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ganz in der Weise, die in Europa im 17. und 18. Jahrhundert vielver;
breitet war, Malereien aufgebrannt. Die Chinesen scheinen diese
Technik etwa im 18. Jahrhundert von den Europäern kennen gelernt zu
haben. Die aus gemaltem Email erzeugten Waaren erfreuen sich aber
in China. keines besondern Ansehen, und werden wohl nur zumeist für
den Export fabricirt. Derartige Erzeugnisse sind es nun, die der Ver-
fasser der „Geschichte des Porcellans" mit den Zellen-Emailen verwech-
selt; auf letztere bezieht sich das Ueberkommen von den Arabern, auf
erstere die Bezeichnung „Incrustirte Porcellane von Fo-lang." (Unter
Fo-lang soll, wie St. Julien meint, Frankreich verstanden sein.)
Da uns die schriftlichen Quellen nun so gut wie ganz im Stiche
lassen, bleibt nichts übrig, als uns an die Denkmale selbst zu wenden.
Eine Skizzirung der Entwickelungsphasen der Emailirkunst in China
wird noch dadurch erschwert, dass Stücke, die mit dem Nien-hoa, d. i.
dem "Namen des Jahres", der Vorfertigung nämlich, bezeichnet sind,
selten vorkommen, auEallcnder Weise verhältnissmässig weit seltener als
datirte Werke von Porcellan oder Bronze.
Bei dem grossen Dunkel aber, in das für uns gegenwärtig noch die
kunstgeschichtlichen Bewegungen, die sich in China vollzogen haben
mögen, gehüllt sind, wäre es ein allznkühnes Unternehmen, wenn wir
einen einzelnen Zweig wie die Emailerie heransgreifen und deren ver-
schiedene Wandlungen in eine ifeste Reihenfolge der auf- und absteigen-
den Entwickelung bringen wollten. Die Eigenthümlichkeiten, die den
Erzeugnissen der verschiedenen F abricationsorte anheften, könnten hierbei
leicht fir Kennzeichen verschiedener Epochen genommen werden, und es
bleibt uns nichts übrig, als mit Hilfe der verhältnissmässig geringen
Anzahl der datirten Emailwerke, und mittelst Rückschlüssen, die wir
allenfalls von den verschiedenen Phasen der Keramik auf das Email
machen können, uns ein nngefahres Bild von dem Gange dieser Kunst
zu entwerfen. Die ältesten Emailen scheinen dadurch charakterisirt zu
sein, dass bei ihnen die zellenbildenden Fäden sehr dünn sind und die
Farben, unter denen ein tiefes Blaugrün vorherrscht, meist ziemlich dunkle
Töne haben. Bei den allerfrühesten pflegt ein Ueberliiessen der Farben
über die die einzelnen Felder begrenzenden Metallfaden vorzukommen.
Von dieser Art waren in der Collection Morny und auch auf der orien-
talischen Ausstellung zu Paris 1868 einige viereckige Platten mit Dar-
stellungen menschlicher Figuren. Die Köpfe, Hände und sichtbaren
Fleischtheile dieser Gestalten waren im Metall ausgespart und die Zeich-
nung der Augen, Finger etc. darauf durch Gravirung hervorgebracht,
ganz ähnlich den alt-rheinischen und Limousiner Ernailen.
Die Zeiten der Ming-Dynastie (1368-1616 n. Chr.) sind durch
einen grossen Aufschwung aller industriellen Künste bezeichnet, nament-
lich kam die Keramik und was damit zusammenhängt kurz nach der