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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XX (1885 / 236)

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Museum befindlichen Riesenplatten aus dem Besitze Sr. Durchlaucht des 
Fürsten Liechtenstein herrühren, soll einer technischen Eigenvthümlich- 
keit erwähnt werden, welche an den genannten Arbeiten auffallend zur 
Schau tritt. Während alle Limousiner sich des dunklen Grundes bedienten 
und ihre Grisaillen in zwei Lagen zumeist mit WeiB vollendeten, sind 
diese Platten zunächst ganz weiB emaillirt, und die nun folgende Pro- 
cedur ähnelt sehr der Maltechnik der alten Limogen auf blankem Kupfer. 
Mit Schwarz ist der Contour gezogen und die Localtöne dunkel angelegt; 
Lagen von opakem Weiß erzeugen die Modellirung und röthliche, blaue, 
braune Tinten u. s. w. vervollständigen im Vereine mit Gold die colo- 
ristische Wirkung. Doch weiter wie im tollen Wirbel folgt nun Art 
auf Art. Wir sehen in den Sammlungen des Louvre zu Paris Schalen, 
deren Mulden mit Grisaillen auf schwarzem Grund geziert sind, die 
gebuckelten Ränder aber sind weiß und mit polychromen Büscheln styli- 
sirter Blüthen und Blätter bedeckt. Es zeigen sich also an einem und dem- 
selben Stück zwei Verzierungsarten extremsten Contrastes. Schon aber 
naht auch die Zeit, wo das Porzellan, vorläufig noch das chinesische, mit 
seinen hellen Farben das Regiment antritt. Weifigrundig werden nun die 
Maleremaillen, oder vielmehr an diesen Malereienfist nichts mehr Ernail 
als der weiße Grund. Mit weichen leichtilüssigen Farben werden darauf 
die zart gepinselten Miniaturgemälde der Barockzeit und des nachfolgenden 
Rococo ausgeführt. Bekannt ist der Name des Emailmalers Jean Tontin 
und der seines Schülers, des Genfers Petitnt, dessen Emailporträts sich 
präsentiren wie lebende Gesichter in einem Convexspiegelchen. 
Sehr bald verstand man es auch, über die zarten Malereien auf 
weißem Grunde eine Lage krystallhellen Emails (Fondant) zu schmelzen. 
Dieser Fondant wurde weiters noch geschliffen bis zur spiegelnden Glätte. 
So Borirte die Emailmalerei in dieser Art noch etwa bis zur Mittedes 
abgelaufenen Jahrhunderts, dann aber näherte sich diese Kunst dem 
Niedergange fast bis zum Verlöschen, und als das 18. Jahrhundert zur Neige 
ging, waren eigentliche Malereien nur noch spärlich zu finden. Ab und 
zu stach etwa der Goldschmied seine nüchternen Verzierungen in das 
Edelmetall und füllte die Höhlungen mit Email; weniger zur Zier als des 
Umstandes halber, dass; wie unsere Großväter zu erzählen wussten, das 
Publicum der Meinung war, nur echtes Gold sei zum Emailliren ver- 
wendbar und daher in dem Vorhandensein des Emails eine sichere Gewähr 
filr den Werth des Gegenstandes erblickte. Um der Ernaillirkunst wieder 
aufzuhelfen, musste sie zum Theile neu entdeckt werden; dies ging um 
so langsamer von Statten, als die Literatur diese: Gegenstandes, je mehr 
sie sich der Neuzeit näherte, immer unzuverlässiger und reservirter wurde. 
Das Heer der Arcanisten schuf Unterweisungen, eher geartet, Jedermann 
von der gesunden Praxis abzuschrecken, als hiezu anzuleiten. Wie anders 
lehrte Theophilus, der schlichte Arbeiter der Klosterwerkstätte, wie 
anders Benvenuto, der lern- und lehrfreudige echte Sohn der Renaissance,
	        
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