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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe I (1886 / 10)

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Sulla conservazione degli Arazzi. Memoria, pubbl. clal Cav. Pietro Gentili. 
Roma, tipografia sociale, 1886. gr. 4". 36 S. 
Der Verfasser, welcher die Stelle eines Directors der Fabbrica degli Arazzi Sr. 
Heiligkeit in Rom bekleidet, widmet seine interessante Schrift nallen Pflegern der schonen 
Künste im gebildeten Europau. Wie bereits die Einleitung besagt, verfolgt sein Schriftchen 
den Zweck, alle Kunstverstandigen von der Katastrophe in Kenntniss zu setzen, welche 
den unschätzbaren Hort der Arazzi heute in Folge der absurden und verderblichen Theorien 
ihrer gegenwärtigen Conservirung bedroht. Die Arbeit ist vollkommen in jenem 
akademischen Style geschrieben, welcher in den Kunstschriften der Italiener seit drei 
Jahrhunderten vorherrscht und, gerade nicht sehr erquicklich, den thatsilchlichen Inhalt 
des Werkes hinter einer Unzahl von Gemeinplatzen, Bewunderungen und höchst platten 
Aeußerungen über banalste Dinge verbirgt. So wird denn sehr viel lamentirt, dass die 
edle Kunst der Gobelinweberei heute keine Macene mehr finde. Gentili kündigt sich 
auch mehrmals als Autor einer, uns nicht bekannten Storia dell'arte degli Arazzi an. 
von welcher soeben eine dritte Auflage erscheinen soll. Er versetzt den Anfang der Kunst 
in die Zeiten der Kreuzzüge (i) und unterscheidet nun in der Folge verschiedene 
Perioden, in denen die Techniken das Unterscheidende bilden. Die ältesten Arazzi bestehen t 
aus bloßer Wolle; in der Folge, bei größerem Fortschritte im Malerischen, besonders 
bei den Flamlandern, wurde die Kette Wolle, der Einschlag aber auch Seide, Gold und 
Silber. Noch später kam die Kette von Flockseide oder Capicciola, wobei die Wolle 
immer mehr dem Gold und Silber Platz macht, wogegen man im 17. bis 18. Jahrhunderte 
wieder zur Wolle zurückkehrte, zu welcher Art von Kette im Einschlag: Seide und Edel- 
metallfaden immer seltener wurden. In der Gegenwart endlich ist an der Stelle der 
Kette von Wolle oder Flockseide die Baumwolle getreten und verschwand der Einschla _ 
von Seide, Gold oder Silber gänzlich. Die ältesten ganz aus Wolle bestehenden Gewebe 
sind dem Mottenfraße verfallen; aus dieser Ursache vertauschte man allmalig dieses 
Material mit Flockseide. Weitere arge Schaden nehmen die Preducte dieser Kunst durch 
das Befestigen an nicht genügend trockenen Wänden, an solchen, welche Saliter ent- 
halten, oder indem man sie an Festtagen in der freien Luft, nihrer herbsten Fdindinn, 
aufhangte. Die so an sie herankommende Feuchtigkeit schädigt die mittelst Beizen 
erzeugten Farbentöne und zerstört sowohl Kette als Einschlag von Flockseide. Beispiele 
dafür sind die berühmten Arazzi der Darstellung im Tempel und der Dreifaltigkeit in 
der Sistina, welche aus der Fabrik von San Michele unter dem Pontificat Clemens XI. 
restaurirt hervorgingen. Das moderne Material der Baumwolle allein widerstehe sowohl 
den Motten als der Zerstörung der Beizen, welche sonst in Krystallbildungen übergehen. 
Aber auch die Anwendung von Seide, Gold und Silber hatte ihre gefährlichen 
Folgen. Die kalt gefärbte Seide ist dem Einflüsse der Luft sowie des Sonnenlichtes aus- 
gesetzt, wodurch alle Tone verbleichen und das Impasto der Farben einbüßen. Indem 
nun der reine Wollfaden und dessen vegetabilische, warm hergestellte Färbung diesem 
Verderben nicht ausgesetzt ist, verbanden die alten Weber die reine Wolle mit Metall- 
fäden. Jedoch diese wurden durch Staub und Feuchtigkeit schwarz und schadigten so 
gerade die ästhetische Wirkung des Gewebes, indem sie im Laufe der Zeit dort dunkle 
Partien bildeten, wo sie eigentlich zur Anbringung der höchsten Lichter verwendet 
worden waren. Endlich bewahrt sich das Metall bei aller Feinheit, mit der seine 
Faden gesponnen sind, gegenüber denjenigen der Seide und der Wolle doch stets eine 
größere Sprödigkeit und, indem dadurch nicht sämmtliche Theile des Gewebes gleich 
biegsam sind, entstehen horizontale Brüche, welche allrnalig die Festigkeit des Ganzen 
in Gefahr bringen. 
Nachdem der Verfasser auf solche Art die bauptsachlichsten Verderbnisse ange- 
führt hat, welchen die Gobelins durch die Natur ihres Materiales ausgesetzt sind, kommt 
er auf ihre Conservirung zu sprechen. Im vorigen Jahrhunderte war in Rom das 
Restauriren sehr in Mode, aber viele Besitzer kostbarer Gobelins vertrauten solche unbe- 
rufenen Händen an. Besonders verderblich waren ihnen die jüdischen Frauen in Ghetto, 
die man zum größten Schaden meistens als Ausbesserinnen auch der kostbarsten 
Gewebe verwendete. Unter Anderen stahlen sie in der Regel die Goldfaden aus den- 
selben, Hickten mit den unharmonischesten Farben und behandelten die werthvollen 
Arazzi in jeder Hinsicht auf das barbarischeste. Leo XII. beabsichtigte, die edle, so 
tief gesunkene Kunst wieder aufzurichten, es war dies in den Zeiten Napoleon's I., 
jedoch erst unter Pius VIII. gelang es in dem apostolischen Hospiz von San Michele die 
neue Fabrication zu gründen, für welche in dem, noch als gojahriger Greis in Rom 
lebenden Vater des Verfassers, Eraclito Gentili, der geeignete Fachmann gefunden wurde, 
Mit seltenem Eifer dem Studium seines Faches hingegeben, vermochte dieser schon nach 
einigen Jahren mit einer Probe der neubelebten Kunst der Arazzeria hervor-antreten. 
Es war eine Madonna nacliMurillo. Gregor XVI. setzte ihn nun in Stand, einige 
Schüler heranzubilden, aber die Sorge Gentili's war außerdem ganz vorzugsweise der
	        
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