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schönen Schwunge conventioneller Verzierungen nach Art der Griechen
oder der ltaliener. Diese Schwäche ist also auch noch an den in Ant-
werpen ausgestellten Gegenständen erkennbar, obwohl nicht in besonders
auffallender Weise, da die naturalistische Decoration durchaus vorwiegt.
Sieht man aber hievon ab, so steht man heute, wenn nicht mit Bewun-
derung, doch mit voller Anerkennung vor den Leistungen der Fabrik.
Mit der Vergangenheit ist völlig gebrochen. Im Vergleiche mit dem Cha-
rakter der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ist ein totaler Umschwung
eingetreten. Der Nothbehelf der Bronzemontirung ist ganz und gar ver-
bannt, die Kunst allein auf ihr eigenes Material und seine Eigenschaften
gestellt. Gemälde in alter Art sind ebenso abgewiesen, vielleicht zu sehr,
denn jene zarten, duftigen Miniaturrnalereien aus der Epoche der Porn-
padour und der Dubarry, jener großen Gönnerinnen von Sevres, waren
der weichen, milchweißen Masse doch ganz entsprechend, und da die
Fabrik die weiche Masse neben der harten pHegt, brauchte sie auch diese
Art der Malerei nicht abzulehnen. Sie hat es - wohl aus Princip -
doch gethan. Was an Malerei ihre Arbeiten schmückt, ist en camaieu
gehalten, meist landschaftliche Scenerie in grünen, grauen oder sonst
verschiedenen Tönen, je nach der Grundfarbe des Gefäßes. Das Ziel ist
immer die decorative Gesammterscheinung des Gegenstandes. Aus dieser
Ursache spielen die Grundfarben nach Art des altchinesischen Porzellans
der mittelalterlichen Epoche eine Hauptrolle. Es sind aber diese Farben,
unter denen verschiedene blassgelbe Töne besonders auffallen, nicht blos
wieder erfunden und als wuniu behandelt, wie an den Beispielen im Oesterr.
Museum, sondern sie sind auch als Untergrund für weitere Decoration
verwerthet. Und hier ist es besonders die Decorationsweise der in
leichtem Relief aufgetragenen, durchscheinenden Masse (päte sur päte),
welche in feinster und vollkommenster Ausführung die reizendsten Elfecte
hervorgerufen hat. Hier hat sich auch zugleich wieder einmal die Fin-
digkeit des französischen Geistes bewährt, welche der viel gepflegten
Technik immer neue Seiten, immer neue und mannigfache Reize abzu-
gewinnen weiß und mit bestechender Vollendung zur Darstellung bringt.
Mit gleichem Geschicke und gleicher Vollkommenheit ist auch wieder
die naturalistisch-pflanzliche gemalte Verzierung behandelt, von der die
französische Kunst ebenso reichlichen wie anmuthigen Gebrauch macht.
Gerade in der nach Raum und Farbeneffect maßvollen Benutzung der
Blumen, die in anderen Ländern so übertrieben verwendet und so grell
gemalt-werden, besteht einer der Vorzüge der französischen Kunstindustrie,
den sie wenigstens in Sevres noch nicht verloren hat, wenn auch gewisse
Zweige der Fnyence dem zu widersprechen scheinen. Gedenken wir noch
der Statuetten und Gruppen in Biscuit und weißglasirtemi Porzellan,
welche die gleiche Vollkommenheit, die gleiche Anmuth zeigen, so
müssen wir wohl der Fabrik von Sevres das Zeugniss geben, dass sie
nun wirklich eine Musteranstalt geworden ist, welche dem Lande zum