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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe III (1888 / 2)

kuppelbedeckte Centralbau auf quadratischer Grundfläche. Beide boten 
der Malerei zu ihrer Entfaltung weite Felder dar, die Basilika in den 
Apsiden, an dem Triumphbogen und insbesondere über den Arkaden 
an den Langseiten des Mittelschitfes, das sich über die Seitenschiffe 
erhob, die Centralkirche aber vor Allem in dem inneren Rund ihrer Kuppel. 
Für diese neuen Stätten, welche der Kirche und der Kunst errichtet 
waren, trat aber auch zugleich, wie plötzlich, eine neue Art der Malerei, 
eine neue Technik auf, welche dieser zweiten Epoche der christlichen 
Kunst durchaus eigenthümlich ist; sie gehört ganz und gar zu ihr. Das 
ist die Glasmosaik. 
Die Malereien in den Katakomben sind alle, wie die Malereien in 
Pompeji, in Fresco auf weißer Wand ausgeführt, flüchtig, anspruchslos, 
ruhig, so dass die decorative Wirkung eine bescheidene ist, entsprechend, 
kann man sagen, der gedrückten Lage, der bescheidenen Rolle, welche 
damals das Christenthum spielte. Nun triumphirt die Kirche, und auf 
einmal bietet sich ihr eine Technik der Malerei zur Bekleidung der 
Wände dar, glänzender, strahlender, wirkungsvoller als ie eine vor ihr 
oder nach ihr dagewesen. Woher sie auf einmal gekommen, ist fast 
schwer zu sagen, da es keine Beispiele gibt vor dieser Epoche der christ- 
lichen Kunst. Allerdings war die musivische Kunst seit den Zeiten der Dia- 
dochen für die griechisch-römische Welt eine höchst beliebte und glänzende 
Decoration geworden, welche die Wände mit bunten Steinarten und die Fuß- 
böden desgleichen in ornamentalen und figürlichen Zeichnungen bedeckt 
hatte. Aber das Material war Stein und was die Kunst, die höhere Kunst 
der Darstellung der Technik hinzugefügt hatte, das halte mehr dem Fuß- 
boden als den Wänden gegolten. Die neue Technik aber, die sofort mit 
dieser Epoche auftritt und sie bis an's Ende begleitet, bedient sich far- 
biger Glaspasten, die, in allen Farbentönen, selbst in Gold, herstellbar 
und nach Bedarf der Zeichnung zugeschnitten, nunmehr die ganzen 
Wände und Flächen bedecken, ebenso in den Gründen, wie in den 
Figuren und Ornamenten. In eine erhärtende Kittmasse fest eingedrückt, 
glänzen sie dort oben unveränderlich wie für die Ewigkeit. - 
Es ist als ob diese Technik mit der christlichen Kirche entsteht 
und nur durch sie und in ihr sich entfaltet. Sie beginnt mit Constantin 
dem Großen, dessen Zeit noch das älteste erhaltene Beispiel angehört. 
Es befindet sich in der Kirche Santa Costanza an der Via Nomentana 
in Rom, welche von Constantin erbaut wurde und von seiner Schwester 
Constantia den Namen erhielt. Was Constantin sonst noch an Mosaiken 
machen ließ, z. B. im alten St. Peter in Rom, ist alles zu Grunde 
gegangen, mit Ausnahme dessen, was noch in der Kirche St. Georg in 
Thessalonich erhalten ist. Dann folgen, auch noch dem vierten Jahr- 
hundert, aber bereits dem Ende angehörend, die schönen Mosaiken der 
Kirche Santa Pudentiana zu Rom. Im fünften Jahrhundert wurden die 
Mosaiken auch nach Norden über die Alpen verpflanzt durch Franken
	        
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