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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe II (1887 / 9)

 
ist das Bestehen eines Goldschmiedeamtes 1355 nachzuweisen, von 1380 stammt die erste 
Zunftrolle, die letzte von 1755, welche aber noch 1846 Zusatzartikel erhielt. Auch dort 
spricht aus den alteten Ordnungen das Bestreben des Handwerks selbst wie der städtischen 
Behbrden, durch die Zunft die Tüchtigkeit des Gewerbes in jedem Sinne zu erhdhen 
und zu sichern. Bemerkenswerth sind die in der zweiten Rolle enthaltenen Bedingungen, 
dass der Geselle, welcher das Meisterrecht erwerben wollte, keine Verbindlichkeiten, 
aus welchen dem Amte Nachtheil oder Schaden erwachsen konnte. eingegangen sein, 
auch nicht vorher, sei es in Wismar, sei es anderwarts, ueigenen Rauche, eigenen Haus- 
stand, gehabt haben durfte. Auf diese Weise erwehrte man sich Detienigen, welche 
irgendwo einer Zunft als Pfuscher gegenüber gestanden, oder sich deren Willen nicht 
gefügt hatten. Die zweite Forderung, welche sich auch in den Rollen von Hamburg und 
Lüneburg Endet, wurde 1731 von Reichswegen für Missbrauch erklart. Als Meisterstucke 
wurden verlangt: 1. ein goldener Ring (später ein Ring mit zwei Drachenkopfen und 
einem hohen Kasten), z. eine enghelsche breetre (bratge, bresse : Broche, mit einem 
Engel), 3. eine handtruwe gheblackmalede breelre (eine Brustspange, welche der Ver- 
lobten geschenkt wurde, und zwar eine niellirte, wie der Verfasser gewiss mit Recht 
annimmt), 4. ein byworp ghzlech! vmme an mess, ok ghebluckmulet (ein Ring, welcher den 
Beleg der Schweifplatte der Klinge mit dieser fest verbindet). Vom 17. Jahrh. an erscheinen 
dann neben dem Ringe Becher, Thee- oder Katfeetopfe, Petschafte. Die sonstigen Bestim- 
mungen der Zunft, sowie die späteren Bemühungen, die Zahl der Meister zu beschränken 
u. A. m. stehen in Uebereinstimmung mit dem, was von anderen Orten her bekannt ist. 
Seite 13 finden wir, dass ein ehemaliger Wismarer Lehrling Franz Jost sich 1615 in 
Wien niedergelassen hat und 1616 Andreas Welmann in Jungbunzlau. Meistermarken 
wurden durch Beschluss der vier Städte Hamburg, Lübeck, Lüneburg, Wismar 1439, 
Beschauzeichen 1463 eingeführt, für Wismar das Stadtwappen: halber Stierkopf und 
vier Querstreifen; doch kam das Stempeln schon während des Dreißigjährigen Krieges 
in Vergessenheit und auch spatere Bemühungen des Rathes, Ordnung zu machen, scheinen 
wenig Erfolg gehabt zu haben, Einen harten, langen und erfolglosen Kampf führte das 
Amt gegen die Juden, welchen seit 1350 der Aufenthalt zu Wismar nur wahrend der 
Jahrmärkte gestattet war, die aber nach Behauptung der Goldschmiede das Verbot fort- 
während übertreten und dem Handwerk Schaden zufügten. Der Rath erklärte stets, das 
Handwerk schützen zu wollen, musste aber 1752 zu bedenken geben, dass dem Sehwerin'- 
schen Hofjuden Meyer nicht wohl die Stadt verboten werden könne. Sehr dankenswerth 
sind die lnventare der Kirchen zu Wismar und der dortigen Zünfte, wenn auch häufig 
nicht nachgewiesen werden kann, dass die Arbeiten einheimisch seien, die Abbildungen 
von fünf Kelchen und sechs Willkommpocalen, und das Verzeichniss der Goldschmiede- 
meister, beginnend mit Sifridus, Mitte des 13.Jahrhs., und reichend bis 1793. B. 
i! 
Die Initiale. Ein Beitrag zur Geschichte der Blicher-Ornamentik von 
Karl Faulmann. Wien, Karl Graeser, 1886. 8". 44 S. mit 154 in 
den Text gedruckten Initialen. 
Die gelegentlich eines Vortrages H. v, Weißenbacifs in Verwendung gestandenen, 
in großem Mailstabe angefertigten Abbildungen von lnitialen, welche spater in ent- 
sprechender Verkleinerung fnr den Druck hergerichtet wurden, bilden das Substrat der 
kleinen Abhandlung, welche, unter weiteren Hinweisen auf das zur Erlauterung zweck- 
dienliche Studienmaterial, insbesondere der reichen lnitialensammlung des Oesterr. Museums, 
einen kurzgefassten Abriss der Bedeutung und Entwickelung der Initialen gibt, welche 
der Verfasser in drei Gruppen eintheilt: Die ugothischem, die IRCIIBlSSIIICC-l und die 
v-Fractur-lnitialenu. ln einem kurzen Anhange - vNutZnnWendungu - wird noch der 
Bemühungen der Neuzeit gedacht, die lniti en anschließend an die Arbeiten älterer 
Buchverzierung wieder einzuführen oder weiter auszugestalten. M-t. 
a- 
Zur Organisation der Hamburger Kunsthalle. Von Alfred Lichtwarlt. 
Hamburg, Otto Meißner, 1887. 8". 4.0 S. 
Die im Jahre 1850 eröffnete nKunsthalle- in Hamburg geht bekanntlich einer Reor- 
ganisation im Sinne moderner Museumsverwaltung entgegen. In dem vorliegenden 
Schriftchen stellt der Director Dr. A. Lichtwark die allgemeinen Grundzüge auf, nach 
welchen diese Neuorganisation durchgeführt werden soll. Demnach wird die Aufgabe 
der uKunsthalle-t künftighin nicht mehr allein darin bestehen, Kunstwerke zu sammeln 
und zur Schau zu stellen, sondern sie wird auch einen vielseitig anregenden Unter- 
richtsorganismus auszubilden haben. In Bezug auf den Umfang und die Art der Er- 
Werbungen wird sich die Leitung der Kunsthalle naturgemäß von den aus localcn 
10'
	        
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