KLEINERE MITTHElLUNGEN.
(Kunatgewerbesohule des k. k. Oeeterr. Museums.) Die
Kunstgewerbeschule des Museums wurde im verflossenen Schuljahre von
26g Schülern, darunter 72 weiblichen und 44 Hospitanten, besucht. Der
Staatsangehörigkeit nach waren unter diesen Schülern aus Oesterreich-
Ungarn 250, aus dem Deutschen Reiche n, aus Frankreich z, Belgien,
Italien, der Scnweiz, Russland, Rumänien und Mexiko je r. Eine Ueber-
sieht der Frequenz der einzelnen Fachschulen haben wir bereits in
Nr. 237 dieser Zeitschrift veröffentlicht. Die Ausstellung der Schüler-
arbeiten wird vom 14. bis 25. October c. in den Räumen des Oesterr.
Museums stattfinden. Neu eröffnet wurde eine Abtheilung für Holz-
schneidekunst (Prof. W. Hecht).
An Stipendien und Unterstützungen für mittellose Schüler wurden
im abgelaufenen Schuljahre 18.944 fl. gewidmet und verwendet. Sieben
absolvirte Schüler der Kunstgewerbeschule wurden zu Lehrern an kunst-
gewerblichen Fachschulen bestellt und zwar in Chrudim, Gablonz, Graz,
Tetschen, Walachisch-Meseritsch und Würhenthal.
Die Vorbereitungsschule der Kunstgewerbeschule ist Anfangs
August aus dem Museum, wo sie seit dem Jahre 1871 untergebracht
war, in ihr neues Heim in dem Gebäude der k. k. Unterrichtsanstalten
am Hegelplatze ühergesiedelt. '
(Oßßwtr. Museum.) Neu ausgestellt: Schlafzimmermöbel von W. Beta
in Wien; - Photographien nach den japanischen Gegenständen der Sammlung Riebec
in Berlin; -- Fahne und Band für den Kammer Sangerbund Klagenfurt, ausgeführt in
der Kunstanstalt von Carl Giani iunior (nur kurze Zeit ausgestellt); - drei antike
Marmorreliefs, ein Eisengitter, 16. Jahrh, Eigenthum des Grafen Carl Lanckoronsky;
- Album in Leder gebunden mit Handvergoldung von J. Neidhardt, k. k. Hofbuch-
binder in Wien, Eigenthum der Frau Fürstin Metternich; - eine neue Collection Gläser
in Venezianer Art von Fr. Zitzmann; - Credenz mit Einlagen von gemalter Faience
von Hans Pach er in Wien (Wiener Kunsrgewerbeverein): - zwei Kirchenfenster für
Altmunster, im Auftrage Sr. k. Hoheit Herzog Philipp von Württemberg ausgeführt in
der Tiroler Glasmalerei-Anstalt zu Wien; - Miniaturen, Initialen und Ornamente aus
der Bibel KarVs des Kehlen in den vom Grafen Bastard herausgegebenen Reproductionen:
- das Barock- und Rococo-Ornament in Deutschland, Publication von C. Gurlitt; -
Loffel aus Rennthierhorn, lappländisch.
(Basuoh 6.69 Museums.) Die Sammlungen des Museums wurden im Monate
August von 9689, die Bibliothek von 1074 Personen besucht.
(Eine polyohromirte Statue im Oesterr. Museum.) Zu den
ungelösten Fragen, welche heute auf das lebhafteste die Kunstwelt,
Künstler wie Gelehrte, beschäftigen, gehört die Färbung der Plastik.
Die Frage ist von der Architektur auf die Sculptur übergegangen, und
nachdem sie geschichtlich für die antike Zeit und das Mittelalter zu
Gunsten der Polychromirung entschieden worden, ist sie nun auch theo-
retisch für das Schaffen der Gegenwart aufgeworfen und lautet; Sollen
wir unsere Holz- und Marmorbildwerke in der Farbe des Materials
belassen oder sollen wir sie ganz oder theilweise nach der Natur poly-
chromiren? Es wird sich vom Standpunkte der Aesthetik Vieles für und
wider das Eine wie das Andere sagen lassen und ist ja auch schon
gesagt worden; die Entscheidung aber kann nur durch die Praxis kommen.
Die Künstler müssen uns Beispiele vorführen der ganzen wie der theil-
weisen Polychromirung, und es wird sich dann zeigen, ob unser der
farbigen Plastik entwöhntes Auge Gefallen daran finden kann. Von
diesem Standpunkte aus ist ein jeder neue Versuch willkommen zu heißen,
ob er uns gelungen erscheint oder nicht, 0b er gefällt oder nicht.