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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe II (1887 / 8)

an den Wänden-her. Den balconartigen Podest der herrlichen Stiege, 
welcher zu den Thüren des ersten Stockwerkes führt, tragen phantasie- 
voll erdachte weibliche Karyatiden, in Holz geschnitzt, von Weyer, 
Arbeiten, die den Künstler in seinem ganzen Können zeigen. Ein italie- 
nischer Gobelin des 16. Jahrhunderts schmückt die Hauptwand, unten in 
der Mitte steht auf einem Postamente die ausgezeichnet schöne Marmor- 
figur des sterbenden Achilles des Bildhauers Herter. 
Der erste Stock beherbergt die Wohnräume Ihrer Majestäten, links die 
des Kaisers, rechts die der Kaiserin; zwischen denselben liegen die zwei 
Säle des Mittelbaues über dem schon geschilderten Parterre-Entree und 
Speisesaal. Von der Treppe betritt man zuerst den kleineren über dem 
Entree, einen überaus prachtvollen Salon, dessen mit Glasmalereien der 
deutschen Renaissance - wieder alte, echte Stücke - gezierte Flügel- 
lhür auf den großen Balcon führt. Die Wände bedecken dunkle Stoff- 
tapeten, wie denn der Gesammtcharakter des octogonen Raumes über- 
haupt ein vernehm-ernster ist. Ein Prachtkamin von rothem und grünem 
belgischen Marmor trägt eine kostbare Rococo-Pendule, die Möbel 
gehören zum werthvollsten alten Hausrath. Da finden wir eine Reihe 
sogenannter Cordova-Stühle mit vergoldeten Lederüberzügen, Wappen 
verschiedener Päpste des 17. Jahrhunderts enthaltend; einen spanischen 
Klappschrank der Renaissance mit Bemalung, Vergoldung und Metall- 
beschlägen, wie derlei Prachtexemplare nur äußerst selten vorkommen; 
übermannshohe Vasen und Schalen von braunem Alabaster von. Floren- 
tiner Arbeit, endlich eine chinesische Riesenbronze, welche einen Kranich 
von beiläufig P58 Meter Höhe vorstellt. (SChlHSS fßlßß) 
(Auszug aus: "Die Pressen, Nr. 180 u. 181.) 
Die deutschen Kleinmeister des 16. Jahrhunderts. 
Von Eduard Chm eln rz. 
(Fortsetzung) 
Noch weiter als Aldegrever führt uns Jacob Binck nach Norden, 
welcher aus Köln stammend auch wieder indirect ein Schüler Dürer's zu 
nennen wäre, da er zehn Stiche BarthePs und ein Dutzend Stiche Hans 
Sebald Behanfs copirt. Von 1525-1529 war er in den Niederlanden und 
nach Sandrart soll er auch in Italien und sogar einige Zeit in der Werk- 
stätte Marc Ant0n's, des bedeutendsten italienischen Stechers im 16. Jahr- 
hundert thätig gewesen sein. Thatsächlich zeigt eine Anzahl von Blättern, 
welche unter Marc Anton's Namen bekannt sind, eine von der einfachen 
italienischen durchaus verschiedenen Stichweise mit complicirter nordischer 
Kreuzschratiiruug und nordischem Baumschlag. Anderseits hat wieder 
Binck den berühmten Kindermord Marc Anton's in Originalgröße copirt 
und ebenso 20 Blätter Caraglicfs nach den mythologischen Figuren De
	        
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