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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XX (1885 / 235)

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Theophilus nennt diese Plättchen Elektren, das Email selbst aber 
bezeichnet er ganz einfach als Glas. Von der Art, wie Theophilus diese 
Elektren verfertigte, soll noch später die Rede sein. Die auch bis heute 
noch keineswegs endgiltig gelöste Streitfrage, welche Bedeutung das Wort 
Elektron bei den Griechen (das Electrum der Römer) gehabt, ob mit 
dieser Bezeichnung Bernstein, eine Legirung von Gold und Silber oder 
aber Email gemeint war, kann hier nicht näher berührt werden. 
Soll nun unser Schmelzkünstler seine Arbeit überhaupt vornehmen 
können, so muss er zunächst die Glasfragrnente, als welche wir sein 
Etnail kennen, einer Behandlung unterziehen, welche den Zweck hat, aus 
dem spröden harten Brocken einen Brei von geeigneter Consistenz zu 
bilden, um ihn mit Hilfe tauglicher Werkzeuge in richtiger Menge, Form 
und Ausdehnung auf die MetallBäche bringen zu können. Zu diesem Ende 
kann man nun verschiedene Mittel in Anwendung bringen. Das Email 
wird geglüht und in kaltes Wasser geworfen, wo es durch die rasche 
Abkühlung in unzählige kleine Stückchen zerspringt; diese Stückchen 
werden gesammelt, in Mörsern aus bestgehärtetern Stahl, aus Porphyr, 
Granit oder ähnlichem harten Stein au gröblichem Pulver gestoßen, in 
Achatschalen mit Pistillen aus demselben Material zerrieben. Theophilus 
bediente sich zum Pulvern der durch Glühen und Abschrecken zerklei- 
nerten Glasilüsse nur eines rundlichen Hammers. Noch muss das Email- 
pulver mit reinem Wasser sorgfältig gewaschen werden, in dem Falle 
aber, als es im Stahlmörser gestoßen wurde, vorher noch mit einer ver- 
dünnten Säure, etwa Salpetersäure, um die allenfalls vom Mörser abge- 
riebenen Theilchen aufzulösen und zu entfernen. Dieses so gewonnene 
Pulver hat etwa das Aussehen von feinem Streusand und in feuchtem 
Zustand kann es nun als ein steifer Brei mit Hilfe eines passenden 
Werkzeuges - etwa einer kleinen Spachtel - auf das zu verzierende 
Metall gebracht werden. 
Der gehörigen Hitze ausgesetzt, welche durchschnittlich etwa 800 C. 
erreichen muss, gerathen die Körnchen des Emailpulvers in's Schmelzen; 
bis zur Honigconsistenz erweicht, fließen sie ineinander und bilden nach 
dem Erkalten nun wieder eine homogene Glasmasse, fest haftend an ihrer 
Metallunterlage. Doch mit diesem Verfahren allein würde sich noch 
nicht viel Brauchbares zu Wege bringen lassen. Wird der ungefüge 
Emailbrei ohne Weiteres auf das Metall gebracht, so können die auf- 
zutragenden Formen nur roh und derb erscheinen, sie werden auch nach 
dem Brennen ein störendes Relief zeigen, wie frische Honigtropfen. Unser 
Künstler aber strebt nach Anderem: er will sein Werk mit zarten und 
dennoch entschieden begrenzten Zierfortnen versehen; er will es auch 
mit wohlgebildeter Schrift ausstatten u. s. w.; dazu bedarf er scharfer, 
bestimmter Umrisse auch der kleinsten seiner Emailflächen; er will diese 
ferner auch vollkommen glatt, ohne jede Unebenheit. Da gilt es, die 
Masse des Emails künstlich einzudämrnen und abzugrenzen. Die Ober-
	        
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