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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe I (1886 / 10)

Geschaftsgeheimniss veranlassen, diesen wichtigsten Punkt zu verschweigen. Ohne die 
Kenntniss jener Mittel aber hat seine Anpreisung der Lavature natürlich gar keinen Werth. 
Was ferner die Wiederherstellung der fehlenden Zeichnung betrifft, so hat der Autor, 
wie wir gesehen haben, den Zweißern gegenüber keinen anderen Gegengrund, als dass 
er versichert, es gehöre nur ein echter Artista dazu, der Findet auch das völlig zu 
Grunde gegangene wieder; mit Worten lasse sich das zwar nicht beweisen, aber in der 
Praxis sei es ganz einleuchend. XVir müssen gestehen, dass uns auch damit wenig ge- 
dient ist. Dieselben Betheuerungen von dem sicheren lnstinct des echten Künstlerthurnes, 
von der Pietät und dem nie irreführenden Nachempfinden der Congenialitat kennen 
wir schon seit langem auch bei unseren Herren Malern, welche die Lücken der be- 
schädigten alten Bilder mit ihrem feinen Gefühle ausstopfen, wir haben aber gewaltigen 
Respect davor und konnten schlimme Geschichten von dieser Methode erzählen. Wenn 
der artista arrazziere keine besseren Reformen weiß als ein Zauberwasser, dessen Zusammen- 
setzung er verschweigt, und das Empfinden des modernen Restaurators, welches nicht 
irrgehen kann, so stehen wir in der dunkeln Frage über die Conservirung der alten 
Gobelins allerdings so ziemlich auf demselben Punkte, wo wir uns vordem befanden. 
Den Werth der Schrift möchten wir demnach in dern Negativen erblicken, in dem, 
was Gentili über das Vortreffliche der bisher beliebten Conservirungsmethoden berichtet, 
worin viel Beherzigenswerthes ausgesprochen ist und seine auf reicher Erfahrung basirte 
Kenntniss im Fache zu Tage tritt. Darum sei das Büchlein der Aufmerksamkeit der- 
jenigen empfohlen, welche solche Schütze zu bewahren haben. l. 
i 
Der Meister mit den Bandrollen. Von Max Lehrs. Dresden, Hoffmann, 
1886. F01. 36. S. u. 7 Taf. M. 24..- 
Max Lehrs} dem wir bereits die cotrecte Katalogisirung der ältesten, deutschen 
Spielkarten des konigl. Kupferstichcabinets zu Dresden verdanken, überrascht immer 
wieder durch den Fleiß seiner Arbeiten, welche auf Grund eigener Anschauung ein 
außerordentlich reiches Material entfalten. Keine Frage, dass der lebendige Umgang 
mit demselben gerade in diesem Fache die erste Vorbedingung abgibt, ohne welche ein 
Ergebniss unmöglich gefunden werden kann, aber andererseits bedurfte es zum vollendeten 
Aufbau eines solchen Werkes doch auch der hier mangelnden Methode. Die lrrthümer 
sind alle methodischer Natur; das geübteste Auge bedarf ia in wissenschaftlichen Dingen 
der Controle durch den logisch geschulten Geist. So kennt Verfasser keinen Unterschied 
zwischen wichtigen und kleinlichen Fragen, sucht für Dinge Vorbilder, die solche weder 
haben noch benöthigen, z. B. bei dem Papageien auf dem Blatte mit dem Jungbronnen 
u. s. w. Nicht minder auffällig ist auch der Mangel historischer Auffassung, die man 
doch nicht einfach zu dem nasthetisirendenu Kram werfen darf; dies äußert sich schon 
darin, wie sich Verfasser in allen solchen Fallen bei Sotzmann und Anderen zu Gaste 
lädt. Auch die größte Helligkeit auf einen Punkt gesammelt, nützt nichts, wenn rings- 
herum tiefes Dunkel ist; denn Verstehen heißt den Zusammenhang kennen, ohne welches 
man blos tappt und unsicher schwankt. ln dem Augenblicke, in dem wir meinen, der 
Individualität des Meisters mit den Bandrollen gegenübergestellt zu werden, lost sich 
dieselbe aber auch in eine große, lockere Schule auf, wodurch allerdings für gewagte 
Zuschreibungen, wie die der vSchöpfungstagu, ein Rückhalt gewonnen wird. Dass aber 
trotzdem das Blatt, welches als Madonna von 145i bekannt ist, nicht einmal dieser 
weitesten Schule angehört, steht ebenso fest, wie dass es mit dem Münchener Holzschnitte 
(bei Schmidt Nr. tto) nichts als das ganz allgemeine Motiv gemein hat. 
Manchem wird es willkommen sein, dass dem Werke Abbildungen von zum Theil: 
höchst seltenen, bisher unpublicirten Blattern beigegeben wurden, die den Gang der 
Darlegung entsprechend beleuchten. Im Texte fallt Einiges unangenehm auf, wie die 
wörtliche Anführung von Sitzen aus Hermann Grimm, Robert Vischer, Karl Frei in 
einem Werke über Kupferstich, und der unfertige Styl. Für die Benennung Duchesne's 
vMeister mit den Bandrollenu ist vor Lehrs schon Thausing eingetreten. Hierin wie in 
dem Endergebnisse, dass dieser Meister vornehmlich Copist war, wie so viele seiner 
Zeitgenossen, wird dem Verfasser unbedingt zuzustimmen sein. 
Berlin. P.
	        
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