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Bibliomanen angehörte, die Bezeichnung nillustrirtes Exemplaru verstanden
haben würde, und dass vor ungefähr vierzig Jahren die verschollenen
Wörter in Aufnahme gekommen sind, in einem eng begrenzten Sinne.
Das geschah durch die Engländer, die einerseits eine größere Anhäng-
lichkeit an Fachausdrücke philologischer Studien bewähren, andererseits
besonders kühn sind in Abkürzungen und Auslassungen. 1842 fing
nämlich die weltbekannte Zeitschrift wThe illustrated London Newsu zu
erscheinen an: illustrirte Londoner Nachrichten; gedacht war dabei nicht
an Erläuterung durch Anmerkungen, an Commentare, sondern an Ab-
bildungen, und zwar an Abbildungen im Texte selbst. Frankreich
schloss sich an mit vljlllustrationu, Deutschland t843 mit der Leipziger
wlllustrirten Zeitungu, welche den alt-neuenAusdruck bei uns einbür-
gerte. Neu war der Name, das Format, der Reichthum an Bildern; die
Sache, Zeitschriften mit Holzschnitten, hatte denselben Weg schon ein
Jahrzehnt früher zurückgelegt, als England gegenüber den theuren Tages-
blättern und Reviews eine für breitere Lesermassen berechnete perio-
dische Literatur in's Leben rief, deren populär-wissenschaftlicher Inhalt
durch Abbildungen unterstützt und deren Wohlfeilheit gleich im Titel
ausgedrückt wurde: die nPenny Magazinen. Frankreich ahmte diese
zunächst in dem wMagasin Jaittoresqueu nach, und der junge Buchhändler
J. J. Weber aus Basel, damals in dem Pariser Geschäfte Bossange,
veranlasste seinen höchst unternehmenden Chef, der bereits Niederlas-
sungen in den meisten Hauptstädten. Europa's, auch Amerikas, besaß,
in Leipzig eine Filiale zu gründen behufs der Herausgabe eines deutschen
wPfennig-Magazinsu, dem bald Concurrenz-Unternehmungen folgten. Es
ist bekannt, dass derselbe Buchhändler Weber die wlllustrirte Zeitungu
gegründet und sich auch außerdem um die Pflege des Holzschnittes und
des lllustrationswesens vielfältige Verdienste erworben hat.
Wenn wir des vor fünf Jahren gestorbenen Weber gedenken,
welcher mit nicht ermattender Zähigkeit und Opferwilligkeit sein Unter-
nehmen unter oft recht schwierigen Verhältnissen über Wasser erhielt,
so ist es billig, auch einige andere Namen zu nennen: aus der Nähe
Rudolf von Waldheim, welcher vor dreißig Jahren das erste, künst-
lerische Ziele verfolgende, xylographische Institut in Oesterreich in's
Leben rief und in seinem Verlage illustrirte Zeitschriften höherer Art
erscheinen ließ; in der Ferne Charles Knight, dessen Name der heu-
tigen Generation eher geläufig ist wegen seiner Ausgabe von Shakespeare
und Shakespeare-Studien, als wegen der periodischen Unternehmungen,
welche eine wahre Umwälzung in der Journalistik hervorgerufen haben.
Charles Knight war Buchhändler in London. Zu seiner Zeit befand sich
die englische Presse in einem ganz eigenthümlichen Zustande. Der Zei-
tungsatempel war von einem halben und einem Penny allmälig auf vier
Pence (nach heutigem Curse etwa zwanzig Kreuzer) gestiegen; rechnet
man nach Abzug der Sonn- und Feiertage dreihundert Blätter im Jahre,