüder Klimt, darstellend Tanz, Liebe, Kampf, Concert, Operette, reli-
giöse Musik, Gesang.
(Bibliothek des Oeaterr. Museums.) Vom n. Mai-z bis 21. October ist die
Bibliothek des Museums wie alliahrlich an Wochentagen (mit Ausnahme des Montags)
von g-z Uhr, an Sonn- und Feiertagen von 9-1 Uhr dem Besuche des Publicums
geoifner.