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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XX (1885 / 239)

illustration den glänzendsten Aufschwung, und zumal aus venetianischen 
und florentinischen Pressen gingen um die Wende des XV. und XVI. 
Jahrhunderts Erzeugnisse hervor, welche bis auf den heutigen Tag nicht 
übertroffen worden sind und zunächst auch die Richtung der Buch- 
illustration in Deutschland und Frankreich bestimmten. So kam in 
Venedig das Einfügen kleiner Holzschnitte, der Vignetten, wie wir jetzt 
sagen, auf, und Italien im Allgemeinen war es, welches den neuen Styl 
in architektonischen Titelumrahmungen, Kopf- und Randleisten, Schluss- 
stücken etc. zur Geltung brachte. Da bauten sich phantastische Bogen- 
stellungen auf, da überzog das aus antiken Wurzelstöcken üppig empor- 
geschossene Pflanzeuornament der Renaissance Pilaster und Friese, da 
wurden in Nischen und Giebelfeldern allegorische Figuren, wie die sieben 
freien Künste, Weisheit, Wahrheit, Gerechtigkeit und dergleichen mehr, 
angebracht, oder die Büsten von Imperatoren und Rednern, während 
den Sockel ein neckisches Volk von Putten umspielte, oder das Blatt-, 
Ranken- und Bandwerk umspann in freien Umschlingungen den Text. 
Es braucht nicht hervorgehoben zu werden, welche Stellung Wol-r 
gemut, Dürer, Burgkmair, I-Iolbein in der Geschichte des Holz- 
schnittes einnehmen; an der Entwickelung der eigentlichen Buchillustration 
in Deutschland aber hat der Letztgenannte einen besonders hervorragenden 
Antheil. Was er während seines Aufenthaltes in Basel geschaffen hat an 
Bildern für den Holzschnitt, an verzierten Initialen, Signeten u. s. w., 
ist mustergiltig für alle Zeiten, namentlich auch in Beziehung auf das 
Verhältniss des Künstlers zum Buche. Holbein ist noch der Illustrator 
im wahren Sinne. Er erfasst und gestaltet den vom Texte gelieferten 
Stoß künstlerisch, aber er thut demselben nicht Gewalt an, so wie er 
sich andererseits nicht darauf beschränkt, lediglich mit dem Griffel zu 
umschreiben, was schon mit Worten gesagt worden und dem aufmerk- 
samen Leser ohnehin verständlich ist; in den ornamentalen Beigaben 
dagegen lässt er seine Phantasie und seinen Humor frei walten. Zu 
solchen ornamentalen Beigaben dürfen wir auch die Signete zählen, 
die Buchdrucker- und Verlegerwappen, welche uns so recht vergegen- 
wärtigen, welch' ein künstlerischer Zug damals die Welt beherrschte. 
Der Drucker war nicht zufrieden damit, seine Firma auf dem Buche anzu- 
geben, es sollte auch sein Symbol, seine Devise tragen und auch darin 
schon sich als Kunstwerk legitimiren. Von der einfachen Hausmarke 
Peter Schöffefs angefangen, hat man bereits bei 1500 solcher Signete 
gesammelt und immer noch werden bisher übersehene entdeckt, freilich 
oft nur mäßige Leistungen oder Nachahmungen der Wappen berühmter 
Officinen (Markenschutz gab es noch nicht), oft aber auch Werke aus- 
gezeichneter Künstler. Wir wollen nur an die bekanntesten erinnern: 
die Florentiner Lilie des Hauses Giunta, den Delphin des Aleo Ma- 
nuzio in dem meerumspülten Venedig, den Adler mit Pfeilbündel und 
der Legende vConcordia res parvae crescuntu des Hauses Elzevir in
	        
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