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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe II (1887 / 9)

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vor, Eichenholz und feine Vergoldung (von Jaray und Bauer, die Täfelung 
von der Thür- und Fensterfabrik Markert), letztere im Sinne des gra- 
ziösesten Rococo auch über Thüren und Möbel verbreitet, geben dem 
Ganzen etwas ungemein Gefälliges, das da vornehm und behaglich zugleich 
ist. Die Decke hat ein ovales Centrum mit rautenförmiger Decoration in 
Cremefarben und leicht vergoldete Stucco, wobei an den Mascarons etc. 
nur zart mit farbigen Tönen eine Wirkung gegeben ist. Die Wand- 
Panneaux zwischen den Holzpartien, sowie die Portieren zeigen bunte 
Ornamente im Spätrenaissancestil, in Stickerei von hiesigen Kräften 
meisterhaft ausgeführt; der riesige Fußbodenteppich, gleichwie alle übrigen 
in der Villa in Einem Stücke gearbeitet, stammt aus der Fabrik Philipp 
Haas und Söhne. Die beiden rückwärtigen, abgeschrägten Ecken des 
Raumes bedecken riesige Spiegel, von Schnitzwerk und Vergoldung reich 
umgeben. Jeder der Spiegel hat drei Theile, indem seine Glasfläche von 
reizend geschnitzten Karyatiden - Arbeiten Weyer's - untertheilt wird. 
Der eine dieser prunkvollen Wandspiegel lässt sich mit all" seinem reichen 
Schmuck in der Angel drehen, worauf zwischen Wänden von Purpur- 
tapeten ein vergoldeter, von Müller und Lavigne ausgeführter Renaissance- 
Altar mit einem marmornen Medaillonbild des Erlösers aus der Schule 
Canova's sichthar wird, denn der Raum dient Sonntags auch zur Abhaltung 
des Gottesdienstes. Ueber den Seitenthüren sehen wir Frucht- und 
Blumenstücke auf Goldgrund von Hugo Charlemont gemalt. Der Kamin 
besteht aus dem wunderschönen blau- und weißen Pavonazzo-Marmor 
(gleich den übrigen von Francini gearbeitet), auf dem Sims ist eine Uhr 
im Stil Louis XlV. aufgestellt. Das Mobiliar schließt sich demselben 
Kunstcharakter an, doch zeigen die prachtvollen brochirten Stoffe der 
Fauteuils verschiedene Dessins und mengen sich höchst werthvolle alte 
Stücke in das Ensemble, wie z. B. spanische, mit Schildpatt belegte 
Prunkschränke des vorigen Jahrhunderts, ein portugiesisches Kästchen 
mit Elfenbeineinlagen und Bronzebeschlägen allerersten Ranges und 
größter Seltenheit; eine kaum; minder kostbare große Schatulle von 
Florentiner Pietradura, holländische Tische, Commoden und Bouletische, 
endlich altchinesische Email- und Porzellangefäße. 
Von den Gemächern Sr. Majestät des Kaisers zeichnet sich das 
große, salonartige Arbeitszimmer besonders aus. Der getäfelte Plafond, 
sowie die Lambris von Hof-Tischler Ludwig sind von polirtem Wachholder- 
holz mit feinem Gnlddecor, auf den eingelegten Parquetten liegen per- 
sische Teppiche hie und da vertheilt, auf denen einzelne Möbelgruppen 
arrangirt stehen; die Stühle und Divans theils aus Leder, theils von 
geschnittenem Sammt in ernsten Tönen und Mustern, das Tischlerwerk 
daran gleichfalls von Wachholderholz. In den Bekrönungen der Thüren 
sind die von Scharß" ausgezeichnet modellirten Bronzemedaillons Ihrer 
kais. Hoheiten der Erzherzoginnen Gisela und Marie Valerie, dann des 
Kronprinzen und seiner hohen Gemahlin eingefügt. Die Mitte der Längs-
	        
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