281
lm Jahre 1732 trat der Tod des Fürsten Adam ein und es führte seine
Witwe die Vollendung der noch ausständigcn Arbeiten in den verschie-
denen Schlössern mit gleichem Kunstsinne wie ihr Gemahl, fort. Gran
hatte noch vielfach zu thun. Es ist aber interessant, zu sehen, dass wir
ihn außer mit solchen eigentlich künstlerischen Arbeiten auch mit Auf-
gaben sehr verschiedener Natur beschäftigt finden. Er waltet bei der
Fürstin und wahrscheinlich auch schon vorher als Garteninspector, und
wir haben eine Reihe von Urkunden, welche zeigen, wie er Vorschläge
macht über Ersparnisse in der Gartencultur, wie er kostbare Pflanzen
für die Treibhäuser beschafft, wie er einmal intervenirt, als man einen
Wagenschuppen nahe bei dem Palais errichten wollte u. dgl. m. Es wird
uns da erzählt, wie er der Fürstin, als sie eben abwesend war, Früchte
und verschiedene Gemüse schickt, die in den fürstlichen Treibhäusern
gezogen waren, wie er ein andermal auch au die Kaiserin Elisabeth, an
die Gräfin Fuchs im Auftrage der Fürstin Gartenproducte sendet und
Aehnliches mehr. Auch als Zeichner für Kunstindustrie tritt der Meister
um diese Zeit auf; wir wissen, dass er Entwürfe für die prachtvollen
und wahrscheinlich kolossal gefertigten Wandarme und Leuchter in dem
Gartenpalais fertigte, und außerdem ist es mehr als wahrscheinlich, dass
die schönen Terrassengitter, welche sich vor dem Porticus des Garten-
palais am Rennweg befinden, ein Wunderwerk der Eisenschmiedekunst,
sein Entwurf waren. Berger und ich sind darüber ziemlich einig ge-
worden, ja, Berger hat auch gefunden, dass ein Wiener Schlosser, Namens
Schenneckh, mit seinem französischen Gehilfen die Ausführung dieser
Gitter besorgt haben dürfte. Trotz seiner Beschäftigungen und seiner
Beliebtheit im fürstlichen Hause nahm der Künstler am 21. Mai 1735
seine Entlassung.
Ueber dieses Ereigniss herrscht ein gewisses Dunkel. Es scheint eine
Persönlichkeit im fürstlichen Hause gewesen zu sein, ein Beamter, der
dem Künstler nicht sehr günstig gesinnt war. Der Name dieses Mannes
ist Pelikan.
Er war nach dem Tode des Fürsten als Vormundschaftsrath bestellt.
Wir hören eine Reihe von gehässigen Aeußerungen über Gran und es
scheint da auch so eine leise Verdächtigung vorgefallen zu sein. Es hatte
nämlich zu Lebzeiten des Fürsten schon Gran für seine verschiedenen
Arbeiten , um sie rascher durchführen zu können, vom Fürsten Pferde
überlassen bekommen; dazu hatte er sich auch einen Wagen aus Eigenem
angeschafft, und es scheint nun, dass man diesen Umstand in irgend einer
Weise übelgedeutet haben dürfte. Er schreibt daher an die Fürstin,
nimmt seinen Abschied und bittet dieselbe, ihn fürder auch auch als
ihren treuen Diener zu betrachten. Aus Krumau bestätigt die Fürstin
das Gesuch in freundlichster, huldvollster Weise, die höchst schmeichel-
haft für den Künstler ist, und ersucht ihn, die beiden Pferde, welche der
Fürst ihm für seine Arbeiten überlassen hatte, als Geschenk anzunehmen.