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finden sich von ihm noch zwei prachtvolle Werke der Schreibkunst. Das
eine, 32 Folioblätter mit reich ornamentirten Alphabeten und Zier-
schriften. hat Bochkai im Jahre 1562 für Ferdinand I. geschrieben. Das
andere Werk, eine aus 114 Pergamentblättern bestehende, unserem Schrift-
musterbuche ähnliche Sammlung, ist noch unter Ferdinand I. begonnen
und unter Rudolf II. vollendet worden. Die malerische Ausschmückung
desselben rührt gleichfalls von dem llluminator unseres Schriftmuster-
buches her. Das Werk befand sich früher in der Wiener Schatzkammer
im sogenannten Goldcabinet unter Nr. 100 und ist jetzt in der Ambraser-
Sammlung bei den Goldschmiedearbeiten im Saale VI unter Nr. 137 auf-
gelegt. Der prächtige Einband besteht aus zwei Platten I-Ieliotrop, mit trans-
lucidem Email und böhmischen Granaten besetzt. So viel ich bei einem
mir durch Director Dr. Ilg bercitwilligst gestatteten raschen Einblick in
das Buch constatiren konnte, ist der kalligraphische Theil desselben bei
vielen Blättern eine hie und da in Einzelnheiten reicher durchgeführte
Wiederholung unseres Schriftmusterbuches, die 1597 vollendete malerische
Ausschmückung jedoch mehr ornamental gehalten.
Wie über den Kalligraphen, so unterrichtet uns unser Schriftmuster-
buch selbst auch über den Künstler, der es mit Malereien geschmückt.
Denn die leeren Stellen und Ränder der einzelnen Blätter sind sämmtlich
mit ungemein fein und naturwahr ausgeführten Miniaturen, lose hin-
gelegten Blüthenzweigen, Blumen, Früchten, Insecten und anderen Thieren,
einige Blätter auch mit historischen Darstellungen geziert; die Blumen
manchmal anscheinend durch das geschlitzte Blatt gesteckt, so dass die
Stengel auf der Rückseite desselben sichtbar sind. Ueber den Meister
dieser in Wasserfarben virtuos ausgeführten Malereien könnte auch dann
kein Zweifel bestehen, wenn er nicht selbst sein Monogramm in einem
sogenannten vredendenu Wappen dem Buche auf dem letzten Blatte
beigefügt hätte. Dieses Wappen besteht aus einem Hufeisen, in diesem
ein senkrecht stehender I-Iufnagel, um welchen sich ein goldenes G
schlingt, das gewöhnliche Monogramm Georg I-I oefnagells, des belieb-
testen niederländischen Miniaturmalers seiner Zeit. Georg Hoefnagel wurde
im Jahre 1545 zu Antwerpen als der Sohn eines Diamantenhändlers geboren.
Er war ein Schüler des Hans Bol und bereiste frühzeitig Deutschland,
Spanien, Frankreich, Italien und England, zum Theile gemeinsam mit
Abraham Ortelius. Zu Braun's Städtebuch lieferte er schon im Jahre 1572
Zeichnungen. Für Erzherzog Ferdinand von Tirol zierte er in Innsbruck
von 1581-1588 in farbenprächtigster Weise ein Missale Romanum,
(jetzt in der k. k. Hof-Bibliothek zu Wien, Sign. 1784), das Hauptwerk
des Künstlers; für Rudolf II. malte er außer dem oben genannten Schrift-
musterbuche in der Ambraser-Sammlung noch vier Bände naturgeschicht-
lichen Inhaltes. Höchst wahrscheinlich auch von Georg I-Ioefnagel -sind
51 Fedcrzeichnungen in einem in der Wiener Hof-Bibliothek (Sig. 1822)
befindlichen Messbuche aus dem Ende des 16. Jahrhunderts. Das In-