an den Wänden-her. Den balconartigen Podest der herrlichen Stiege,
welcher zu den Thüren des ersten Stockwerkes führt, tragen phantasie-
voll erdachte weibliche Karyatiden, in Holz geschnitzt, von Weyer,
Arbeiten, die den Künstler in seinem ganzen Können zeigen. Ein italie-
nischer Gobelin des 16. Jahrhunderts schmückt die Hauptwand, unten in
der Mitte steht auf einem Postamente die ausgezeichnet schöne Marmor-
figur des sterbenden Achilles des Bildhauers Herter.
Der erste Stock beherbergt die Wohnräume Ihrer Majestäten, links die
des Kaisers, rechts die der Kaiserin; zwischen denselben liegen die zwei
Säle des Mittelbaues über dem schon geschilderten Parterre-Entree und
Speisesaal. Von der Treppe betritt man zuerst den kleineren über dem
Entree, einen überaus prachtvollen Salon, dessen mit Glasmalereien der
deutschen Renaissance - wieder alte, echte Stücke - gezierte Flügel-
lhür auf den großen Balcon führt. Die Wände bedecken dunkle Stoff-
tapeten, wie denn der Gesammtcharakter des octogonen Raumes über-
haupt ein vernehm-ernster ist. Ein Prachtkamin von rothem und grünem
belgischen Marmor trägt eine kostbare Rococo-Pendule, die Möbel
gehören zum werthvollsten alten Hausrath. Da finden wir eine Reihe
sogenannter Cordova-Stühle mit vergoldeten Lederüberzügen, Wappen
verschiedener Päpste des 17. Jahrhunderts enthaltend; einen spanischen
Klappschrank der Renaissance mit Bemalung, Vergoldung und Metall-
beschlägen, wie derlei Prachtexemplare nur äußerst selten vorkommen;
übermannshohe Vasen und Schalen von braunem Alabaster von. Floren-
tiner Arbeit, endlich eine chinesische Riesenbronze, welche einen Kranich
von beiläufig P58 Meter Höhe vorstellt. (SChlHSS fßlßß)
(Auszug aus: "Die Pressen, Nr. 180 u. 181.)
Die deutschen Kleinmeister des 16. Jahrhunderts.
Von Eduard Chm eln rz.
(Fortsetzung)
Noch weiter als Aldegrever führt uns Jacob Binck nach Norden,
welcher aus Köln stammend auch wieder indirect ein Schüler Dürer's zu
nennen wäre, da er zehn Stiche BarthePs und ein Dutzend Stiche Hans
Sebald Behanfs copirt. Von 1525-1529 war er in den Niederlanden und
nach Sandrart soll er auch in Italien und sogar einige Zeit in der Werk-
stätte Marc Ant0n's, des bedeutendsten italienischen Stechers im 16. Jahr-
hundert thätig gewesen sein. Thatsächlich zeigt eine Anzahl von Blättern,
welche unter Marc Anton's Namen bekannt sind, eine von der einfachen
italienischen durchaus verschiedenen Stichweise mit complicirter nordischer
Kreuzschratiiruug und nordischem Baumschlag. Anderseits hat wieder
Binck den berühmten Kindermord Marc Anton's in Originalgröße copirt
und ebenso 20 Blätter Caraglicfs nach den mythologischen Figuren De