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Quattrocentisten gleich thut, war vielleicht der alte Wolgemut selbst, jedenfalls ein Mit-
glied der Werkstatt, in der Dürer arbeitete. Und solchem Vorbilde verdankte dieser
gewiss viel von dem Getvaltigen und Ergreifenden seiner Weise, nicht aber jenen ver-
staubten l-landbüchergroßen oder Peter Vischer, der erst zu wirken anfing, als Dürer
schon ein fertiger Künstler war. Von dem Stile dieser Einleitung hier eine Probe: nRom
und Florenz gegen Venedig bedingen in erster Linie den Unterschied der Kunst Michel-
angelds und Ratfaefs gegen Tizian, im Gegensatze der vlamischen Länder und Hollands
gründet der Unterschied von Rubens und Rembrandt, in dem von Nürnberg und Augs-
burg der zwischen Dürer und Holbeim- F. W.
es
Meisterwerke schwäbischer Kunst aus der kunsthistorischen Abtheilung
der Schwäbischen Kreisausstellung Augsburg 1886. Herausgegeben
von der Vorstandschaft der kunsthistorischen Ausstellung. 33 Tafeln
Albertotypie mit erläuterndem Texte. München, Jos. Albert, 1886. Fol.
Eine erfreuliche Nachwirkung der Kunst- und culturhistorischen Ausstellungen der
letzten Jahre besteht in den sich daran knüpfenden Publicationen, für welche der Licht-
druck mit Recht immer mehr als die geeignetste Reproductionsart angesehen wird. Wir
gewinnen auf solchem Wege nach und nach eine für das vergleichende Studium unent-
behrliche illustrirte Kunsttopographie, deren Werth für die Wissenschaft um so großer
ist, je genauer und gewissenhafter alle jene Daten beigefügt sind, welche mit Sicherheit
gegeben werden können, wie z. B. alle auf Material, Größe, Signatur, jeweiligen Besitz
u. s. w. bezüglichen Angaben. Soll aber eine solche Publication nach allen Seiten hin
ihren Zweck erfüllen, so muss auch dem richtigen Größenverhaltnisse der reproducirten
Objecte Rechnung getragen werden. Die Darstellung darf nicht zu klein und dadurch
undeutlich sein. lst es schon für den kunstwissenschaftlichen Forscher nicht gleiehgiltig,
ob er die Wiedergabe eines Kunstwerkes in klarer Deutlichkeit oder nur in verschwom-
menen Formen erblickt, so wird eine unklare Darstellung für den modernen Künstler
oder Kunstindustriellen, der aus einem solchen Werke Nutzen ziehen will, geradezu
werthlos. Eben nach dieser Richtung ist aber an der vorliegenden Publication Manches
zu tadeln, namentlich auf den Tafeln I3, I6, zo, 22 und 24 bis 33. Gerne hätten wir
statt des halben oder ganzen Dutzends von Objecten, das auf jedem dieser Blätter zu
einer Gruppe vereinigt ist, eines der Stücke, aber dafür in deutlicher Darstellung
gesehen. lm Uebrigen bedeutet diese Publication eine erfreuliche Bereicherung unserer
kunsthistorischen und kuntindustriellen Literatur, und genügen auch die textlichen
Angaben den gewöhnlichen Anforderungen in vollem Maße. F-s.
it
Die gothischen Wandgemälde in der Burgcapelle zu Zwingenberg am
Neckar, ein Beitrag zur Vaterländischen Kunstgeschichte. Von Ludwig
Leutz. Bielefeld, 1886. 8". 40 5., Vlll Taf.
Nachdem der Leser glücklich den Anfangsbuchstaben gefunden hat, der in einer
reichgestalteten Cartouche eine nette Ansicht der Burg Zwingenberg enthält, hat er so
ziemlich das Schwierigste an der Lecture überwunden. Denn das Ganze ist leichtßüssig
geschrieben und liest sich fast wie ein Feuilleton; nur wenige sprachliche Harten
fallen auf. Der Autor beginnt mit einigen allgemeinen Betrachtungen über italienische und
deutsche Wandmalerei und über den Mangel an illustrirten Publicationen auf dem Gebiete
der letzteren. Warum hier keine Silbe von den Bemühungen eines Ernst aus'm Weerth
gesagt wird, wollen wir nicht weiter untersuchen. Dass F. X. Kraus' Publication der
Wandgemälde von Oberzell genannt und geschätzt wird, kann uns nur herzlich freuen.
In dem Abschnitte, welcher der Beschreibung der Oertlichkeit und der Wand-
gemälde selbst gewidmet ist, wird gewiss mancher Leser größere Gleichmäßigkeit und
mehr Uebersichtlichkeit in der Anordnung wünschen, da rein beschreibende Angaben
mit ästhetischen Bemerkungen stets vermischt werden und die Behandlung der einzelnen
Bilder nicht durch deutliche Einschnitte gegliedert ist. Nummern hätten hier gute Dienste
gethan. Auch ein wenig mehr Strenge und Ernst in der Beschreibung, die übrigens
bezüglich der Farbenangaben meist recht dankenswerth ist, Ware wohl von Nutzen gewesen.
Fr.
a
La verrerie de Portieux, origine, histoire. Par A. Fjournier. Paris„
Berger-Levrault 81 C0., 1886. 8". 80 S. M. 3. -
ln der historischen Einleitung bespricht der Verfasser das Alter der Gluindustrie
Lothringens, welche bis auf eine Urkunde von 1373 zu verfolgen ist, ohne Bedenken