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Barockbau in Klosterneuburg schritt, war er es, der zuerst einen Entwurf
für diesen Bau machte, der nur dem kunstliebenden Probste noch nicht
glänzend genug war, so dass dann der Entwurf des Allio an seine
Stelle trat.
Mit diesem tüchtigen Prandauer vereint also wirkte unser Gran
und er hatte eine reiche und schöne Aufgabe vor sich. Die einschiffige
Kirche ist durch Querbögen an der Decke leicht gewölbt, in verschiedene
Compartimente getheilt; große Fresken reihen sich hier aneinander, und
zwar in der Anordnung, dass wir in der Kuppel die Glorie der Seligen
vor Gott Vater, im Presbyterium die Anbetung Gottes im Paradiese, im
Schiffe den Sturz der Häretiker, an der Seite das Pfingstfest und acht
Propheten haben. An den Pendentifs der Vierung sind die Riesengestalten
der vier Evangelisten gemalt, welche scheinbar die Wölbung der Kuppel
tragen.
Diese Malereien gehören nun zu den bedeutendsten des Meisters,
namentlich ist das Bild, welches den Sturz der Häretiker vorstellt, geist-
reich componirt. Wir sehen hier die allegorische Gestalt der Kirche,
welche aus der Rechten Blitze auf die Ketzer schleudert, die im wilden
Titanensturze in die Tiefe hinabfallen. Dabei sind alle Gattungen der
Häresie charakterisirt. Wir sehen Mohammed, dem im Fluge der Turban
entfällt; wir sehen Luther, der im altdeutschen Doctorengewande mit
breitem, weißem Hemdkragen, in die Tiefe stürzend dargestellt ist. Es
wird uns gesagt, dass die Arbeiten Gran's damals mit einer Summe von
fi. 60.000 bezahlt wurden.
Die nächste Arbeit, die er schon zwei Jahre darauf lieferte, ist die
Ausschmückung des großen Saales des heutigen kaiserlichen Lustschlosses
in Eckartsau im Marchfelde. Eckartsau gehörte damals der gräflichen
Familie Kinsky, ist später aber durch Kauf in kaiserlichen Besitz über-
gegangen. Heute ist leider das Schloss nicht mehr in dem Zustande, wie
ursprünglich. Man hat anlässlich einer Ueberschwemmung für den Be-
stand einzelner Theile gefürchtet und den vorderen Theil abgetragen.
Es cursirt eine nette Erinnerung an ein Wort des Kaisers Franz, der,
als er sah, wie- man diese Arbeit vollendet hatte, sagte: nNO, Ihr habt's
mir mein Eckartsau schön zugerichteth- Von diesem Schlosse also sind
nur mehr Theile verhanden, indessen zum Glücke die wichtigsten, wozu
auch der große Saal zu rechnen ist. Dieser Saal ist nebst den Decken-
gemälden Gran's mit großen Gruppen in Marmor ausgeschmückt, deren
Urheber, der aus Vicenza stammende Künstler Lorenzo Matthielli, auch
in Wien durch die großen l-lerkulesgruppen auf dem Franzensplatze
vertreten ist.
Nun folgen die großen Schöpfungen des Künstlers in der Hof-
bibliothek. Ich muss aber noch eine kurze Bemerkung vorausschicken,
welche sich auf seine Verhältnisse im Schwarzenberg'schen Hause bezieht.