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schmuck liebenden Italiener, namentlich zur Zeit des Nicolo Pisano,
besonders zu. Eigentlich stammt die Technik aus dem Oriente; ja eine
bestimmte Erztechnik, eine lntarsia in Metall, heißt in ltalien Agemina,
d. h. persische Technik, denn "Adschem ist der bei den Arabern
gebräuchliche Name für Persien; es ist also diese persische Technik
durch Verrnittelung der Araber den Europäern bekannt geworden. Dass
auch unsere Zeit mit Erfolg den Altartisch durch Mosaikarbeit - floren-
tinischer oder auch venezianisch-byzantinischer Richtung - ziert, sehen
wir an den gelungenen Altären unserer Votivkirche.
Hie und da wurden die hölzernen Antependien mit Malereien in
Tempera, später in Oel geziert. S0 befindet sich die älteste Tafelmalerei
Westphalens auf einem Antependium, das nun im Provincial-Museum zu
Münster aufbewahrt wird ') und aus dem Walpurgiskloster in Soest
stammt. Dass mit dem Ueberhandnehmen der Malerei gerade in ärmeren
Landkirchen auch die Zahl der gemalten Antependien zunahm, ist an
sich deutlich. Für Oesterreich führe ich nur ein Beispiel statt vieler an:
das roh gemalte Antependiurn im Museum des Stiftes Herzogenburg. -
Was die gemalten Marmorimitationen der Zopfzeit, welche den Altar-
unterbau als Marmorsarkophag kennzeichnen sollten, anbelangt, so haben
sie mit der Kunst nichts mehr zu thun.
Der Malerei stellt sich die ältere Schwester, die Weberei, und
schließlich die Stickerei an die Seite. Man begann mit dem Vorhängen
werthvoller Stoffe, Seide, Sammt oder (meist) orientalischer Teppiche
vor den Altarunterbau, dann aber ließen die Frauen es sich nicht nehmen,
diese Vorhänge mit Stickereien zu versehen. S. Pietro hatte eine große
Menge an solchen, mannigfachster Provenienz, Arbeit und Dessins. Die
Nonnen deutscher und französischer Klöster waren von je berühmt durch
solche Arbeiten; ich erwähne nur die Stiftskirche zu Quedlinburg, die
Antependien von Eger (städtisches Museum), von Salzburg, von Admont
(18. Jahrh.), von Göss in Steiermark, und die berühmteste Stickerei der
Welt, den Ornat des Toisonordens, der ein unvergleichliches Antepen-
dium besitzt.
Es ist sehr löblich, wenn Frauenhände auch heute noch am Sticken
von Antependien Freude haben, nur wäre es zu wünschen, dass nicht
planlos vorgegangen werde und die Damen nicht dem eigenen Geschmacke
trauen möchten, sondern mit der Kirchenvorstehung sich vorher berathen
und nur nach einer von einem tüchtigen Fachkünstler für den speciellen
Fall gezeichneten Vorlage arbeiten möchten. -Als Verirrung vom guten
Geschmacke möchte ich die feinen durchsichtigen Spitzen, namentlich
wenn es gewebte Bobinetspitzen sind, und ebenso die genetzten und
gehäkelten Spitzenvorhänge geradezu verurtbeilen. Schade um Geld
und Mühe!
') Abbildung: Didron, Annales XVlI, Tafel zu S. 180.