Ungemein gewinnen müsste das Ganze durch die Anwendung von
elektrischem Licht; und für den Abendbesuch des Museums wird
auf alle Fälle zu sorgen sein. Hingegen wäre der allgemeine Besuch
wohl auf die wärmere Jahreszeit zu beschränken, höchstens ein
kleiner Theil der Localitäten zu Studienzwecken auch im Winter zugäng-
lich zu halten, so dass für das Museum im Ganzen keine kostbaren
Heizungsanlagen erforderlich sein würden.
Die Kosten der Anlage und der Vermehrung einer so groß ge-
dachten Sammlung sind ohnedies beträchtlich genug. Ich lasse dabei den
Platz und das Gebäude hier ganz bei Seite. Nur über die Erfordernisse
für die Sammlung selbst will ich mir einige, auf Erfahrung begründete
Mittheilungen erlauben, weil dadurch der ganze Plan auch von der mate-
riellen Seite her bestimmtere Gestalt gewinnt.
Es ist bei allen solchen Anlagen zweierlei nöthig: erstens ein
Grfxndungsfonds und zweitens eine Jahresdotation. Verwaltungs-
kosten, Gehalte, Kosten der Gießerei bleiben dabei außer Betracht. Der
Gründungsfonds wird für unseren Fall mit 100.000 fi. gewiss nicht zu
hoch angeschlagen. Als Jahresdotation ist eine Summe von 12.000 fl.
erforderlich, um die Sammlung systematisch zu ergänzen, allen neuen
Funden und Entdeckungen zu folgen, die schadhaft gewordenen oder
stumpfen Abgüsse durch bessere zu ersetzen. Es kommen, um die ange-
gebenen Summen zu begründen, zweierlei Arten von Kosten in Betracht:
Anschaffungskosten und Transportkosten. Die letzteren sind in vielen
Fällen sehr hoch, fast ebenso hoch wie die Kosten der Abgüsse selbst.
Vieles, was zunächst für unser Museum anzuschaffen wäre, könnte von
der großartig eingerichteten Gießerei des Berliner Museums bezogen
werden. Da wären die Ausgaben für den Transport mäßig. Aber bei den
Erwerbungen aus London, Paris, Rom, Athen u. s. w. steigen sie in's
Enorme. Die k. k. Akademie hat für den bloßen Transport der Abgüsse
der Londoner Elgin-Marbles nach Wien ca. zooo fi. gezahlt. Als Bei-
spiele von Anschaffungskosten will ich namhaft machen: die Abgüsse
der heute noch in Athen befindlichen Metopen vom Parthenon mit
13.600 Frcs., die Abgüsse des dort verbliebenen Restes des Parthenon-
frieses mit 4.065 Frcs., und um auch aus der Renaissance wenigstens
einen Beleg anzuführen: den Abguss von Ant. Rossellinds Grabmal des
Cardinals von Portugal in S. Miniato bei Florenz mit 1500 Mk. (nach
dem Gießereikatsloge des Berliner Museums). Diese Summen multipliciren
sicb selbstverständlich um's Vielhundertfache, wenn man sich gegenwärtig
hält, dass ein Museum, wie das hier geplante, gleich bei seiner Eröffnung
nicht etwa blos einige wenige Muster jeden Styls und jeder Gattung
aufweisen, sondern Hunderte von Statuen, Gruppen, Büsten, Dutzende
von großen Reliefs, Grsbdenkmälern und architektonischen Details, Tau-
sende von Werken der Kleinkunst und der decorativen Plastik umfassen