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Sacrament. Solche Altaria portatilia scheinen bis in die Zeiten Con-
stantins des Großen zurückzureichen. Edle Steinsorten, wie Marmor,
Serpentin, Krystall bilden häufig den Kern der Tafel, in welcher in der
Mitte oder an den vier Ecken die Reliquien ruhen, oft unter Krystall-
Verschluss sichtbar. Es kann aber auch das Mittelstück eine werthvolle,
in flachem Relief geschnittene Elfenbeintafel oder eine ciselirte oder gra-
virte Metalltafel sein. Für die Umrahmung stehen zur Decorirung das
Niello, Email, die Ciselirung zu Gebote, oder wenn der Rahmen aus
Holz ist, die Schnitzerei und Marqueteriearbeit, wie am Altärchen von
Diebolsheim (1501). Da das Ganze ein Mobile ist, kann es auf FüBchen
ruhen. Solcher Altaria portatilia gibt es zu viele, als dass ich sie anführen
könnte; ich erwähne die von Melk (aus dem 11., eines mit Elfenbein-
relief aus dem 12. Jahrh.), Klosterneuburg, Admont, des Welfenschatzes'),
der reichen deutschen Schatzkammern nicht zu gedenken. Unter Einem
erwähne ich jenen Buchdeckel eines Plenarium im Welfenschatze, welcher
voll ist von Reliquien und als Portatile dienen kann. Er bildet den
Uebergang zu den eigentlichen Reliquientafeln, deren eine, im Stifte
St. Paul in Kärnten, zu den Cimelien unseres Vaterlandes gehört. Das
Reisealtärchen des Königs Arnulf ('l' 899), das er dem Kloster St. Emeram
geschenkt hat und das nun eine ganz besondere Zier der reichen Capelle
in München bildet, erwähne ich nur 0b des Namens "Reisealtärchem,
denn eigentlich ist es doch nur die Nachahmung eines Baldachins, eines
Ciboriums, die auf den Altar zu stellen war.
Ganz anders als die Altaria portatilia sehen die als Hausaltärchen
bekannten, oft sehr werthvollen Triptycha aus, wie denn eines der
schönsten kleinen Triptycha das herrliche Emailwerk ist, welches als
Hausaltärchen der Maria Stuart im Schatze der reichen Capelle sich
befindet. Es gab auch Statuen, z. B. Madonnen, welche zu öffnen
waren, und deren Inneres einen winzigen Flligelaltar zeigte.
Aus dem Mittelalter hat sich uns ein Bleireliquiar in Limburg an
der Lahn erhalten, das Jahrhunderte lang im Sepulchrum eines Altares
verborgen gewesen war; es stellt eine Capelle mit Thürmchen dar und
ruht, wie ein Altare portatile, auf Löwenfüßen.
Aber die Andacht der Gläubigen beruhigte sich nicht dabei, dass
die Reliquien in den Altären eingeschlossen seien, sie wollte wie in
alten Zeiten zu den Reliquien selbst kommen können, in nähere Be-
') Bezeichnend ist für diesen Schatz die Thatsache, dass in dem handschriftlichen
Inventar von 1482 der Ausdruck nAltare portatilen nicht vorkommt, sondern alle diese
als ISCTlTIlSI, Sch reine, bezeichnet werden. lch darf hier nicht übergehen, dass nach
diesem Inventar eine bedeutende Anzahl gerade der werthvollsten dieser Scrinia dazn
dienten, um -das hochwürdigste Gut an Hochfesten darauf zu stellenc, andere, um die
bedeutendsten Reliquien (Kopf des heil. Blasius, des heil. Cosmos) auf dem Altare, auf
demselben, der Verehrung zu exponiren. Hiemit dürfte manche unserer Vorstellungen
sich klaren, die wir Ober die Altaria portatilia haben.