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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XX (1885 / 237)

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übergehen, sobald er einigemale einen Körper vom selben Standpunkt 
gezeichnet und photographirt hat. 
3. Die Photographie bringt directen Nutzen. Es wurde 
oben in Kürze gezeigt, wie sie schnell. dem Maler gute Skizzen liefert; 
der Techniker bringt in kürzester Zeit complicirte Maschinen in richtiger 
Projection auf die Platte; die Lichtpauserei liefert rasch Copien von 
Plänen etc. 
4. Die Photographie soll an Kunst- oder technischen und gewerb- 
lichen Schulen in der Weise gelehrt werden, dass der Schüler die Eigen- 
schaften, Wahl und Behandlung der zur Negativaufnahme erforderlichen 
Apparate (Objectiv, Camera etc.). Art der Belichtung, Wahl des Stand- 
punktes und Entwickelung der Platten lernt. 
(Schluss folgt.) 
Die Keramik auf der Nationalausstellung in Turin. 
Von A. Kisa. 
Italien war neben Spanien dasjenige Land Europe's, in welchem 
mit dem Ende des Mittelalters die Keramik in Folge der nachhaltigen 
Einwirkung der orientalischen Gefäßbildnerei sich zuerst wieder zu 
künstlerischer Höhe aufschwang. Während sie aber in letzterem Lande 
auf bloße Nachahmung der Vorbilder in Technik sowohl wie Decoration 
beschränkt blieb, wusste sie sich in Italien bald auf eigene FüBe zu 
stellen, und erlangte jene hohe Blüthe, welche mit den Namen von 
Gubbio, Faenza, Urbino, Caffagiolo verknüpft ist. 
Die moderne italienische Keramik hat mit großem Erfolge auf 
die Meister der Renaissance zuriickgegrilfen und die höchst gelungenen 
Imitationen eines Ginori, Farina, der beiden Castellani sind es, die ihr 
einen hohen Ruf bei uns erworben haben. Man würde jedoch irren, 
wenn man annähme, dass diese Imitationen einen nachhaltigen Einfluss 
auf die keramische Production im Großen genommen haben. 
Die keramische Abtheilung der Turiner Ausstellung stellte sich nach 
den Möbeln und Holzschnitzereien, sowohl der Zahl als dem Werthe nach, 
als die gelungenste und vortheilhafteste dar. Dennoch fehlte der Industrie 
das, was England und Frankreich lange schon besitzen, wonach wir in 
Deutschland und Oesterreich mit Erfolg streben, ein einheitliches natio- 
nales Gepräge in den Leistungen der Kunstgewerbe, fast gänzlich. Wenn 
sich in den verschiedenen Leistungen des modernen Italien auf künstle- 
rischem und gewerblichem Gebiete ein allgemeiner, das Schaden bestim- 
mender Grundzug constatiren lässt, so ist es der einer möglichst genialen 
Unabhängigkeit von überlieferten Formen, und so mögen diese Formen 
auch die eigenen nationalen sein, welche ehemals den Ruhm Italiens als
	        
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