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Notizen.
(Ausstellungen) Pariser Weltaustellung 1889. Der franzö-
sische Handelsminister Lockroy hat nun den Vertrag mit der Finanz-
gesellschaft, die für die Weltausstellung das Bürgschaftscapital zeichnet,
endgiltig abgeschlossen, wovon der Staat t7, die Stadt Paris 8 Millionen
trägt; die Einnahmen der Ausstellung sind auf 18 Millionen angenommen.
- Aus Anlass des VII. Verbandstages deutscher Buchbinder-Innungen
wird in den Tagen vom 15. bis 22. August d. J. in München eine
Ausstellung von Erzeugnissen der Buchbinderei (in Verbitt-
dung mit einer histor. Abtheilung) und verwandter Gewerbe, sowie von
einschlägigen Maschinen, Werkzeugen und Materialien stattfinden.
(nJohanneum-J Der steiermarltische Landesmuseums-Verein r-Johanneumu ver-
sendete im Mai den dritten Thätigkeitsbericht, dem diesmal auch eine hübsche Publi-
cation in Lichtdruck beigegeben ist, u. zw. zwei Blätter aus der Publication lWOllrt-
räume aus Steiermark, und eines, r-Scliranlt aus dem Ende des 16. Jahrhundertsr, aus
der Sammlung des Vereines. Diese Sammlung, Welche es besonders durch den unermüd-
lichen Eifer des Prof. Lacher bereits auf 1605 Objecte im Werthe von ca. 15.700 H. gebracht
hat, erfuhr im Jahre i885 eine Vermehrung von 460 Nummern. Unter diesen Umstanden
ist es wohl begreiflich, dass der Verein gegenwärtig keine Mühe scheut, für die durch
ihn geschaffene Sammlung, die, in zwölf Gruppen geordnet, die wichtigsten Zweige der
Kunstindustrie vergangener Jahrhunderte umfasst, auch ein passendes Local zu gewinnen.
Die wohlwollende Haltung, welche die Landesregierung dieser Frage gegenüber ein-
nimmt, lässt hoffen, dass Graz in wenigen Jahren ein kunstgewerbliches Museum besitzen
wird, das ähnlichen Institutionen in anderen Hauptstädten unserer Kronländer zum
Muster wird dienen können.
(Museum für Kunst und. Kuastgewarbe in Straßburg.) Die Errichtung eines
solchen, schon seit längerer Zeit geplant, gewinnt, wie der rSprech-Saal- meldet. immer
mehr Anhänger. Die städtische Verwaltung, welche noch einen Betrag von 500.000 Mk.
aus den Entschädigungen für Bombardementsschäden zur Verfügung hat, stellt sich
freundlich zu dieser Bewegung, in welche auch die Gesellschaft der Kunstfreunde ein-
zutrcten beabsichtigt.
(Der Holzbildhauar 881101110.) Auf einen spanischen l-lolzbildhauer, welchen
wir weder bei Bermudez noch sonst irgendwo erwähnt gefunden haben, Sancillo,
macht Th. v. Bernhardi in seinen nReise-Erinnerungen aus Spanien: (Berlin 1886) auf-
merksam. Er ist im r6. Jahrhundert in Murcia geboren und dort, in einer Capelle des
aufgehobenen Klosters S. Augustin, befinden sich auch seine Hauptwerlte, polychromirte
Figuren, welche Gruppen bilden und bestimmt sind, in Processionen durch die Straßen
getragen zu werden: Christus am Oelberge, das Abendmahl, die Leidensgeschichte. Bern-
hardi zählt diese Arbeiten zu dem i-Hochsten und Besten, was dieser Zweig der Kunst,
nicht nur in Spanien, sondern überhaupt, hervorgebracht hatr.
(Russische Spitzenfabrlcatlon.) ln diesem Jahre wurde die zweite Maltarius-
Prämie von der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften der Frau Dawydowa für
ihre Schrift, enthaltend eine eingehende Untersuchung der russischen Spitzenindustrie,
zuerkannt. Nach den von der Verfasserin gesammelten Daten waren Ende 1883 in ganz
Russland 32.448 Spitzenklopplerinnen vorhanden, welche jährlich für r,9o6.ooo Rubel
Spitzen produciren. ln den Dörfern des Pudolsker und Serpudrow'schen Kreises des
Gouvernements Moskau finden 959 Personen durch Spitzenklöppeln ihr Brod; sie pro-
duciren jährlich 89.756 Arschin Spitzen im Werthe von 23.036 Rubel. Am meisten hat
sich die Spitzenindustrie in der Stadt Jelez und in den Dörfern des Jeleischen Kreises
eingebürgert, woselbst jährlich circa 3,zoo.ooo Arschin Spitzen im Werthe von circa
409.000 Rubel angefertigt werden. Sodann reihen sich an: die Stadt Mzensk und die
Sloboda Strelezka im Mzensker Kreise mit einer Jahresproduction von circa r,465.ooo
Arschin im Werthe von circa 366.000 Rubel, die Stadt Bjelow im Gouvernement Tula
mit einer Production vor. circa 31.200 Arschin im Werthe von circa 220.000 Rubel und
die Stadt Balachna mit 44.000 Stück Spitzen im Werthe von circa 144.000 Rubel. ln den
beiden letztgenannten Städten beschäftigen sich je zooo Personen mit Spitzenltlöppeln.
Für die Redaction verantwortlich: J. Folnnic: und F. Riller.
Selbstverlag de: k. k. Oesterr. Museums üir Kunst und Industrie.
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