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INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG 
Nr. 1 
die Familie des Kunsthafners Vest, Geschichte des älte 
ren Hafnergewerbes in Wien und Niederösterreich etc. 
Den Abschluß dieser Arbeiten bildete das große Werk 
,,Bunte Hafnerkeramik der Renaissance“, von dem im 
ganzen 300 numerierte Exemplare ausgegeben wurden. 
Mit der wissenschaftlichen Ausbeute war Walchers 
Interesse an der Sammlung der Töpferarbeiten erschöpft 
und er entschloß sich, sie aufzulösen. Die Versteigerung 
führte C. J. Wawra im Dezember 1917 (10, und folgende 
Tage) durch; der Erfolg war ein so bedeutender, daß 
Walcher seinen Herzenswunsch, sich ein Landgut anzu 
kaufen, erfüllen konnte. Seine Wahl fiel auf Schloß 
Feldeck, das er später in seiner alten Gestalt wieder 
hersteilen und mit einer Ringmauer umgeben ließ, wie 
sie auf alten Plänen zu sehen ist. 
Die Geldentwertung nach dem Kriege zwang Wal 
cher später, auch anderer Spezialsammlungen sich zu 
entäußern. Am 17. und 18. Mai 1926 kam bei Hugo H e 1 - 
bing in München seine Plakettensammlung unter den 
Hammer, die wichtige Arbeiten italienischer Schulen des 
16. Jahrhunderts, spanische Plaketten, deutsche Plaket 
ten von Peter Flötner u. a. enthielt. Einzelne Teile seiner 
Sammlungen tauchten in Kunstauktionen im Dorotheum, 
bei Wawra und Albert Kende auf. 
Von einem rastlosen Arbeitsdrang erfüllt, gründete 
Walcher 1927 di'e Zeitschrift „Altes Kunsthandwerk", 
deren bester Mitarbeiter er selbst war. Aus seiner Feder 
erschienen da, um nur einiges hervoi zuheben, Geschla 
gene Messingbecken des 16. Jahrhunderts, Süddeutsche 
Fayencekunst im 16. Jahrhundert, Der Terrakottenhof zu 
Schallaburg in Niederösterreich u. a. Die Zeitschrift 
hatte aber das Schicksal der meisten österreichischen 
Zeitschriften: sie ging nicht. Noch vor wenigen Monaten 
klagte Walcher, daß er schon 1500 Schilling daraufge 
zahlt habe, und bekümmert fügte er hinzu: „Ich glaube, 
ich werde es nicht lange mehr aushalten.“ 
Ob die Zeitschrift ihren Gründer überleben wird, 
erscheint angesichts der geringen Unternehmungslust in 
Oesterreich leider sehr zweifelhaft, überleben werden 
ihn aber seine kunsthistorischen Arbeiten, die ihm einen 
ehrenvollen Platz in der Kunstgeschichte sichern. 
Die Sammlung der 3/iadame Qecile Sorel. 
In der Galerie Georges Petit in Paris 
wurde am 6. und 7. Dezember die Sammlung der 
Mme Cecile Sorel, des berühmten Mitgliedes der 
Comedie Franchise,, versteigert. Die Auktion nahm 
bei ungemein starker Beteiligung der Pariser Gesell 
schaftskreise einen lebhaften Verlauf und erreichte 
einige überraschende Preise, besonders am zweiten 
Auktionstage, an dem die historischen Möbel aus 
der Zeit Louis XV, und XVI. an die Reihe kamen. 
Das Hauptstück des Interesses war das Bett der 
D u b a r r y, für das ein Pariser Antiquitätenhändler 
211,000 Frcs. zahlte. Dieses Bett begleitete die Fa 
voritin Louis XV. in ihren letzten Lebensjahren auf 
all ihren Reisen, Es kam in der Folge nach Tours, 
wo es die nach historischen Möbeln spähende Sorel 
ausfindig machte und nach Paris brachte. Mit dem 
Bett ging aber auch die Gewohnheit der Dubarry 
auf die neue Besitzerin über, es überall hin mitzu 
nehmen. Es ging auch vor zwei Jahren nach Ame 
rika mit, als die Sorel eine Spieltournee durch die 
Vereinigten Staaten unternahm und die Amerikaner 
rissen sich, wie man erzählt, nicht weniger darum, 
das berühmte Bett der Dubarry, als deren jetzige 
Besitzerin zu sehen. Und nun die verblüffende Tat 
sache, daß die Sorel sich entschlossen hat, sich von 
dem Bett, von dem sie förmlich unzertrennlich schien, 
zu trennen. Es waren aber keine materiellen Gründe, 
welche die Künstlerin dazu veranlaßten, sondern 
der Wandel in ihren Sammlerneigungen, Jetzt hat 
sie keine Freude an historischen Möbeln mehr, jetzt 
sammelt sie mit nicht geringerem Interesse moder 
nes Kunstgewerbe, dem die alten Möbel weichen 
müssen. 
