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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe I (1886 / 8)

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Ausstellung: im Jahre 1883 folgte 1884 eine Ausstellung von Objecten kirchlicher Klein- 
kunst, 1885 eine Ausstellung von -Wehr und Walfenl. Die letztere ist Gegenstand der 
vorliegenden Publication, welche das Bedeutendste ausgewählt hat, um es in Licbtdrucken 
wiederzugeben und durch kritische Beschreibung wissenschaftlich zu beleuchten. ln der 
Vorrede von Director A. Prokop ist von einigen äußerlichen Umständen 'der Ausv 
stellung die Rede, den wissenschaftlichen Theil der Publication hat der Custos der 
Waffensammlung des Allerh. Kaiserhauses, W. Boeheim, übernommen. Die von ihm 
geschriebene Einleitung macht zuächst auf das kunstwissenschaftliche Moment an der 
Walle aufmerksam und berührt weiters einige allgemeine Fragen. Die sachlichen Mit- 
theilungen Boeheim's verdienen es vollauf, dass die Aufmerksamkeit weiterer Kreise auf 
sie gelenkt werde. Sie erheben sich über eine ausführliche Beschreibung der abgebila 
deten Gegenstände, gehen von weiteren Gesichtspunkten aus und bringen viel Neues. 
interessant sind die Mittheilungen über die Leistungen der bäuerlichen Aetzerschule im 
Bregenzer Walde im 17. und 18. Jahrhunderte. über die Solinger Klingenindustrie und 
über die beiden Madrider Büchsenmacher Bis und ihre Werke. Gewiss sehr beachtens- 
werth sind die Bemerkungen über die Techniken. Der Verfasser stellt uns hier die 
Ergebnisse langjähriger Studien und Erfahrungen zur Verfügung. Wir machen hier auch 
auf das aufmerksam, was Boeheim über die französische Arquebuserie sagt, desgleichen 
auf seine Ausführungen über den Meister des l-lelmes und Rundschildes aus dem Oesterr. 
Museum. Boeheim schreibt diese Waffen mit großer Wahrscheinlichkeit dem Lucio 
Picinino zu. ln einem Radschlossgewehr fand B. die Marke des bedeutenden Schnitz- 
meisters Michael Maucher aus Schwabisch-Gmünd, dessen beste Werke er uns angibt. 
Für die Kunsttechnik ist die Beobachtung Boeheim's bemerkenswerth, dass viele, namenl- 
lich feinere lntarsien an Schaften einen Grund besitzen, der aus einer Asphaltmasse 
besteht. Mehrere dieser Arbeiten schreibt B. dem Hans Lange in Gotha zu. Was der 
Autor über die Brescianer Laufschmiede Francinu und Cominazzo (17. und 18. Jahrh.) 
sagt, ergänzt in mannigfacher Richtung das über diese Meister Bekannte. Es scheint, 
dass die Francini's noch bis in die neueste Zeit als Laufschmiede thatig waren. Boeheim 
hat schon im Führer durch das Schluss Ambras eine Wallbüchse namhaft gemacht, die 
mit vFranzini a Gardone 1857- bezeichnet ist. Anerkennenswerth sind die Forschungs- 
ergebnisse uber manche Monogrammislen im Waüenhandiverlte wie nicht minder der 
Excurs auf den Augsburger Laufschmied Augustin Kotter. Fr. 
Herr Prufessor Lübke sandte im Mai d. J. der Direclion des Oesterr. Museums 
eine Entgegnung auf eine, seine Geschichte der deutschen Renaissance betreffende Stelle 
im fünften Hefte der nMittheilungen des Oesterr. Museumsc, und forderte unveränderten 
Abdruck seiner Erklärung. Da diese nach Umfang, Forrn, snchlichem und persönlichem 
Inhalt über den Rahmen einer Antikritik, wie sie von wissenschaftlichen Zeitschriften 
gestattet zu werden pflegt, weit hinausging, musste Herrn Prof. Lübkek Verlangen 
abgelehnt werden. Wenn er nun dem (übrigens nicht unveränderten) Abdrucke seines 
polemischen Aufsatzes im neunten Hefte der lleitschrift für bildende Kunst- die An- 
merkung beifügt, die Redaction der v-Mittheilungen: habe die Aufnahme seiner Ent- 
gegnung verweigert, so sagt er nur die halbe Wahrheit. 
Die Redantlon 
der Jllittheilungen des k. k. Oesterr. Museums-t. 
In derselben Angelegenheit sendet uns unser geschätzter Mitarbeiter, gegen welchen 
der Lnbkdsche Angrif gerichtet war, Herr Director Dr. A. llg, nachstehende 
Erklärung. 
Im wesentlichen dieselben Gründe, welche die_Redaction der vMittheilungen-w 
bestimmt haben, die Aufnahme des Artikels des Herrn Lübke abzulehnen, veranlassen 
mich, dessen ungeschlachtem Anfall: mit keinem Worte weiter zu begegnen. ich kann 
es getrost den Fachkreisen überlassen, sich selber über die ebenso maß- als tactlose 
Knmpfesweise dieses Herrn das richtige Urtheil zu bilden. 
Wien, im Juli X886. 
m. A. Ilg.
	        
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