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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe III (1888 / 2)

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Ersatz schaffen. Die Kunst des Mosaiks, obwohl noch angewendet, konnte 
nur noch copiren und verschlechtern, was eine glücklichere und schwung- 
vollere Zeit hervorgebracht hatte. Und auch in Byzanz ging die Sache 
nur noch eine kurze Weile, bis der Bildersturm aller Malerei und Deco- 
ration in den Kirchen für lange Zeit ein Ende bereitete. 
Aber es kam eine neue Zeit, eine zweite Blüthenepoche. Im zwölften 
Jahrhundert lebte diese schöne Kunst wieder auf, um, wenigstens in 
Italien, auch die zweite Hälfte des Mittelalters zu begleiten. Ueberaus 
zahlreiche und großartige Werke entstanden im zwölften und dreizehnten 
Jahrhundert, nachdem Papst Innocenz II. (1130-1143) die Basilika von 
Santa Maria in Trastevere damit hatte schmücken lassen. In Rom zeigen 
St. Johann im Lateran, Santa Maria maggiore und andere Kirchen Ar- 
beiten dieser Epoche, zum Theil neben denen der frühesten Zeit. Viele 
andere Städte folgten. In Florenz ist das Baptisterium ein großartiges 
Beispiel, in Pisa wurde der Dorn mit Glasmosaik geschmückt. Eine beson- 
dere Stätte, welche uns die Glasmosaik vielleicht noch in reizendster 
und in großartigster Weise _erhalten hat, ist Palermo, damals die Re- 
sidenz der normannischen Könige Siciliens. In der That kann man nichts 
Reizvolleres, Entzückenderes von der Innenwirkung einer Kirche sehen, 
als die Capella Palatina im Schlosse von Palermo, zu welcher Wirkung 
freilich die musivische Decoration mit ihrem gewaltigen Christus nicht 
allein beiträgt. Und was die Großartigkeit betrifft, so dürfte der Dom 
von Monreale mit seinen drei Schitfen, die mit 138 Medaillons und mit 
134. Bildern geschmückt sind, die alle aus einer Zeit stammen, kaum 
übertroffen werden. 
Daneben ist freilich auch San Marco in Venedig zu nennen, das für 
Jahrhunderte dieser Wanddecoration eine Stätte der Arbeit darbot. Hier 
kann man die Geschichte dieser zweiten Epoche bis zu ihrem Schlusse 
verfolgen, denn hier ragt sie noch in iene Zeit hinein - bis in's sech- 
zehnte Jahrhundert - als Titian und seine Zeitgenossen die Oelmalerei 
auf die höchste Höhe coloristischer Feinheit und Wirkung geführt hatten. 
Mit dieser sollte die musivische Kunst wetteifern, vielmehr derselben 
gleich werden in der feinen Durchbildung, in der Modellirung, in den 
Uebergängen und Halbtönen ganz den Eindruck und den Schein des 
Oelgemäldes machen. So ist es ja mit einzelnen Mosaiken der Titia- 
nischen Zeit in San Marco wirklich der Fall. Aber darüber verlor sie 
das, was ihr eigen war, den Glanz, die Pracht, die großartige Wirkung, 
die in jenen hohen, feierlichen Hallen der Basiliken und im Rund der 
mächtigen Kuppeln so wohl angebracht war. Eine andere Kunst nach- 
ahmend, gerieth sie auf einen falschen Weg und ging darüber zu Grunde, 
trotz der Bemühungen, mit denen die päpstliche Anstalt in Rom sie 
aufrecht zu erhalten trachtete. 
Die Wirkung der Glasmosaik als eines Kirchenschmuckes beruht 
auf einer Zeichnung, welche einfache Linien, klare Composition, große
	        
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