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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe II (1887 / 8)

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Die Hofseite hat analoge Durchbildung, nur fehlen hier die eisen- 
geschmiedeten Terrassen, dafür tritt eine mächtige Zufahrt auf Pfeilern 
hervor, im Nobelgeschosse zur Stütze eines großen Balcons dienend. Die 
hübschen Kinderfiguren Weyer's mit dem Monogrammenschilde fehlen 
gleichfalls nicht an den Giebeln. Die Fläche des Hofraumes hat oblongen 
Grundriss, rückwärts an die Berglehne stoflend, welche außerhalb des 
Hofes rnit Gartenpfaden, Steigen, Alpenpfianzen und Felsstücken decorirt 
ist. Aus einem riesigen Mascaronhaupte (von Weyer) iu einer Nische 
rauscht ein breiter Wasserstrahl in eine Brunnenmuschel herab. lm 
lnnercn des Hofes befinden sich zunächst des Hauptgebäudes Blumenbeete, 
dann steigen sanfte Terrassen auf, deren Steingeländer mit Balconen von 
reichornamentirtem Schmiedeeisen, von Milde gefertigt, besetzt sind. Die 
großen Standcandelaber bei der Fagade gingen dagegen aus der Eisen- 
gießerei Wagner hervor und die nicht minder geschmackvollen Hänge- 
laternen in den Bogen der Eisenlauben sind von Gillar. Die Mitte des 
wahrhaft malerischen Hofraumes nimmt ein auf vier Sandsteinsäulen 
ruhender, grün urnsponnener Pavillon ein, unter dessen Dach aus einem 
wieder von Weyer gemeißelten Marmorkopfe das Wasser herausquillt; 
weiter vorne, dem Schlosse gegenüber, aber liegt die reizende Fontaine 
Tilgner's, deren Gruppe die ruhende Waldnymphe vorstellt, neben welcher 
eine Hindin gelagert ist. 
Wir betreten das lnnere der Villa von der Zufahrt im Hofe, wo 
im Mittelbau in jeder Etage ie zwei Säle hintereinander liegen, so zwar, 
dass der zweite, größere, sich auf der anderen Seite gegen den Garten 
öffnet. Der Vorsaal bildet ein Achteck, dessen Wände mit dunkelgelben 
Ledertapeten bedeckt sind, an denen sich unten aber Holzlambris im Stil 
deutscher Renaissance herumziehen, nur in einer Ecke für den gleichfalls 
mit Schnitzwerk umgebenen Kamin Raum lassend, in dessen Bekrönung 
das Medaillonbild des Hermes aus Bronze, von Scharf modellirt, ein- 
gesetzt ist. Lambris und Holzplafonds lieferte Hoftischler Paulik. Eine 
Uhr und Vasen aus Delfter Poterie erheben sich in colossaler Größe auf 
dem Kamin. Auf dem von weißem und schwarzem Marmor gewürfelten 
Estrich steht die lebensgroße Marmorfigur eines Hundes als Wächter 
des Einganges, am Kamin Lederstühle im Charakter des 16. Jahrhun- 
derts, von lrmler ausgeführt; die drei Eingangsthüren aber enthalten in 
ihren Flügeln alte Glasmalereien mit Wappen aus dem 17. Jahrhundert 
(darunter solche der Schweizer Bürgerfamilien Must, Hottinger, Escher etc. 
von 1608) in einer modernen, von Geiling stilvoll gearbeiteten ornamen- 
talen Einfassung. Von der getäfelten Decke hängt ein prachtvoller, von 
Richter und Hollenbach gegossener Bronzeluster herab, wie alle Beleuch- 
tungsobjecte für elektrisches Licht eingerichtet. 
Der Charakter dieses Vorraumes athmet den Ernst der nordischen 
Einrichtungsweise im r6. Jahrhundert; südliche und zugleich echt moderne 
Eleganz dagegen überrascht uns in dem dahinterliegenden großen Hauptsaale,
	        
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