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Deiner Jugend hat begonnen, der Du Dich mit Eifer und Liebe
voll und innig hingabst, war voll von Schaffensfreudigkeit und
Kühnheit. '
Die Zeit hat reichliche Früchte getragen, während Du mitten
darin gestanden bist, uns geleitet und geführt hast. Die Zeit
hat diese herrlichen Früchte gereift, und die Kunst wird Dir dafür
ewig danken. ln diesem Jahre, als ich zum letzten Male Worte
von Deinem lieben Munde hörte - und mir klingen sie so im
Ohre, als hörte ich sie jetzt - da sagtest Du". sich bin froh,
dass ich alt bin, denn so schöne Zeiten, wie ich erlebt habe,
kommen in der Welt nur selten wieder, ich möchte nicht wieder
jung WCTdelLü Aber nicht nur an die Kunst und Wissenschaft,
an die Ideale Deines Lebens, dachtest Du, Du gedachtest auch
Deiner Freunde und Lieben, und das allerletzte Wort, wasich gehört,
galt ihnen. Damals sprachst Du von einem unvergleichlichen
Lebensglücke: dass das Schicksal Dir auf Erden viele unermess-
liche Freude geschenkt hat. Du nanntest es ein hohes Glück,
treue Genossen auf dieser Welt gefunden zu haben. "Aber es
gab für Dich noch eine höhere Freude. Du sagtest, etwas sei
Dir noch beschieden, ein seltenes Himmelsgeschenk, das einem
Manne nicht oft voll und so rein gegeben wird, Dir ist es gegeben
worden: eine wundarbar gütige, engelsgleiche Frau. Das waren
deine letzten Worte, gerade so, die letzten, die ich aus Deinem
Munde hörte. _Es war damals ein ebenso schöner Tag wie heute
und Deine lieben Augen glänzten und sahen so freudig in die
funkelnde Sonne. Und diese Sonnenstrahlen scheinen dir auch
heute zum letzten Male in Dein Grab hinab, Du hattest sie so
lieb, Du sahst im Sonnenschein das Licht der Welt, Du hattest
ihn lieb und liebtest auch die lichte Welt, Du schiedest ungern,
doch es musste leider sein. Ruhe nun in Frieden. die Erde
werde Dir leicht."
Zum Schlusse hätte der Director der Kunstgewerbeschule
Friedrich Sturm, Namens des Lehrkörpers und der Schüler das
Wort ergreifen sollen. Er wurde jedoch von Rührung derart über-
mannt, dass es ihm unmöglich war, den beabsichtigten Nachruf
zu halten.
Der Sarg wurde dann versenkt und die ersten Schollen
rollten in die Tiefe. Kurz vor sieben Uhr war die imposante
Trauerfeier zu Ende.