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Stamme, an den sie sich lehnen, abheben; auf den drei Theilen des
Fußes reiten Amoretten , durch Fruchtschnüre verbunden. Neben diesen
formvollendeten, in edelstem Style decorirten Sachen hat Farina eine
Menge moderner naturalistischer Waaren ausgestellt, die fast sämmtlich,
im Gegensatze zu den vorerwähnten, ihre Käufer gefunden haben. -
Minghetti in Bologna hält bei etwas schweren Gefäßformen an den
Decorationsweisen der Renaissance fest. Außer wappengeschmückten
Tellern mit feinem Grotteskenrande sind seine sgraffitirten Arbeiten her-
vorzuheben, Schüsseln, welche in der Mitte einen Porträtkopf, ringsum
Tritonenornament, gelb aus schwarzem Grunde herausgekratzt, zeigen.
Gelungene Imitationen antiker Terracotten, den Kopenhagenern
ähnlich, hat Scappini in Corneto ausgestellt.
Ein altvenezianisches Genre aus der Rococozeit ist mit vielem Glücke
von zwei Firmen. Antonibon in Nove bei Vicenza und Vicro in Bassano
wieder aufgegriffen worden. Es ist weiß glasirte Fayence, getippt und
gefaltet, in weichen zierlichen Formen, decorirt mit Blumen, meist Rosen
in zarten, wohl abgetönten Farben, bei vorherrschendem Rosa und Blass-
grün. Ersterer wendet dabei auch plastischen Schmuck an, wie bei einem
großen Tafelaufsatze mit Amoretten und aufgelegten farbig glasirten
Blumen.
Das vorerwähnte Modegenre, bei welchem der Schmuck, die Blumen-
auflagen die Hauptsache bilden, wurde massenhaft von der wlndustria
napolitana ceramicau zur Ausstellung gebracht. Außerdem bildete das-
selbe leider den weitaus größten Theil der Ausstellung der kgl. keram.
Schule von Turin und der übrigen Firmen. Außer Blumen sind Figuren
als Auflage sehr beliebt. Molinari in Pesaro brachte eine lichtblau gla-
sirte Vase mit drei lebensgroßen. naturalistisch bemalten Schwalben,
welche diese zu umßattern scheinen, eine andere mit einem Affen, der
auf Baumzweigen einem Vogel nachstellt und eine dritte, die - vom
technischen Standpunkt wie vom plastischen gleich bewunderungswürdig
_ eine Gruppe von Sirenen und Tritonen auf einem Netze darstellte,
das die obere Hälfte des Gefäßes umzog, während auf der unteren durch
Malerei der Meeresgrund mit Fischen, Seepferdchen und Corallen ver-
sinnlicht war. Eines der kühnsten und gewagtesten Prnnkstücke dieses
Genres war die klafterhohe Porzellanvase der Societa ceramica Richard
in Mailand, die auf blauem Grunde mit weißen, fast freischwebenden
Nymphengestalten und Amoretten mit Musikinstrumenten in künstlerischer
Composition und Bewegung decorirt war. -- Das Bizarreste fand sich
jedoch in der Ausstellung der Fratelli Cacciapuotti in Neapel vereinigt,
darunter eine Vase mit nach Oben zugespitzten Henkeln, in jener lieder-
lich-Heckigen Weise glasirt und umschwebt von einem Reigen fliegender
Nymphengestalten; ferner ein Gefäß in Form von drei nebeneinander-
gestellten antiken Amphoren, unten zugespitzt, in derselben Manier grün-
lich-gelb glasirt und mit einem Kranze plastischer Blumen utnwunden.