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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe II (1887 / 12)

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Zur Geschichte des Möbels im 18. Jahrhundert. 
Von Dr. A. Riegl. 
2. David Roentgen. 
(Schluss.) 
Der Aufbau ist ein massiger: Auf einem viereckigen Kasten ruht 
ein etwas kleinerer Aufsatzkasten, der nach den Seiten hin gegen seine 
Unterlage etwas zurücktritt, während nach vorne die Vermittlung zwischen 
beiden Kasten durch ein schräges Pultbrett hergestellt erscheint, das zu 
dem äußerst complicirten inneren Mechanismus führt. Der untere Kasten 
ist an der Vorderseite durch Pilaster in drei Felder getheilt, die zugleich 
als Thüren zu öffnen sind, gefüllt mit Darstellungen der Malerei, Archi- 
tektur und Geographie in lntarsia. Links sitzt ein Mann an der Staffelei, 
in der Mitte zirkelt ein Architekt auf einem Grundriss, rechts sehen wir 
einen mit Turban bedeckten Mann am Globus beschäftigt, während ein 
anderer im Kartenatlas blättert. Die trennenden Pilaster sind mit Lorbeer- 
guirlanden in vergoldeter Bronze verziert; in gleichem Materiale ist der 
Schmuck des Frieses hergestellt, der sich zwischen die genannten drei 
Felder und den vermittelnden Pultdeckel einschiebt: dorische Triglyphen, 
in den Zwischenfeldern antikisirende Guirlanden mit Hatternden Bändern, 
an den beiden Ecken Löwenköpfe. Der Pultdeckel zeigt der ganzen Breite 
nach um einen langen Tisch gruppirt vier sitzende Violinspieler und eine 
stehende Frau mit Notenblättern in den Händen; rechts etwas abseits 
steht ein Flötenbläser. Die Gruppe versinnbildlicht augenscheinlich die 
Musik. Der Aufsatzkasten zerfällt wieder in drei Thürfelder, die durch 
zwei composite Viertelsäulen gegen die Mitte und zwei schräge Pilaster 
an den äußeren Kanten abgegrenzt sind. lm mittleren Felde erblickt 
man eine Säule, in deren Sockel ein Steinmetz die Buchstaben F. W. 
rneißelt, während in ihren Schaft Minerva das in Miniaturmalerei aus- 
geführte Brustbild des Königs Friedrich Wilhelm ll., eines weißhaarigen 
Mannes in blauem Rock mit rothem Saum und großem Ordensstern 
befestigt. Links neben dieser Darstellung der Sculptur ist der Handel 
(oder die ArithmeIikP), repräsentirt durch zwei unter einer Palme mit 
Rechnungsbüchern beschäftigte Turbanträger; am Boden steht einWaaren- 
ballen mit der Chiffre Diese Chiifre findet sich (nach Champeaux, 
II, 276) auch auf einer Intarsiafüllung im Kensington-Museum, mit der 
Darstellung des Seehandels, vermuthlich eine einfache Wiederholung des- 
selben Gegenstandes. Neben jener Chiffre befindet sich nach Champeaux 
noch die Bezeichnung: N" lZ , die er in das Monogramm noch einbeziehen 
zu müssen glaubt. Letzteres ist nun offenbar ein Missverständniss, denn 
die Darstellung auf dem Berliner Secretär zeigt auf dem Boden liegend 
ein Journal mit der Aufschrift: H" IX, daneben Blätter mit Rechnungen; 
aber auch das vorangehende scheint rnir lediglich eine kaufmännische
	        
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