MITTHEILUNGEN
DES
K. K. OEVSTERREICH. MUSEUMS
FÜR
KUNST UND INDUSTRIE.
Monatschrigfgmstgewerbe.
Herausgegeben und redigirl durch die Direction des k. k. Oesterr. Museums.
lm Cornmissionsverlag von Carl Gero1d's Sohn in Wien.
Abonnementspreis per Jahr H. 4.- '
Nr. 26. (269) WIEN, Februar 1888. N. F. III. Jahrg.
Inhult: Wanddecoralion und Wandmalerei in der Kirche. Von .l. v. Falke. (Form) - Ein Werk den
Andrea Brustoloni. Von Dr. E. Leinchiug. (Schluss) -Angelegenheiten des Oesxerr. Museums
und der mit demselben verbundenen Institute. - Literalurhericht. 4 Bibliographie des Kunst-
gewerbes. - Notizen.
Wanddecoration und Wandmalerei in der Kirche.
Von I. v. Falke.
(Fortsetzung)
Die Folgen dieser Wandlung in der Geschichte der Kirche waren
auch außerordentliche für die christliche Kunst. Die Kunst trat aus den
Grüften der Erde an das helle Licht der Sonne, aus den engen, finsteren
Katakomben in die säulengetragenen Basiliken und kuppelgeschmückten
Centralkirchen. Was früher an öffentlichen Gebäuden im Dienste der
christlichen Gemeinden existirt hatte, an Capellen und Kirchen, das war
Alles in den wiederholten Verfolgungen auch wieder zerstört worden;
wenigstens ist nichts aus vurconstantinischer Zeit von diesen Gebäuden
auf uns gekommen. Nun war einer reichen Entfaltung die volle Freiheit
gegeben, und Constantin selbst und seine Verwandten gingen in der
Errichtung kirchlicher Bauten voran. Das nun triumphirende Christen-
thurn, dem die Herrscher der alten Welt angehörten, brauchte Glanz
und Pracht, um dem Heidenthum zu imponiren und würdige Stätten den
Tempeln der alten Götter an die Seite zu stellen. 1m Occident entwickelte
sich theils auf Grundlage antiker Vorbilder, insbesondere aber unter Mit-
wirkung christlicher Cultbedürfnisse die dreischiff-ige oder mehrschiffige
Basilika, an welche sich ein Querschitf als Kreuzesarm anlegte, während
aus diesem die halbrunden Apsiden, den Langschilfen entsprechend, her-
austraten. Eine andere Form der Kirche bildete sich im Orient, der
Jahrg. 1883. 3