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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe III (1888 / 2)

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und Westgothen, es ist aber nichts davon übrig geblieben; umsomehr 
ist in Italien erhalten. Die Mosaiken in der großen Basilika von San 
Paolo fuori le mure sind freilich nach vielen Restaurationen durch den 
Brand, der erst in unserem Jahrhundert die Kirche zerstörte, zu Grunde 
gegangen, aber Santa Sabina, Santa Maria maggiore in Rom, San Am- 
brogio in Mailand bewahren noch herrliche Decorationen dieser Art aus 
dem fünften Jahrhundert; das Meiste und Beste jedoch aus diesem und 
dem nächsten Jahrhundert findet sich in Ravenna. 
Ravenna, eine der Flottenstationen des römischen Kaiserreiches, 
war, als die Stöße der nordischen Völker sich wiederholt gegen Rom 
richteten, von Kaiser Honorius im Jahre 4,02 zur Residenz des Reiches 
gemacht worden; von hier führte die Kaiserin Galla Placidia, Constan- 
tin's Il. Witwe, die Regierung des Reiches für ihren jungen Sohn Va- 
lentinian Ill. im Jahre 476 wurde die Stadt durch Odoaker eingenommen, 
welcher dem westlichen Römerreich ein Ende machte; dann fiel sie 4.93 
in die Hände Theodorich's des Ostgothen und wurde nun die Residenz 
des Gothenreiches, bis sie Belisar für Byzanz (539) zurückgewann, wonach 
sie alsdann, nach dem Untergange des Gothenreiches, der Sitz des Ex- 
archats„ die Residenz des griechischen Statthalters wurde. 
Aus allen wechselnden Phasen dieser Epoche sind Bauten und in 
ihnen Glasmosaiken erhalten, zusammen mehr und bedeutender als 
irgendwo anders. Der Zeit der Galla Placidia gehört das orthodoxe 
Baptisterium an und das Mausoleum dieser Kaiserin, errichtet beide 
zwischen den Jahren 430 und 440. Aus der Zeit Theodorich's stammt 
das arianische Baptisterium (um 500) mit seinen Mosaiken, das später, 
nach dem Falle der Gothen, unter dem Namen Santa Maria in Cosmedin 
wieder zur katholischen Kirche geweiht wurde, und ebenso (504) gehören 
seiner Zeit die meisten Mosaiken in San Apollinare nuovo. In die erste 
Zeit des Exarchats, noch in die Regierungszeit des Kaisers Justinian, 
fallen die Mosaiken von San Vitale (54,7) und die "von San Apollinare 
in Classe, d. i. in der Hafenstadt des alteu Ravenna. 
Zu dieser Zeit waren auch anderswo Mosaiken in den Kirchen ent- 
standen, unter denen wohl die von Santa Sophia in Constantinopel, 
obwohl unter ihrer türkischen Tüuche wenig bekannt, die bedeutendsten 
sind. Sie sind ein Werk Justinian's und seiner Künstler. Was in Rom 
damals entstand, z. B. in S. Cosmas und Damian, sowie in San Lorenzo 
fuori le mure, deutet schon den Verfall an. Ueberhaupt reicht die 
Blüthezeit, richtiger wohl gesagt, die erste Blüthenepoche dieser kirche 
lichen Glasmosaik im Abendlande nur bis zum Untergange des Gothen- 
reiches, also bis zur Mitte des sechsten Jahrhunderts. Dann verfiel über- 
haupt in fast völlige Rohheit, was noch übrig war von antiker Kunst 
und Geschicklichkeit, und der Glaube, der religiöse Enthusiasmus, der 
sich ja damals auch in dogmatische Streitigkeiten zersetzte, konnte für 
das, was die künstlerische Hand nicht mehr zu leisten vermochte, keinen 
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