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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe II (1887 / 2)

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Außerdem finden wir auch von Gran's Hand in der Capelle ein kleineres 
Fresco. An diese Arbeiten Gran's in Hetzendorf knüpfen sich nun die 
albernen Anekdoten, auf die ich schon angespielt habe, und von denen 
die eine mit den hundert Ducaten und der Hofequipage schon zum Besten 
gegeben wurde. Noch sonderbarer ist eine andere Geschichte, welche der 
alte Franz Gräffer, einer der unverschärntesten Fabelhänse der gernüth- 
lichen Alt-Wiener Literatur, zusammengebraut hat. Er erzählt uns, Gran, 
der dort vom Hofe gehalten worden sei wie ein König, malte eben an . 
dem Plafond, als ihm der Besuch eines Malers aus Wien gemeldet wurde, 
der mit seiner Schwester kam, ihn aufzusuchen. Dieser Maler wäre ein 
gewisser Carlo Rosa gewesen und seine Schwester war das Fräulein Rosa 
Rosa. Diese beiden Leute stellten sich ihm nun vor. Das Fräulein Rosa 
Rosa war Landschaftsmalerin. Sie wurden von ihm im kaiserlichen Lust- 
schlosse bewirthet, als ob er der Hausherr gewesen wäre, und blieben 
längere Zeit bei ihm. Es entspann sich auch ein zartes Verhältniss Gran's 
zu Fräulein Rosa Rosa, das nicht ohne Folgen blieb, aber, als endlich die 
Arbeiten in Hetzendorf fertig waren, da schieden sie von einander. Gran 
ging nach Wien zurück, lebte da in Saus und Braus, in tollster Ver- 
schwendung, so dass er im Handumdrehen an den Bettelstab kam und 
ihm nichts übrig blieb, als nach St. Pölten zu gehen, wo er elend ver- 
kümmerte. Da habe ihn dieser Carlo Rosa sammt der Schwester noch 
eine Zeit lang unterstützt, aber sie hatten selbst nicht zu leben und sind 
so alle drei elend zu Grunde gegangen. An der ganzen Geschichte ist 
natürlich kein wahres Wort. Vor Allem ist Gran nie verarmt, sondern in 
sehr guten Verhältnissen in St. Pölten gestorben, und was diesen Carlo 
Rosa betrifft, so hat er sowie das Fräulein nie gelebt, sondern dürfte da 
eine Verwechslung, sei es eine absichtliche, sei es eine unabsichtliche, 
mit dem viel späteren Director des Belvedere und Landschaftsmaler Josef 
Rosa unter Kaiser Josef II. stattfinden, der nun in einen etwas roman- 
tischeren Italiener Carlo Rosa umgewandelt wurde. 
Man sieht aber aus dem Beispiele, welchen Gepräges die Behand- 
lung unserer einheimischen Kunstgeschichte aus jener Zeit ist. 
Die architektonischen Decorationen in der Schlosscapelle zu Schön- 
brunn sind von einem Künstler Namens Carl Wiedon. Dieser Architektur- 
maler wird ein Engländer genannt. Ob das wahr ist, lässt sich nicht 
nachweisen. Ich erwähne ihn nur, weil zuweilen, so z. B. auch in der 
Stiftskirche von Seitenstetten, die architektonischen Beigaben bei Gran's 
Arbeiten von ihm herrühren. 
(Schluss folgt.)
	        
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