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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XX (1885 / 241)

Ungemein gewinnen müsste das Ganze durch die Anwendung von 
elektrischem Licht; und für den Abendbesuch des Museums wird 
auf alle Fälle zu sorgen sein. Hingegen wäre der allgemeine Besuch 
wohl auf die wärmere Jahreszeit zu beschränken, höchstens ein 
kleiner Theil der Localitäten zu Studienzwecken auch im Winter zugäng- 
lich zu halten, so dass für das Museum im Ganzen keine kostbaren 
Heizungsanlagen erforderlich sein würden. 
Die Kosten der Anlage und der Vermehrung einer so groß ge- 
dachten Sammlung sind ohnedies beträchtlich genug. Ich lasse dabei den 
Platz und das Gebäude hier ganz bei Seite. Nur über die Erfordernisse 
für die Sammlung selbst will ich mir einige, auf Erfahrung begründete 
Mittheilungen erlauben, weil dadurch der ganze Plan auch von der mate- 
riellen Seite her bestimmtere Gestalt gewinnt. 
Es ist bei allen solchen Anlagen zweierlei nöthig: erstens ein 
Grfxndungsfonds und zweitens eine Jahresdotation. Verwaltungs- 
kosten, Gehalte, Kosten der Gießerei bleiben dabei außer Betracht. Der 
Gründungsfonds wird für unseren Fall mit 100.000 fi. gewiss nicht zu 
hoch angeschlagen. Als Jahresdotation ist eine Summe von 12.000 fl. 
erforderlich, um die Sammlung systematisch zu ergänzen, allen neuen 
Funden und Entdeckungen zu folgen, die schadhaft gewordenen oder 
stumpfen Abgüsse durch bessere zu ersetzen. Es kommen, um die ange- 
gebenen Summen zu begründen, zweierlei Arten von Kosten in Betracht: 
Anschaffungskosten und Transportkosten. Die letzteren sind in vielen 
Fällen sehr hoch, fast ebenso hoch wie die Kosten der Abgüsse selbst. 
Vieles, was zunächst für unser Museum anzuschaffen wäre, könnte von 
der großartig eingerichteten Gießerei des Berliner Museums bezogen 
werden. Da wären die Ausgaben für den Transport mäßig. Aber bei den 
Erwerbungen aus London, Paris, Rom, Athen u. s. w. steigen sie in's 
Enorme. Die k. k. Akademie hat für den bloßen Transport der Abgüsse 
der Londoner Elgin-Marbles nach Wien ca. zooo fi. gezahlt. Als Bei- 
spiele von Anschaffungskosten will ich namhaft machen: die Abgüsse 
der heute noch in Athen befindlichen Metopen vom Parthenon mit 
13.600 Frcs., die Abgüsse des dort verbliebenen Restes des Parthenon- 
frieses mit 4.065 Frcs., und um auch aus der Renaissance wenigstens 
einen Beleg anzuführen: den Abguss von Ant. Rossellinds Grabmal des 
Cardinals von Portugal in S. Miniato bei Florenz mit 1500 Mk. (nach 
dem Gießereikatsloge des Berliner Museums). Diese Summen multipliciren 
sicb selbstverständlich um's Vielhundertfache, wenn man sich gegenwärtig 
hält, dass ein Museum, wie das hier geplante, gleich bei seiner Eröffnung 
nicht etwa blos einige wenige Muster jeden Styls und jeder Gattung 
aufweisen, sondern Hunderte von Statuen, Gruppen, Büsten, Dutzende 
von großen Reliefs, Grsbdenkmälern und architektonischen Details, Tau- 
sende von Werken der Kleinkunst und der decorativen Plastik umfassen
	        
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