MAK

Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XX (1885 / 235)

Fläche des Metalls muss für jede eine Fläche von bestimmter Färbung 
bildende Emailpartie mit einem genügend tiefen, scharf begrenzten Bette 
versehen werden u. zw. dadurch, dass entweder die Cavitäten mit Hilfe 
des Grabstichels ausgehoben, oder dass auf dem glatten Metallgrund 
vermittelst trennender Stege aus schmalen dünnen Metallstreifchen , aus 
gehämmertem Draht, welche passend gebogen und auf die Kante gestellt 
sind, Einfriedungen und damit Zellen gebildet werden, welche gleich den 
Gruben des erstgenannten Verfahrens geeignet sind, das Email in scharf 
umschriebenen Grenzen festzuhalten und ein Zusammenschmelzen neben- 
einander liegender Partien zu verhindern, außer wo ein solches aus 
gewissen Gründen beabsichtigt wird. Diese beiden l-lerstellungsarten 
charakterisiren zwei wichtige Gruppen der Emailtechnik, die erstere das 
Grubenemail (Email champleve), die letztere das Zellenemail oder 
Stegemail (Email cloisonne) genannt. Die erste Art ausschließlich dem 
Westen Europas angehörig, mit den beiden Erzeugungscentren Köln 
und Limoges, die zweite vorzugsweise in Byzanz gepflegt, muth- 
maßlich aus dem Orient stammend; das Email champleve deutscher Pro- 
venienz, daher auch in vielen Fällen unter der allgemeinen Bezeichnung 
"Kölner Emails oder rrheinisches Emails , das Email cloisonne als 
wbyzantinischesw bekannt. Diese Collectivnamen sind selbstverständlich 
nicht so ganz strenge zu nehmen. Manche der Zellenemaile z. B. sind 
durch den Einfluss byzantinischer Kunst in Deutschland entstanden, ja 
Theophilus, unser Gewährsrnann, dessen Nationalität als Deutscher nicht 
anzuzweifeln ist, scheint nur die byzantinische Emailtechnik gekannt zu 
haben, wie aus seiner Anleitung zur Verfertigung der schon erwähnten 
Elektren hervorgeht. Ich kann es mir nicht versagen, diese kurze Anleitung 
hier zuzuführen, welche in ihrer schlichten Einfachheit den Vorgang mit 
wenigen Worten vollkommen anschaulich macht. Sie lautet: 
nPasse in alle Gehäuse, in welche Elektren zu setzen sind, einzelne 
Stücke dünnen Goldbleches, lege sie wieder mit Achtsamkeit herab und 
schneide Dir nach Maß und Lineal ein Streifchen Gold, das ein wenig 
dicker sei, winde es um den Rand jedes Stückes zweimal, so dass ringsum 
inzwischen dieser Streifen ein Raum bleibt, welcher der Limbus des Emails 
genannt wird. Dann schneide mit demselben Maß und Lineal Streifen 
durchaus vom dünnsten Golde, daraus Du mit der feinen Zange die Arbeit 
biegst und formst, welche immer Du in den Elektren darstellen willst: 
Kreise oder Knoten, oder Schnörkel, oder Vögel, oder Thiere, oder 
Gebilde von Menschen, ordne die Stückchen besonders, jedes an seinem 
Orte, mit Sorgsamkeit an und mache sie über Kohlen mittelst feuchtem 
Mahle haften. Hast Du ein Stück fertig, so löthe es mit höchster Vor- 
sicht, damit das zarte Gold sich nicht verwirre oder zu fließen anfange. 
So verfahre zwei- oder dreimal, bis die einzelnen Stücke etwas haften. 
lst auf solche Weise die Vertheilung und Löthung aller Elektren beendet, 
so nimm alle Gattungen Glas, welche Du zu dieser Arbeit gebrauchen
	        
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