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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe I (1886 / 6)

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ständigkeit die Gelegenheit dar, diese kunstvollen Zinnarbeiten zu stu- 
diren und der Lösung manches Räthsels, welches sich noch auf diesem 
wenig bebauten Forschungsfelde bietet, näher zu kommen. So geben 
zwei flache Schalen die interessanteste Vergleichung für die gegenseitige 
Beziehung der beiden oben genannten Formschneider ab, deren Medaillen- 
Porträts sich auf der Unterseite eingesetzt Enden. Hiernach scheint es 
'fast zweifellos, dass die Arbeit von Briot als Original anzusehen ist; und 
wenn auch kleine Abweichungen an der Enderlein'schen Schüssel den 
Gedanken an Nachguss ausschließen, so scheint doch der letztere seine 
Form unter directer Anlehnung an den französischen Meister gravirt zu 
haben. Aus der reichen Sammlung von zinnernem Gebrauchsgeräth heben 
wir als älteste Stücke eine Kanne und zwei Gurden spätgothischer Form 
mit Minuskel - lnschriften, aus der hiesigen städtischen historischen 
Sammlung, und eine hochfiiElige Taufkannc von Radspieler in München 
(irren wir nicht aus der Auction Gedon) hervor. ln reichem Wechsel der 
Formen und Bestimmungen verfolgen wir dann die Arbeiten durch die 
edlen Gestaltungen der Renaissance hindurch bis zum Barock und Rococo. 
Besonders das letztere weist äußerst wirkungsvolle Formen von Pokalen, 
Terrinen, Schalen, Tellern etc. auf; die geschweiften Cannelirungen dieses 
Styles sind wie geschaffen, um den reichen Glanz dieses Materiales auf's 
Beste zur Geltung zu bringen. Wie vollkommen sich diese Formen für 
das heutige Gebrauchsgeräthe eignen, weisen mehrere höchst gelungene 
Versuche nach, alte Terrinen und Schüsseln von Zinn, stark versilbert, 
als tägliches Tafelgeschirr nutzbar zu machen; wir meinen, dass hierin 
ein deutlicher Fingerzeig für unsere Alfenidwaaren-Fabrikanten läge, denn 
schließlich ist es idoch ziemlich einerlei, ob unter dem SilberLiberzug 
reines Zinn, oder. eine Weißlegirung wie bei der wAlfenidn- steckt. 
Letzteres Material schwankt bei uns noch immer in der unleidlichen 
Nachahmung des Silbers zwischen den auf mechanischem Wege bis zum 
Ueberdruss verzierten deutschen Silbergeräthen und den glatten, aber 
gänzlich formlosen Gefäßen englischer Fabrication. Hier, an diesen groß 
und wirkungsvoll bewegten Rococoformen der Zinnarbeiten fände es 
unstreitig geeignetere und dem Materiale entsprechendere Vorbilder. 
Besitzer der hauptsächlichsten Ausstellungsstücke, denen vor Allem das 
Zustandekommen dieser Special-Ausstellung zu verdanken ist, haben wir 
zu nennen die Herren: Kunsthändler Günther, E. G. May, Kammerherr 
von Donop, Rittmeister Stumm, Bildhauer Krauth, Generallieutenant 
von Dinklage, Louis Bernhard, Graf von Oriola, Ernst Hallenstein, Gust. 
E. Mauskopf, Rittmeister Bauer, Hofrath Kahlbau, Stuttgart. Eine 
Sammlung von Originalstichen de Bry's, Behaim's u. A. aus der Sammlung 
H. Stiebel dient als ebenso interessante wie erklärende Vervollständigung 
der Zinn-Ausstellung. 
Frankfurt. Luthmer.
	        
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