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Außerdem finden wir auch von Gran's Hand in der Capelle ein kleineres
Fresco. An diese Arbeiten Gran's in Hetzendorf knüpfen sich nun die
albernen Anekdoten, auf die ich schon angespielt habe, und von denen
die eine mit den hundert Ducaten und der Hofequipage schon zum Besten
gegeben wurde. Noch sonderbarer ist eine andere Geschichte, welche der
alte Franz Gräffer, einer der unverschärntesten Fabelhänse der gernüth-
lichen Alt-Wiener Literatur, zusammengebraut hat. Er erzählt uns, Gran,
der dort vom Hofe gehalten worden sei wie ein König, malte eben an .
dem Plafond, als ihm der Besuch eines Malers aus Wien gemeldet wurde,
der mit seiner Schwester kam, ihn aufzusuchen. Dieser Maler wäre ein
gewisser Carlo Rosa gewesen und seine Schwester war das Fräulein Rosa
Rosa. Diese beiden Leute stellten sich ihm nun vor. Das Fräulein Rosa
Rosa war Landschaftsmalerin. Sie wurden von ihm im kaiserlichen Lust-
schlosse bewirthet, als ob er der Hausherr gewesen wäre, und blieben
längere Zeit bei ihm. Es entspann sich auch ein zartes Verhältniss Gran's
zu Fräulein Rosa Rosa, das nicht ohne Folgen blieb, aber, als endlich die
Arbeiten in Hetzendorf fertig waren, da schieden sie von einander. Gran
ging nach Wien zurück, lebte da in Saus und Braus, in tollster Ver-
schwendung, so dass er im Handumdrehen an den Bettelstab kam und
ihm nichts übrig blieb, als nach St. Pölten zu gehen, wo er elend ver-
kümmerte. Da habe ihn dieser Carlo Rosa sammt der Schwester noch
eine Zeit lang unterstützt, aber sie hatten selbst nicht zu leben und sind
so alle drei elend zu Grunde gegangen. An der ganzen Geschichte ist
natürlich kein wahres Wort. Vor Allem ist Gran nie verarmt, sondern in
sehr guten Verhältnissen in St. Pölten gestorben, und was diesen Carlo
Rosa betrifft, so hat er sowie das Fräulein nie gelebt, sondern dürfte da
eine Verwechslung, sei es eine absichtliche, sei es eine unabsichtliche,
mit dem viel späteren Director des Belvedere und Landschaftsmaler Josef
Rosa unter Kaiser Josef II. stattfinden, der nun in einen etwas roman-
tischeren Italiener Carlo Rosa umgewandelt wurde.
Man sieht aber aus dem Beispiele, welchen Gepräges die Behand-
lung unserer einheimischen Kunstgeschichte aus jener Zeit ist.
Die architektonischen Decorationen in der Schlosscapelle zu Schön-
brunn sind von einem Künstler Namens Carl Wiedon. Dieser Architektur-
maler wird ein Engländer genannt. Ob das wahr ist, lässt sich nicht
nachweisen. Ich erwähne ihn nur, weil zuweilen, so z. B. auch in der
Stiftskirche von Seitenstetten, die architektonischen Beigaben bei Gran's
Arbeiten von ihm herrühren.
(Schluss folgt.)