mischen Studien, Analysen, Glasur- und Emailversuchen zum Zwecke ihrer Ausbildung
für die Praxis beschaftigten.
Die Einnahmen der Anstalt im Betriebsiahre beziffern sich folgendermaßen:
an Laboratoriumstaxen . . . . . . . . . .. ,. H. 305'-
n Restitutionen für Muffelbrande u 3-50
1 Taxen für Analysen, Brennproben und Versuche. n 54-62.
ln Summa H. 363-tz
Vorlesungen. Am to. November sprach Custosadiunct Dr. Riegl über Kalender-
illustration. Aus einer Erörterung der einfachen und unabänderlichen Grundlagen, auf
denen das Kalenderwesen und alle menschliche Zeitrechnung überhaupt beruht, ent-
wickelte der Vortragende die Elemente, aus denen sich die Kalenderillustration seit jeher
zusammensetzte: die Anknüpfung an den Sternenhimmel als die astronomische Grundlage
des Kalenders, vermittelst der Thierkreiszeichen und die Bezugnahme auf das mensch-
liche Erdenleben, wie es sich im Verlaufe der einzelnen Monate des Jahres vollzieht,
entsprechend der Bestimmung des Kalenders zum ständigen Berather der Menschen für
seine öffentlichen und privaten Verrichtungen, vermittelst der Monatsbilder. Diese beiden
Elemente wurden nun vom Vortragenden in einer Reihe von Kalendern von hellenistischer
Zeit bis in die Renaissance nachgewiesen, zugleich aber auch die individuellen Eigen-
thümlicheiten, wodurch sich die Kalender der einzelnen Stilperioden voneinander unter-
scheiden, scharf hervorgehoben. Der modernen Zeit, in der sich das geistige und künst-
lerische Leben in den großen Städten zusammendrangt, fehlt die Voraussetzung für eine
Fortbildung der herkömmlichen Typen: der innige Zusammenhang des täglichen Wandels
mit der jeweiligen Jahreszeit. Daher das Gesuchte in den Erzeugnissen der modernen
Kalenderillustration.
Am t7. November hielt Regierungsrath B. B u c h e r einen Vortrag über vene-
tianisches Glas. Von der Wahrnehmung ausgehend, dass der Begrilf nvenetianisches Glas-
gegenwirtig nicht mehr ein so feststehender ist wie früher, da sich herausgestellt hat.
dass die Glasfabrication in venetianischer Art in vielen Ländern betrieben worden ist
und umgekehrt Murano im vorigen Jahrhunderte auch in böhmischer Art gearbeitet hat,
gab der Vortragende einen Ueberblick über die Entwickelungsgeschichte dieses besonderen
Industriezweiges. Auch in Venedig durfte die Glasmalerei als Kunst ihren Anfang mit
der Bereitung von Pasten genommen haben, und zwar in diesem Falle der Mosaikmalerei.
Von den Leistungen der Glasblaserei erfahren wir nichts Bestimmtes vor dem 15. Jahr-
hundert, in welchem die Decoration von Glasgefaßen mit Schmelzfarben einen großen
Aufschwung nahm. Steht dieselbe in dem figürlichen Theil unverkennbar unter dem Ein-
flusse der Malerschule von Murano, so ist die eigenthümliche Ornamentation, die Perl-
borten auf Goldgrund und die bunten Arabesken auf orientalische Vorbilder zurückzu-
führen. Diese malerische Periode weicht etwa um das Jahr lgoo der plastischen. Die
Antike gibt die Formen, die Gefäße werden nicht mehr bemalt, sondern erhalten
höchstens durch Ausschmelzen von Ziergliedern Farbe, oder werden von weißen, seltener
blauen, Fäden durchzogen; das Absehen ist vor allem auf Wasserhelle, Dünnwandigkeit.
leichte und anmuthige Formen gerichtet. Diese überaus zierlichen Erzeugnisse der höchsten
Virtuosität des Glaablasers waren es, welche in Deutschland, Frankreich, England.
Niederland, Spanien zur Nachahmung reizten. Die Herstellung des Fabricates wird
(wenn wir von den spanischen Arbeiten absehen, welche sich in eigenthümlich phan-
tastischen Bildungen ergehen) meistens sehr schwer festzustellen sein, da anfangs in
den fremden Ländern Arbeiter von Murano, den strengen Auswanderungsverboten
trotzend, thatig waren; treten an deren Stelle Einheimische, so pflegt allerdings auch
der Formencharakter sich zu andern, der sich bei den venezianischen Gefäßen an die
vegetabilische Natur, gelegentlich auch an die Thierwelt anlehnt, während in dem nor-
dischen Producte eher mineralogische Körper wiederzuerkennen sind. Leider gab man
in Murano selbst, durch die Fortschritte der Chemie im Farben der Glasmasse verleitet,
im t7. und 18. Jahrhundert die Specialitat mehr und mehr auf, versuchte einen kurzen
und erfolglosen Wettstreit mit dem inzwischen zu hoher Bedeutung gediehenen böh-
mischen Glate, und kehrte endlich zu den Glasperlen u. dgl. zurück. Erst um die Mitte
unseres Jahrhunderts gab bekanntlich Salviati den Anstoß zu dem neuen Aufschwunge.
Professor Dr. Josef Bayer hielt am 24. November einen Vortrag: :Die Erstlings-
bauten der Renaissancea. Der Vortrag betonte von votnan, dass uns die Kunstepoehe
der Renaissance gleich bei ihrem Eintritte nothige, sie als eine That aufzufassen, nicht
als das Ergebniss eines allmalig vollzogenen Entwickelungsprocesses. Sie ist ein Willensact
im Bereiche der Kunst. Man entschloss sich anders zu bauen, als man bisher, der über-
kommenen Entwickelung und Tradition folgend, zu bauen gewohnt war. Schon lange
vorher - wir müssen auf Petrarca, Boccaccio, Poggio u. A. zurückkehren - war der
literarische Entschluss zur Reife gelangt, den antiken Bildungsgang neu aufzunehmen
und fortzusetzen; nungfolgt die andere artistische Entschließung nach, etwas Aehnliches