und wählerisch. Sie copirten sozusagen alles,was fürihren Zweck brauchbar,
vor und 'zu ihrer Zeit auf dem Gebiete der graphischen Künste publicirt
war: fast selbstverständlich Blätter von Schongauer, Cranach, Dürer
u. s. w., aber für unseren Fall kommen zuvörderst jene Blätter in Betracht,
welche nach italienischen Meistern gearbeitet sind, z. B. nach Jacopo de
Barbari, Domenico Campagnola, Mantegna, Pellegrino di S. Daniele,
Pollajuolo und Zoan Andrea. Da fanden sich Kämpfe von Reitern, nackten
Männern und Tritonen, Bacchusscenen mit Satyren und Amoretten,
Sphinxe, Harpyen, Delphine, die richtigen Grottcsken aller Art, Trophäen
mit Waffen, Füllhörner und eine Unzahl von Pilasterdecorationen im
Sinne der Frührenaissance mit Candelabern oder Vasen, aus denen
symmetrisch um einen Mittelstengel akanthusartige Blätter aufsteigen,
oder statt der Vasen Puttis, oder Männer- und Frauengestalten, die in
einen Fischleib oder wiederum in Blattwerk auslaufen, alles zusammen
ein wahrer Formenschatz, welchen die Hopfer Dank der lebhaften Ver-
bindung von Augsburg mit Oberitalien ansammelten und zu eigenem
geschäftlichen und zu fremdem künstlerischen Nutzen in den Jahren von
1520-1536 durch ihre Radirungen veröffentlichten. Sie warfen jedoch
diese Reproductionen italienischer Ornamentik nicht ganz unverändert
auf den Markt; wie schlechte Uebersetzer thätig oder wie moderne
Zeichner oft die alten Originale glauben verbessern zu müssen, variirten
sie ihre Vorlagen manchmal recht sorglos und geschmacklos, dann aber
(seit etwa 1527) zeigten sie auch die Nutzamvendung jener Ornamente
in eigenen Entwürfen für Geräthe und Möbelstücke, für Monstrauzen.
Pocale, Waschbecken u. dgl. In diesen letzteren Schöpfungen erkennen
wir die Hopfer als rechte Söhne ihrer Zeit, die mitten in der Strom-
schnelle der Entwickelung stehend, selbst noch nicht die Objectivität und
geistige Kraft besaßen, sich ganz in die neue, italienische Formengebung,
welcher sie in ihren Radirungen als Apostel dienten, hinein- und aus
der heimischen mittelalterlich gothischen Weise herauszuarbeiten. Harmlos
mischen sie also in die Akanthusblätter das alle deutsche Distel- und
Flechtenornament, bringen Altarentwürfe mit renaissanceartigern Aufbau,
aber zu oberst mit gothischem Gestrüpp als Abschluss, und wenngleich
ihre Pocale eleganter und abwechslungsvoller sind als jene des Altdorfer,
so sind sie doch gleich diesen noch abhängig von der gothischen Form
mit Buckelung und Knauf. Da sind die 36 Blatt mit Vorlagen für Flaschen,
Pocale, Brochen und Medaillons, welche der früher erwähnte Hans Bro-
samer in seinem Kunstbüchlein ausdrücklich als Muster für Goldschmiede
veröffentlichte, bereits Erzeugnisse eines viel weiter vorgeschrittenen
Compromisses zwischen der italienischen und deutschen Art. Freilich ist
dabei zu bemerken, dass wir mit Brosamer's Kunstbüchlein in die Mitte
des Jahrhunderts angelangt sind, also in die Zeit, als sich die Vermischung
der deutschen und der italienischen Kunstweise bereits vollzogen und
aus der Gährung die sogenannte deutsche Renaissance bereits abgeklärt