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übergehen, sobald er einigemale einen Körper vom selben Standpunkt
gezeichnet und photographirt hat.
3. Die Photographie bringt directen Nutzen. Es wurde
oben in Kürze gezeigt, wie sie schnell. dem Maler gute Skizzen liefert;
der Techniker bringt in kürzester Zeit complicirte Maschinen in richtiger
Projection auf die Platte; die Lichtpauserei liefert rasch Copien von
Plänen etc.
4. Die Photographie soll an Kunst- oder technischen und gewerb-
lichen Schulen in der Weise gelehrt werden, dass der Schüler die Eigen-
schaften, Wahl und Behandlung der zur Negativaufnahme erforderlichen
Apparate (Objectiv, Camera etc.). Art der Belichtung, Wahl des Stand-
punktes und Entwickelung der Platten lernt.
(Schluss folgt.)
Die Keramik auf der Nationalausstellung in Turin.
Von A. Kisa.
Italien war neben Spanien dasjenige Land Europe's, in welchem
mit dem Ende des Mittelalters die Keramik in Folge der nachhaltigen
Einwirkung der orientalischen Gefäßbildnerei sich zuerst wieder zu
künstlerischer Höhe aufschwang. Während sie aber in letzterem Lande
auf bloße Nachahmung der Vorbilder in Technik sowohl wie Decoration
beschränkt blieb, wusste sie sich in Italien bald auf eigene FüBe zu
stellen, und erlangte jene hohe Blüthe, welche mit den Namen von
Gubbio, Faenza, Urbino, Caffagiolo verknüpft ist.
Die moderne italienische Keramik hat mit großem Erfolge auf
die Meister der Renaissance zuriickgegrilfen und die höchst gelungenen
Imitationen eines Ginori, Farina, der beiden Castellani sind es, die ihr
einen hohen Ruf bei uns erworben haben. Man würde jedoch irren,
wenn man annähme, dass diese Imitationen einen nachhaltigen Einfluss
auf die keramische Production im Großen genommen haben.
Die keramische Abtheilung der Turiner Ausstellung stellte sich nach
den Möbeln und Holzschnitzereien, sowohl der Zahl als dem Werthe nach,
als die gelungenste und vortheilhafteste dar. Dennoch fehlte der Industrie
das, was England und Frankreich lange schon besitzen, wonach wir in
Deutschland und Oesterreich mit Erfolg streben, ein einheitliches natio-
nales Gepräge in den Leistungen der Kunstgewerbe, fast gänzlich. Wenn
sich in den verschiedenen Leistungen des modernen Italien auf künstle-
rischem und gewerblichem Gebiete ein allgemeiner, das Schaden bestim-
mender Grundzug constatiren lässt, so ist es der einer möglichst genialen
Unabhängigkeit von überlieferten Formen, und so mögen diese Formen
auch die eigenen nationalen sein, welche ehemals den Ruhm Italiens als