Nachstehend die Ergebnisse der Auktion in 
französischen Francs: 
Zeichnungen und Gouachen. 
1 Boucher zugeschr,, Gruppe mit 2 Amoretten 
32 : 24 10.600 
2 Ph. Ciresme, 'Faun und Nymphen, 33 : 43 . . , 8.200 
3 Derselbe, .Bacchanale, 15 : 23 10.200 
4 Carmont elle, zugeschr., Herrenbildnis, 32 : 20 . 7.000 
6 Schule des Jordaens, Der trunkene Silen, 19 : 26 6.100 
Gemälde. 
8 und 9 Deshayes, Die Ruhe der Hirten 40,000 
Die Wäscherin, 49 : 40 40,000 
10 Franz, Schule, Junge Frau, 73 : 59 18.000 
11 Desgleichen, Mädchenbildnis, 80 : 63 27.000 
14 Reynolds, zugeschr., Porträt der Mrs. Lloyd . . 8.500 
15 und 16 Schall, zugeschr., Zwei Porträts der 
Sophie Arnould, Pendants, 19 ; 16 . . 22,000 
17 V o i r i o t, Frauenbildnis, 90 : 72 ........ 39.100 
Kunstgegenstände und Möbel. 
18 Persischer Krug, Motive in schwarz 3,850 
19 Persische Vase 2.700 
22 Hellgrünes Frühstücks-Plateau, China 820 
23 Bowle, chinesisch 1,100 
24 Hellgrüne Trinkschale, chin 1.320 
25 Dreiteilige, kürbisförmige Vase, chin 500 
26 Galerie-Vase, chin 1.350 
27 Chin. Vase, mit Galerie, lichtgrün und violett . . . 420 
28 Türkische Trinkschale, lichtgrün 1.500 
29 Türkische Bowle, lichtgrün 700 
30 Chin. Vase mit Galerie 4,000 
31 Viereckige, li-chtgrüne Platte 1.800 
32—34 Drei gleiche Töpfe, lichtgrün, chin 2.250 
35 Lichtgrüne Flasche, graviert unter der Glasur . . . 7,500 
36 Lichtgrüne türk. Jardiniere 16.000 
37 Zwei Sittiche, lichtgrün und blau, türk 68.000 
38 Zwei Papageien auf durchbrochenem Felsen, chin. 9.000 
39 Fabeltier, chin, ,10.000 
40 Flasche, lichtgrün, blau getupft 3.800 
41 Chin. Vase, eingebaucht 4.500 
'42 und 43 Zwei chin. Gottheiten, auf dem Thron 
sitzend 11.500 
44 Chin. Vase mit Galerie 6,000 
45 Chin. Vase mit Elefantenköpfen 4.000 
46 Rundes chin. Wasserbecken, grün emailliert .... 5.500 
47 und 48 Zwei Töpfe, chin., mit Glasur 12.500 
49 Vase, chin., mit Galerie, Zweige mit Hortensien . . 70.000 
50 Zwei chin. Pagoden 15.000 
51 Zwei Tempelhüter, Statuetten, chin. 7.000 
52—55 Neun Schminktöpfe, Mennecy 8.450 
56 Suppenschöpfer, Meißen 1.250 
57 Napf mit Blumen, sächsisch 1.050 
58 und 59 Zwei Teebehälter, Sachsen 800 
60 und 61 Zwei Bonbonieren 4.800 
62 Milchtopf, Sevres 500 
63 Milchtopf in Helmform, Sevres 750 
64 Suppenschöpfer mit Blumen, Sevres 1.600 
65 Zwanzig Messer mit Stahlklingen, altdeutsches 
Porzellan 7,000 
66 Dessertservice, deutsch 26.100 
Skulpturen. 
67 Basrelief, Terrakotta, Jungfrau mit dem Kind, ital., 
68 Basrelief, Jungfrau und Jesuskind, ital 6,000 
69 und 70 Zwei Terrakotta-Gruppen, Faun und Adler, 
Herkules und Omphale, 17. Jahrh 8.000 
71 L e m o y n e, Terrakotta-Büste, .Madame Adelaide, 
Tochter Louis XV 120.000 
72 Statuette „Die Quelle', Terrakotta 21.000 
73 Mascaron, Ceres, in weißem Marmor 5.000 
74 Terrakotta, Sitzende Minerva 7.800 
75 Büste eines Jünglings, Terrakotta 3.200 
76 Apollo, weißer Marmor 1.250 
77 Zwei Sockel, Marmor aus Aleppo 3.200
	        
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