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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XX (1885 / 236)

da zu erweitern, da zu befestigen; das hast du erst dann auf- 
gegeben, bis Dir ein unabwendbares Naturgesetz es aus der Hand 
genommen hat. 
So glaube ich, bewahrheitet sich das Wort, welches vor 
einigen Jahren, als Du unter der Last Deiner geistigen Arbeit 
zusammenbrachst, deine Freunde sagten. Damals hieß es: "Eitel- 
berger verlässt dieses Haus nur im Sarge!" Es wäre sehr vera 
lockend, hier einzugehen auf alle Deine Werke, welche Du für 
dieses Institut geschaffen, allein nicht das kann meine Aufgabe 
sein, und so kehre ich denn zurück, um meinem Auftrage gerecht 
zu werden; ich habe Dir zu danken, lieber Freund, ich habe Dir 
aus vollstem Herzensgrunde zu danken für alle deine Freund- 
schaft, flir alle Deine Liebe, für all' Dein Wirken und Mitthun 
und Vorausgehen. lch bin überzeugt, dass in diesem Augen- 
blicke alle Jene, die Dir nahegestanden, sehr gern in diesem 
Sinne mir beipflichten, und so sage ich denn: lch danke Dir im 
Namen der Kunst, der Du neben ihrer großen Aufgabe, die sie 
hat, das geistige Leben zu heben, noch ein weites Feld praktischer 
Thätigkeit eröffnet hast; ich danke Dir im Namen der Industrie 
und des Handwerkes, das Du mit dieser Kunst vermählen wolltest. 
Dein Andenken wird nicht schwinden, jede Stelle hier im Hause 
spricht es, was Du gewirkt und geschalfen hast. 
Bald wird sich wohl auch ein Zeichen der Anerkennung 
und des Wunsches, dass Dein Andenken erhalten bleibe, hier in 
diesem Hause erheben: das bescheidene Monument, das deine 
Freunde Dir zu setzen gedenken, ja sogar auf derselben Stelle, 
auf der Du jetzt die letzten Minuten in diesem Hause vollziehst. 
Eitelberger, lebe wohl für immer!" 
Als Regierungsrath Ritter von Engerth geendet, wurde der 
Sarg vor das Gebäude des Museums getragen und in den von 
sechs Pferden gezogenen Leichenwagen gehoben. Die Kunst- 
gewerbeschüler hatten mittlerweile den Saal verlassen und waren 
auf die Straße getreten, um dem Sarge voranzugehen. Als sich 
der Zug formirt hatte, setzte sich der Leichenwagen nach der 
Dominicaner-Kirche in Bewegung. Die Angehörigen des Ver- 
blichenen, das Curatorium, der Lehrkörper und die Beamten des 
Museums, die früher genannten Sommitäten, die Deputationen, 
die Künstlergenossenschaft und die übrigen Trauergäste folgten 
zu Fuße dem Sarge in die Kirche. Beamte und Diener des 
Museums bildeten den Schluss des Zuges, welcher sich langsam 
über den Stubenring, durch das Franz Josephs-Thor, über die
	        
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