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(Stephansdomq Nebst den Epitaphien, welche in großer Anzahl iin Stephans-
dome vorhanden sind, werden auch die daselbst befindlichen Gemälde einer kunst-
gerechten Reinigung unterzogen. Eine solche erfuhr in letzter Zeit das Sandrarfsche
Oelgemalde rDie Kreuzigung Christi: und das bisher an der Rückwand des Franz
Xaver-Altaru befindliche Votivbild, nDie Todesangst Christin darstellend, aus der zweiten
I-Ialfte des I6. Jahrhunderts, gestiftet von Mathias und Martha Mair für den Magister
Stephan Kronberger und dessen Familie.
(Die Kunstsammlungen des Stiftes Kloaterneabnrg.) Das Stift Klosterneu-
burg, welches viele sehenswerthe Objecte, die in verschiedenen Räumlichkeiten unter-
ebracht sind, besitzt, unterzieht gegenwärtig dieselben einer Neuaufstellung nach kunst-
wissenschaftlichen Principien.
(Ausgrabungen in Oarnantum.) Die Attfdecktmgen im römischen Lager bei
Deutsch-Altenburg wurden seit Anfangs Juni ununterbrochen fortgesetzt und haben er-
freuliche Resultate gebracht. Die bauliche Anlage des Forums in Mitte des Lagers wurde
weiter blossgelegt, und hat sich dieselbe immer klarer als ein mächtiger, mit Saulen und
Pfeilerhallen umstellter Raum ergeben, an den sich an der Sttdseite mehrere Sanctuarien,
an der Ostseite zahlreiche Räumlichkeiten anschlossen. In der Sttdostecke des Forums
stieß man auf einen wohlausgemauerten Brunnen, dessen Wasserniveau bedeutend hoher
als das der Donau liegt. Zwischen dem Lager und dem sogenannten Ileidentltore, also
nach der Seite des Municipiums hin, gelang es, einen Thurm aufzudecken, der, von
quadratischer Form, aus Gußwerk errichtet, noch deutlich die vollständige Arinirung
des Kernes mit hölzernen Balken und Pfosten im Abdrucke dieser letzteren zeigt. Zahl-
reiche Fundstucke wurden zu Tage gefordert, darunter namentlich eine schwere goldene
Spange mit Inschrift. ein sehr hübsch geformter silberner Lotfel, ein Kopf aus Marmor,
einer aus Terracotta, zwei Torsi von Marmorüguren, dann Waffenstucke, Fußangeln,
viele Terrasigillata-Scherben mit Stempeln, Theile von Inschriftsteinen und schone.
theils fragmentirte, theils vollständige Thon- und namentlich Glasgefaße. Die diesjährige
Arbeit wird noch so lange fortgesetzt werden, als es die Jahreszeit gestattet.
(Faßhsoliule für Goldaohmiedakanat und verwandte Gewerbe in Prag.)
Diese Anstalt versendet soeben eine übersichtliche Geschichte ihrer Entwickelung von
ihrer Gründung x87! bis zu ihrem Uebergange in die Prager Kunstgewerbeschule 1885.
Das Institut hatte gleich am Beginne seiner Thatigkeit ein doppeltes Lehrziel verfolgt
und zwar als Tagesschule und als Abend- und Sonntagsschule. Die Tagesschule, welche
die Zeit des Schülers fast ganz in Anspruch nahm, war aber in Prag eine ganz neue
Einrichtung für den gewerblichen Unterricht. Das erste und zweite Schuljahr schloss
denn auch in Bezug auf die Frequenz mit einem Misserfolge für die Anstalt ab, gegen
den erst die Creirung von Stipendien langsam Abhilfe schaffte. Im Jahre 1879 wurde
eine dritte Lehrkraft, Gust. Lind, ein Schüler der Ciselirschule des Oesterr. Museums, an
die Anstalt berufen, der jedoch nach zweijähriger erfolgreicher Thatigkeit einen Ruf an die
Kunstgewerbeschule in Berlin annahm. Im Jahre x88: vollzog sich der Uebergang der
Schule aus dem Ressort des k. k. Handelsministeriums in dasjenige des k. k. Ministeriums
für Cultus und Unterricht. In demselben Jahre erfolgte die Vermehrung des Unterrichts-
personales um eine weitere Lehrkraft durch Ernennung des Schülers unserer Kunst-
gewerbeschule Heinr. Kautsch, dem speciell der Unterricht im Ernailliren anvertraut
wurde. Auf Veranlassung des Schulinspectors Prof. H. Herdtle wurde im nachsten
Jahre auch ein Lehrer für Projections- und Freihandzeichnen bestellt. Das Institut,
welches anfänglich auf so schwacher Basis stand, später aber eine sehr gedeihliche Wirk-
samkeit entfaltete, worüber namentlich jene Daten erfreulichen Aufschluss geben, welche
sich auf das weitere Fortkommen ihrer hervorragenderen Schüler beziehen, ist nun am
Ende eines fast zwölfjährigen selbständigen Wirkens in die Prager Kunstgewerbeschule
übergegangen und wird hier auf breiterer Basis ohne Zweifel seine erfolgreiche Wirk-
samkeit in noch viel ausgedehnterem Maße entfalten.
(K. k. Staats-Gswerbesoliule in Relchenberg.) Diese Anstalt veröffent-
licht gegenwärtig den achten Jahresbericht seit ihrem Bestand: und entnehmen wir
demselben, dass die Frequenz der Schule ununterbrochen in Zunahme begriffen ist, die-
selbe erreichte heuer im ersten Semester in der höheren Gewerbeschule die Zahl von
284, in der Werkmeisterschule von 4: und in der Baugewerkeschule von X09 Schülern.
Die gewerbliche Fortbildungsschule hatte 2.47 Schüler. Der eminent technische Charakter
dieser Anstalt entrückt dieselbe zum großen Theile dem Interessenkreise des Museums.
Es sei daher nur noch erwähntf," das auf der im Laufe dieses Sommers stattgehabten
Gewerbe- und Industrie-Ausstellung in Gorlitz die Jlollectivausstellung der k. k. öster-
reichischen gewerblichen Schulen aus dem Kammerbezirke Reichenbergt von der auswär-
tigen Presse als eine nwahrhaft glänzende: bezeichnet wurde. AuÜer der Staatsgewerbe-
schule in Reichenberg war dort je eine Fachschule der verschiedenen Gruppen vertreten,