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Nothwendigkeit sei, zum Baue eines neuen Museums zu schreiten, um endlich einen
Kunsttempel zu haben, welcher der erhabenen Meister, Rembrandt und van der Helst
an der Spitze, würdig sei. lm December 1873 beschlossen denn nun die Kammern diesen
Umbau, dessen Ausführung im Jahre 1876 dem Herrn Cuypers, einem der geist-
vollsten und gelehrtcsten Architekten Amsterdams, von dem Könige übertragen wurde.
Dieses neue Museum hat eine vortrefliche Lage ganz im Centrum eines neuen Stadt-
theiles an dem Parke, welcher den Namenldes Dichters Vondel führt. Cuypers wählte
zum Baustyle die holländische Renaissance zu 'Anfang des 16. Jahrhunderts, wobei er
jedoch ebenso die besonderen Museurnszwecke als die gestimmten Culturbedingungen
unsererleit im Auge hatte und ihnen in den erwahlten, durchgebildetsten Kunst- und
Stylformen zu genügen trachtete. Dieses neue Museum ist eine glänzende, eine bewun-
dernswerthe einheitliche Verschmelzung von wissenschaftlicher Baulehre und schöpfe-
rischer Erfindungskraft. Der braunrothe Backsteinbau mit seinen Statuen, seinen Mosaiken,
seinen goldgrundigen Medaillons, seinen emaillirten farbigen Friesen u. s. w. macht aller-
dings im ersten Augenblicke einen beunruhigenden, gleichsam berauschenden, poetisch-
schwelgerischen Eindruck, allein je öfter und länger man dieses forrnen- und farbenpran-
gende Baudenkmal betrachtet und in allen seinen Theilen und Verhältnissen erwägt und
studirt, umsomehr schwindet dieser anfänglich beunruhigende Eindruck, und es tritt
mehr und mehr die vollstandigste Befriedigung ein. Den Hauptsaal bildet eine Glashalle
von t5o Quadratmeter, das heißt blos der Glasplafond. ln diesem Haupt! oder Ebrensaale
sollen alle Gemälde der Amsterdamer Vereine, also auch die nNachtwache: von Rembrandt,
ihre Aufstellung finden. Der derzeitige Minister des Innern, Mr. Hecmskerk, wird
dieses neue Museum im Namen des Königs erolfnen. Die Feier wird durch einen prunk-
haften, allegorisch-historischen Festzug verherrlicht werden. Die Ehrenpräsidentschaft
dieser besonderen Festcommission hat der Bürgermeister von Amsterdam übernommen.
(Kunstwerke der Stadt Paris.) Der SeineaPrafect hat ein Inventar aller der
Stadt Paris als Eigenthum angehörigen Kunstwerke aufstellen lassen. Der Wertb der-
selben belauft sich auf 12356560 Francs, von welchem Betrage auf die in den bürger-
lichen Gebäuden befindlichen Kunstschätze 4,l78.ooo und auf die 68 religiösen Gebäude
8,o78.ooo Francs entfallen. ln den städtischen Garten und Anlagen befinden sich für
nahezu l,ooo.ooo Francs Kunstwerke, wovon das Standbild der Republik am Chateau
d'Eau-Platze allein auf mehr als 300.000 Francs geschätzt ist. Die Kunstgegenstände der
Sammlung der Plane von Paris sind auf t,714.ooo, die der Bibliothek und des Museums
Carnavet auf tpomooo, die der 23 anderen städtischen Bibliotheken auf (148334 Francs
geschätzt.
Im Natlonalmuseum zu Stockholm ist, wie wir dern Rechenschaftsberichte für
das Jahr X384 (Shstens Kunstsamlingars tillwixt och förvaltuing 1884. Underdanig be-
rättelse afgifilen nf Nntionalmusei Intendant) entnehmen, nach Loslösung der Waffen-
sammlung und Unterbringung derselben im königlichen Schlosse, eine eigene kunstgewerb-
liche Abtbeilung eingerichtet werden, in welche der größere Theil der dem Staate ver-
machten Privatsammlung des Königs Karl XV.,'sowie die Sammlungen und die Bibliothek
des Gewerbevereines (Slöjdfärening) aufgenommen worden sind. Dem vom Intendanten
Dr. Upmark verfassten Jahresbericht ist als Anhang ein Aufsatz des Amanucnsis
Dr. Göthe über Sergel und dessen Porträtmedaillons beigegeben.
(lesakeloh aus dem 13. Jahrhundert.) Eine in Helsingfors in finnischer Sprache
erschienene Publication von Dr. Eliel Aspelin macht uns mit einem bisher unbekannten
deutschen Goldschmiede aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts bekannt. Von diesem,
einem künstlerisch und technisch" hervorragenden Meister Namens Siegfried (Sifridus),
gibt ein urkundlich bezeichnetes Werk Zeugniss: ein mit reichsten: Bildwerke und prachte
vollem Zierate ausgestatteter Messkelch, welcher im Jahre 170g aus der Kathedrale von
Viborg nach Borga in Finnland kam.
(Dia Kuppel der Peters-Kirche.) Der Bleiuberzug der Kuppel der St. Peters-
Kirche in Rom ist nunmehr erfolgreich erneuert worden. Diese Arbeit hat eine Zeit von
zwölf Jahren erfordert und an 40.000 Pfd. St. Kosten verursacht. Der Originalüberzug
ist sehr unvollkommen gewesen und hat steter Reparaturen bedurft, weshalb man sich
entschließen musste, die ganze Einfassung vollständig zu erneuern. Es wurde zu diesem
Behufe neues Blei aus Spanien importirt und mit dem alten Blei im Verhältnisse von
einem Theile alten und zwei Theilen neuen Bleies vermischt. Das Gesammtgewicht des
neuen Ueberzuges betragt 354.305 Kilogramm, und wenn man ihn in einer Flache aus-
breiten wollte, wurde er ein Areal von 6152 Quadratmeter bedecken. Beim Abstreifen
der alten Platten wurden drei derselben vergoldet vorgefunden.
Selbstverlag des k. k. Oeslerr. Museums für Kunst und Industrie.
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