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grapbie unterstützt auch diese; der Holzschneider kann eine photogra-
phische Skizze auf den Holzstock entwerfen und der Kupferstecher kann
dasselbe thun, was in Frankreich ausgeübt wird, aber in anderen Kreisen
nahezu unbekannt ist.
Deshalb könnte eine photographische Lehr- und Versuchsanstalt den
Holzschneidesthulen, ja auch den galvanoplastischen Sectionen helfend
unter die Arme greifen, da die Heliographie und Galvanoplastik im engsten
Zusammenhang stehen.
Erwähnen wir noch die vergrößerten photographischen Leinwand-
skizzen für Maler, die Decorirung von Metallgegenständen, ferner die
Herstellung von Email-, Glas-, Porzellanbildern und Decorationen auf
photographischem Wege, so ergibt sich, dass auch andere Fächer, z. B.
die Keramik, allen Grund haben, die Photographie in's Auge zu fassen,
da speciell in diesen Fällen eine blühende Industrie in Oester-
reich aus dem Boden gestampft werden könnte.
Diese wenigen Beispiele werden genügen, um den Beweis zu erbringen,
dass die Photographie in der Kunstindustrie und im Gewerbe von tief
einschneidender Bedeutung ist, und es ist befremdend, dass maßgebende
Kreise sich dieser Einsicht bis jetzt verschlossen haben.
In vielen Fällen kommt, wie schon oben erwähnt, die Photographie
nicht zur gewünschten Wirkung, wenn sie die betreffende Person nicht
selbst ausüben kann. Dies gilt nicht nur für Künstler, sondern auch für
Techniker oder Maschinen-Constructeure, für Reisende und Naturforscher.
Alle diese sollen eine fachgemäße Anleitung und Rath bei der Anschaffung
und Wahl der Apparate, welche sehr verschieden sind, finden.
Museen, Bibliotheken etc. können erst dann ihren vollen Werth
haben, wenn das daselbst aufgesammelte Materiale der allgemeinen Be-
nutzung zugänglich ist. Der Künstler will oft ein Ornament, eine Zeich-
nung, der Forscher eine alte Handschrift copiren. Befindet sich an der
Anstalt ein Atelier mit dem nöthigen Apparate, welcher jahrelang
Dienste leistet, so kann der betreffende Forscher das Object daselbst
auf den von ihm mitgebrachten Trockenplatten photographiren oder
photographiren lassen. Dies kann ohne bedeutende Auslagen geschehen,
während beim Mangel eines Ateliers oder von Apparaten die Mithilfe
eines Fachphotographen für einen Tag io bis So fl. kostet; diese
Summe ist in Folge der Transportkosten, der Schwierigkeit der Auf-
nahme gerechtfertigt, aber welcher Künstler oder Gewerbtreibende kann
sich solche Auslagen erlauben? Bei einer vorhandenen Einrichtung in der
eben besprochenen Weise belaufen sich die Kosten einer Aufnahme kaum
auf den zehnten Theil. Dass dieser Vorschlag durchführbar ist, beweist
die Errichtung eines photographischen Ateliers auf der
Nationalbibliothek in Paris, wo die ganze Sammlung den Photo-
graphen zugänglich ist und gewisse Normen die Benutzung regeln.
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