In St. Pölten war der Künstler ansässig und zwar wie aus Allem her-
vorgeht, als wohlhabender Mann. Seine Tochter Anna trat in das Institut
der vEnglischen Fräuleinn, welches dort errichtet worden war, und noch
besitzt dieses Haus einen florentinischen Prachtschrank, der ein Geschenk
Gran's ist. Auch malte er für das Institut die Scene, wie seine Tochter
um Aufnahme in das geistliche Haus bittet. Jene Dame ist im Jahre 1802
in St. Pölten gestorben.
Endlich ist uns bekannt, dass im Jahre 1755, und zwar am 16. April
dieses Jahres Herr Daniel von Gran mit ganzem Conducte in der Kirchen-
gruft des Domes beigesetzt wurde. Sein Grab ist heute leider nicht mehr
zu finden. Aus späteren Angaben wissen wir noch, dass die gestrenge
Frau Maria Anna von Gran, seine Frau, schon früher gestorben war,
später eine Verwandte, die Barbara genannt wird, und endlich jene Tochter
Anna, die ich schon erwähnt habe.
Ich schließe hiemit die Angaben über das Biographische, welche
allerdings vieler Details entbehren, die in meinen Notizen gesammelt
sind, aber doch schon die ausführlichsten und correctesten sind, die über
den Künstler in der Literatur bestehen.
Lassen Sie mich noch kurz ein Wort zur Charakterisirung der
Malweise des Künstlers sagen, damit ich begründen möge, warum ich
Sie um Ihre Aufmerksamkeit gebeten habe, einem Künstler gegenüber,
von dem bisher so wenig die Rede war. Ich muss mich da kurz fassen.
Daniel Gran ist als der bedeutendste Vertreter des österreichischen Barock-
fresco zu nennen. Vor Gran Enden wir das Fresco ungefähr seit dem
letzten Viertel des 17. Jahrhunderts überhaupt erst in Oesterreich ange-
wendet, im großen Style wenigstens. Als die deutsche Renaissance, die
sich ja in Oesterreich überhaupt nicht sehr bedeutend entwickelt hatte,
in den Tagen Ferdinand III. in den Fünfziger und Sechziger Jahren
allmälig in den Barockstyl überging, da begann auch das Fresco hier
Boden zu fassen. Vor dieser Zeit finden wir nur die Decorationen kleiner
Wandpartien von Innenräumen in Fresco, aber äußerst selten noch ganze
Plafonds, Kuppeln und dergleichen, da ja die deutsche Renaissance, deren
Stylweise die Holzverkleidung der Wände bis hoch hinauf bevorzugt
hatte, dem Fresco nicht den nöthigen Raum ließ. Mit dem Herüber-
strömen von italienischen Künstlern hat dann eine neue Richtung Platz
gegriffen, der Styl des Stucco, allerdings noch nicht das feine Stucco des
späteren Rococo, sondern das schwere, derbe Stucco der Frühbarocke,
welches in gewaltigen Cartouchenformen die Wände, namentlich aber die
Deckengewölbe überzieht. Da tritt ein bedeutender Meister in Carpüferv
Tencala auf, der aus Mailand nach Oesterreich kommend, die ersten
größeren Decorationen in Fresco ausführte, der in seinen Werken, welche
in der hiesigen Dominikanerkirche zu sehen sind, gewissermaßen den
Boden für das Fresco hierzulande gewann. Aber noch ist es nicht das