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'der einzelnen verschiedene Localtöne zeigenden Partieen des darzusrellenden
Gegenstandes mit schwarzer Farbe gezeichnet. Dann diese Localtöne selbst
mit translucidern Ernail vermittelst der Spachtel hergestellt, die Fleisch-
theile mit Violettbraun unterlegt und das Ganze gebrannt. Diese Gründe,
bei welchen durch das mehr oder minder transparente Email die metallische
Unterlage leise schimrnerte, erhielten nun erst ihre Vervollständigung
durch das Aufsetzen von Lichtern aus halbopakem Weiß, insbesondere
bei den Gesichtern und allen übrigen Fleischtheilen und durch Goldlichter
bei den Gewändern und der sonstigen Zuthat. Findet man zwischen dem
Elfecte der hier beschriebenen Maleremaillen und dem Smalto di basso
rilievo der Italiener noch gewisse Aehnlichkeiten, so ist dies in keiner
Weise rnehr der Fall bei dem Limousiner Email des 16. Jahrhunderts, dem
Limousiner Email kat' exochen. Hier finden wir die mannigfaltigen Kupfer-
platten und Kupfergefäße, Kannen, Schüsseln, Teller, Salzfässer, Vasen,
kleine und große Gefäße für profanen und kirchlichen Gebrauch zunächst
vollständig und von allen Seiten mit deckendem, dunklem, meist schwarzem
Email überzogen; nur das Contre-Email der Platten erscheint farblos durch-
sichtig; und darauf nun ist, bei den besten Stücken nur mit Weiß, nur
durch stärkeren und schwächeren Auftrag die Modellirung der Malereien
erzielt, deren weiche zartduftige Schattirung bei kräftiger Formenbildung
von keiner anderen Maltechnik erreicht werden kann. Bescheidene Anwen-
dung von Gold vervollständigt und bereichert die Wirkung. Der sonst
nur mit Wasser angefeuchtete Emailbrei wurde durch die Anwendung
eines entsprechenden Bindemittels, meist des abgesonderten Schleimes von
in Wasser eingeweichten Quittenkernen, sowie durch sorgfältiges Anreiben
ductil und zum Auftragen tauglich gemacht, letzteres geschah nur selten
mit dem Pinsel, in der Regel wie auch noch heute, mit einer an einem
Stiel befestigten Nadel, mit deren Spitze das weiße Email tropfenweise
aufgesetzt und der gewünschten Zeichnung entsprechend durchgearbeitet
wurde.
Doch die Weiterentwickelung dieses Genres rastet nicht; früher schon
kam man auf das Verfahren, kleine Partien der Bildoberfläche, etwa edel-
sreinartige Scheibchen u. s. w., rnit Stückchen dünngehämmerten Goldes
oder Silbers zu bedecken und diese dann mit translucidern Email zu
überziehen. Sparsam musste hiebei umgegangen werden, sollte die Wir-
kung keine gleißende sein; doch jetzt benutzte man die durchsichtigen
Farben auch auf andere Weise; man verzichtete auf die Goldfolien oder
paillons, überzog die Gewänder der en grisaille nur mit Anwendung von
Weiß, hergestellten Figuren mit durchsichtigen Farben und tingirte die
Fleischtheile mit einem röthlichen Ton. Generationen beschäftigten sich in
steter Reihenfolge mit der Pflege dieser Kunstweise; die Emailmaler-
familien der Penicaud, der Limousin, Nouaillier, Reymond, Courtey u. s.w.;
aber nur bezüglich der Arbeiten eines Klinsters der letztgenannten Familie,
von welchem die mit vollem Namen bezeichneten. gegenwärtig im Oesterr.