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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe II (1887 / 5)

gehöriges Colossal-Crucifix aus Holz zur Ausstellung, welches dem 
i4. Jahrhundert entstammt und sich früher in Friesach befunden hat. 
Sectionschef Dr. A. Graf Enzenberg hat einen Johanniskopf aus Holz, 
eine Ablassurkunde und drei Altareinweihungsurkunden mit Miniatur- 
malereien, ein romanisches Rauchfass, ein Hungertuch, einen Tragaltar 
und einen Hausaltar mit Krystallglas (sämmtlich aus Schloss Tratzberg); 
Graf R. Enzenberg einen Hausaltar aus Ebenholz mit Reliefdarstcllungen 
in getriebenem Silber zur Ausstellung gebracht. Eine große Sendung 
kirchlicher Kunstgegenstände aus den griechisch- orientalischen 
Klöstern der Bultowina (Dragomira, Putna und Sutzawitza) ist 
eingetroffen; in dieser mehr als 50 Gegenstände umfassenden Collection 
befinden sich höchst interessante alte Textil-, Holz- und Metallarbeiten. 
Außerdem wurde in die Ausstellung ein in Lebensgröße von Gasser 
modellirter, von der k. k. Erzgießerei gegossener und von F. L. Adler 
feuervergoldeter Christus aufgenommen, welcher Anfang Mai in die neue 
Domkirche zu Linz abgeliefert wird. -- Die kirchliche Ausstellung wurde 
bisher von nahezu 30.000 Personen besucht. 
(Geschenk an das Museum.) Herr Graf Arthur von Desfours 
hat dem Museum einen Tisch mit Boulearbeit aus dem 18. Jahrhundert 
zum Geschenke gemacht. 
(Besuch des Museums.) Die Sammlungen des Museums wurden iin Monate 
April von 14.569, die Bibliothek von 1465 Personen besucht. 
(Neu ausgestellt.) Goldene Kette mit Eruail ä jour; Bronzevase mit Email, 
modern, japanisch (Saal l); - Kanne aus Speckstein, geschnitzt und vergoldet, chine- 
sisch; Holzfnllungen mit Muschel- und Beineinlagen, modern, japanisch (Saal IV); - 
Tisch in Buulearbeit, 1B. Jahrhundert; Pocal in Holz geschnitzt von J. Rint jun. in 
Linz, Eigenthum des Hof-Schauspielers Gabillon. 
(Wiener Kunstgewerbeverein.) In Folge {der von diesem Vereine in seiner 
letzten Generalversammlung ausgeschriebenen Concurrenz für zwei Vestibule- 
Lampen aus Schmiedeeisen sind ie drei Entwürfe eingelaufen, welche in der am 
26. v. M. abgehaltenen Vorstandssitzung der Beurtheilung unterzogen wurden. Die 
Preise von 500 fl. beziehungsweise loo H. wurden einstimmig den mit den Mottds 
nHelins-i und i-Durch Arbeit zum Ziels versehenen Entwürfen zuerkannt, als deren Ein- 
reicher sich bei Oetfnung der Couverts die Herren Albert Milde und Anton Schwarz 
herausstellten. Die beiden Entwürfe, welche bis zum I5.0ctober für den Kunstgewerbe- 
verein ausgeführt werden, sind bis auf Weiteres in der permanenten Ausstellung des- 
selben (Oeaterr. Museum, I., Stubenring) zu besichtigen. 
(Vorlesungen) Am 3. und 5. Februar sprach Custos Folnesics über antiken 
Goldschmuck. Am ersten Abende behandelte der Vortragende den historischen Theil des 
Thema's, am zweiten die Formenentwickelung des antiken Goldschmuckes. Eine kurze 
Uebersicht der hier in Betracht kommenden Techniken bildete die Einleitung. Hierauf 
wurden die Schliernann'schen Funde als alteste Zeugen griechischen Goldscbmuckes einer 
naheren Betrachtung unterzogen. Sowohl die trojanischen Funde, als auch die von 
Myltenae sind der vorhomerischen Zeit zuzuweisen, und obwohl erstere dem Anscheine 
nach die primitive Formenwelt der prähistorischen Funde zu reprasentiren scheinen, 
zeigen sich bei näherer Betrachtung dennoch individuelle Züge, die namentlich im 
Zusammenhalte mit den Myltenischen Funden, nach Milchhoefefs Hypothese, auf gemein- 
same Quellen hinweisen. Diese waren einerseits in semitischen andererseits in arischen 
Vorbildern zu suchen, von letzteren hätten alle rein ornamentaleri Bildungen ihren Aus- 
gang genommen, von ersteren die tiguralcn Formen, wie die Aatartebilder mit der Taube, 
verschiedene phantastische Thiere und fremdartige Pflanzenformen. AlJCTÄKHClII allein in 
Bezug auf die Form, auch bezüglich der Technik trennen sich die Funde in _zwei Haupt- 
gruppen, die ihrerseits mit den vorher angeführten correspondiren. Leider sind auf dem 
Gebiete der rein ornamentalen Bildungen die angenommenen arischen (d. h. phrygischen 
und lyltischen) Vorläufer so sparlich vorhanden, dass für die angeführte Hypothese kein 
genügender Nachweis zu erbringen ist. Ueberraschend ist dagegen die stilistische Ver- 
wandtschaft der ornamentalen Bildungen dieser Epoche mit den Schmuckgegenstanden 
aus der Bluthezeit griechischer Kunst. Eine dritte Gruppe, welche nach Milchhbfer die 
Verschmelzung der arischen und semitischen Typen reprasentiren soll, weist keine
	        
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