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gefäßen heran, und da es nicht mehr gelang, diese aus einem Stücke
herzustellen, wurden die verschiedenen Theile mit Bronzereifen ver-
bunden, Bronzehenkel angesetzt, Füße und Deckel mit Bronze montirt.
Zu diesem Zwecke erhielt und hielt die Sevres-Fabrik eine eigene Bronze-
gießerei.
Auf diesem völlig verkehrten Wege befand sich Sevres auf der Aus-
stellung von 1867. Die Verirrung abseits von den Eigenschaften des
Materiales und den besonderen Zielen seiner Fabrication konnte nicht
größer sein. Freilich vom Standpunkte der Kunst der Malerei gab es
genug zu bewundern; die berühmtesten Maler, Künstler außerhalb der
Fabrik, waren herangezogen; demnach waren natürlich auch die Preise
in enormer Höhe gehalten, denn das Bild wurde gezahlt, nicht das Gefäß.
Das Verdienst war ganz das der Künstler, nicht aber der Fabrik. Prüfte
man die eigenen Leistungen der Fabrik, so gab es weniger zu bewundern
als zu tadeln. Die Formen waren reizlos, die Rundungen oft windshhief
geworden, die Theile passten nicht genau aufeinander, die Deckel klap-
perten; überall hatte Bronze diese Fehler bessern und verdecken müssen.
Kurzum, die damals noch so viel bewunderte Fabrik bestand in keiner
Weise vor einem prüfenden und kritischen Blicke.
Dieser Zustand entging. so wenig er uns entgangen, auch nicht den
Augen französischer Kunstkenner und Kunstfreunde. Es wurde daher
alsbald im Anfange der republikanischen Zeit eine Untersuchungscoru-
mission über die Sevres-Fabrik niedergesetzt, deren von Charles Blanc
verfasstes Referat Punkt für Punkt die Fehler aufzählt, welche schon die
Ausstellung von 1867 hatte erkennen lassen. Die Commission machte
den Vorschlag, nicht nur die Fabrik in eine Lehr- und Hilfsanstalt für
die gesammte Porzellan-Fabrication Frankreichs zu verwandeln, sondern
auch ihre ganze künstlerische Richtung zu ändern, ihre hohe Kunst in
Kunstindustrie, ihre malerische Art in die decorative umzuwandeln.
Das ist nun geschehen. Schon die Ausstellung von 1878 deutete
diesen Weg an, doch nicht mit so völliger Klarheit und Bestimmtheit,
wie wir es heute sehen. Es gab noch viel schwere Formen und schwere
Malerei; überhaupt zeigte sich der Charakter des Ueberganges und wenig
wirkliche, echte Schönheit. Auch das Geschenk von zwölf Gefäßen
neuester Fabrication, welches die französische Regierung im vorigen Jahre
an das Oesterr. Museum machte, ließ die Ziele nicht mit völliger Sicherheit
erkennen. Diese Vasen, über deren technische Neuerungen Dr. Linke
im Wiener Kunstgewerbevereine einen interessanten Vortrag hielt, waren
allerdings rein decorativer Art, aber das Hauptgewicht schien auf die
Wiedergewinnung altchinesischer Farbentöne gelegt. Die Formen und
namentlich die ornaruentale Verzierung ließen viel zu wünschen übrig.
Das reine, stylvoll gezeichnete Ornament ist auch heute noch die
schwache Seite der Sevres-Arbeilen. Die französische Künstlerbund bewegt
sich leichter und gefälliger in naturalistischen Motiven als im regelmäßigen,