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Volltext: Kunst und Kunstgewerbe auf der Wiener Weltausstellung 1873

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DIE VERVIELFÄLTIGENDEN KÜNSTE. 
Die grofse Landfchaft vonj. Rich 
ter nach C. Ebert ift eine verdienftliche 
Arbeit, wirkt aber etwas unruhig. Dielen 
fämmtlich Münchener Künftlern reiht 
fich noch Friedrich Vogel an; in fei 
nem «Seni vor der Leiche Wallenftein’s» 
ift der Knalleffect auf gefchickte, mafs- 
volle Weife wiedergegeben; dagegen 
hat feine Zeichnung nach dem Bildniffe 
der de Taffis von Van Dyck in der 
Liechtenftein - Galerie zu Wien etwas 
modern, albumblättlich 
Anempfundenes, das 
fich hoffentlich im Stich 
wieder verlieren wird. 
Auch A. Schult- 
heifs: «Luther als 
Chorknabe mit Andern 
fingend», nach Linden- 
fchmit, ift von guter 
Wirkung und wäre es 
noch mehr, wenn fich 
die Lichtmaffe des 
Stichfeldes beffer vom 
weifsen Rande ifolirte. 
Die «Anbetung der 
heiligen drei Könige» 
nach Paolo Veronefe 
von H. Steiffenfand 
in Düffeldorf ift eine 
tüchtige Arbeit. Ein 
ungemein liebenswür 
diger Meifter aber ift 
Profeffor E. W i 11 m a n n 
in Karlsruhe. Niemand 
verfteht es fo wie er, 
, ,, , . . T , . Riechfläfchchen mit 
landfchafthche Reize Reinen, von E. 
im Kupferftich wieder 
zugeben. Sein «Frühling» nach Knaus 
ift ein luftiges Stückchen. Seine Land- 
fchaften nach Jules Coignet find kleine 
Meifterwerke in technifcher Beziehung 
und in dem Reichthume ihrer Tonfcala. 
Die Jahreszeiten nach Marak waren die 
einzigen bedeutenden Leiftungen der 
Radirnadel in diefer Abtheilung. Auch 
von Lithographie und Holzfchnitt ift 
uns nichts Bemerkenswerthes aufge 
fallen, aufser etwa die Vignetten von 
Albert Vogel in Berlin, meift Kriegs- 
fcenen, welche zeichnend und für Text 
einlagen in Bücher recht ftilgemäfs be 
handelt find. 
Das Fehlen aller fogenannten feinen 
Kunftblätter in der deutfchen Abthei 
lung gäbe zu lehrreichen Betrachtungen 
Anlafs. Die Species 
der Liebhaber, welche 
fich einft an diefem 
kleinen Kaliber ver 
gnügte , ift ausgeftor- 
ben. Was heute den 
Ausfchlag giebt, ift das 
Nietenblatt der diver- 
fen Kunftvereine, das 
nur an der Wand hängt, 
um einemöglichft amu- 
fante und gemüthliche 
Familiengefchichte zu 
erzählen. An diefem 
Genre mufs nun der 
deutfche Kupferftich 
fein Dafein friften und 
wir dürfen ihn daher 
nicht für alles das ver 
antwortlich machen, 
was als regelmäfsige 
Ration den Mitgliedern 
der verfchiedenen 
Kunft-Vereine vor die 
Krippe gefleckt wird. 
Goldfaffung und Edel- 
Philippe in Paris. 
III. Oesterreich und die übrigen Staaten. 
Wie auf fo manchem andern Ge 
biete, gab uns die Weltausftellung auch 
in der öfterreichifchen Abtheilung der 
graphifchen Künfte Gelegenheit, zu 
beobachten, was Nachfrage und guter
	        
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