Ruhme gereicht und der Industrie auf richtigem Wege vorangeht, zugleich
helfend und fördernd, denn sie stellt ihre Modelle wie die Resultate ihrer
Bemühungen und Untersuchungen unentgeltlich zur Verfügung.
II. Italienische Art und Kunst.
Nächst Belgien und Frankreich ist es wohl Italien, welches die Ant-
yverpener Ausstellung am reichlichsten beschickt hat. In gedrängter Fülle
bedecken seine Arbeiten den zugewiesenen Raum, kaum dem Besucher
Platz zur Bewegung übrig lassend. Schönheit des Arrangements, Ge-
schmack in der Aufstellung darf man daher nicht suchen; es ist die
Anziehungskraft der Gegenstände selbst, welche die Besucher in den engen
Zwischengängen festhält, und so zusammendrängt, dass es oft schwer ist,
zur Besichtigung zu gelangen.
Und worin besteht die Anziehungskraft dieser italienischen Fabrikate?
Sehen wir doch im italienischen Hause, wenn wir ganz Italien durch-
ziehen, sehr wenig des edlen Schmuckes oder echter kunstvoller Arbeit
von heutiger Entstehung. Die Möbel sind schablonenhaft, das Porzellan-
gerätb, das auf Tisch und Tafel zum Gebrauche dient, von ordinärem
Geschmacke. Nur auf dem Lande und für das Land gibt es noch Gutes
und Originelles, Reste alter Kunsttraditionen.
Was Italien auf dem Gebiete der Kunstindustrie arbeitet, ist von
zweierlei ganz verschiedener Art; ob der Gegenstand dem eigenen Ge-
brauche dient oder der Fremde bestimmt ist, das macht einen himmel-
weiten Unterschied. Jenes ist wie von der Kunst verlassen; an dieses
wird alle kunstvolle Technik verwendet, alle raffinirten, auf die Sinne
speculirenden Reize werden zu seiner Ausstattung herbeigezogen. So theilt
sich die italienische Kunstindustrie in eine Industrie für den Gebrauch
und eine Industrie für den Luxus, und nur dieser kommen Mühe und
Geschmack zugute. Aber wie?
Die moderne italienische Kunstindustrie hat unleugbar einen großen
Aufschwung genommen. Begonnen hat sie als reine Nachahmung, im
ersten Anfange sogar vielfach als Fälschung antiker oder älterer Arbeiten
der italienischen Kunst. Diese Nachahmung war auch ganz in der Ord-
nung; es war für den Anfang nichts Anderes zu thun. Sie hat die Glas-
industrie von Venedig, die Majoliken von Florenz, die Goldschmiede-
arbeiten von Rom, die geschnitzten Holzarbeiten von Siena, Florenz,
Venedig und so vieles Andere erneuert in die Höhe gebracht. Und wie
viel Gutes und Folgenreiches ist dadurch entstanden! Man braucht ja
nur an den Castellani'schen Goldschmuck zu erinnern.
Zum Theil gilt dieser Standpunkt der Nachahmung noch heute,
so vorzugsweise eben bei den Schmuckarbeiten, aber auch nur zum Theil.
In ihrer allgemeinen Richtung ist die heutige italienische Kunstindnstrie
weit darüber hinausgegangen. Die manuelle Geschicklichkeit des italie-
nischen Arbeiters, seine Findigkeit und Beweglichkeit, die er mit dem