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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VIII (1873 / 90)

Das Preisgericht erkannte in der Schlusssitzung vom 10. Februar d. J. 
den ersten Preis mit Sooo B. ö. W. dern Verfasser des Entwurfes: i-Einfachheit 
hebt das Große, Ußbßrlßdllng erdrückt das Grösstew, den zweiten Preis per 2000 ü. 
dem Verfasser des Entwurfes: wLissa 11a, den dritten Preis per 1000 H. dem 
Verfasser des Entwurfes: -Fortes fortuna iuvatw 
zu_. Das Comite nahm dieses Ergehniss in seiner Sitzung vom 20. Februar zur Kenntnis. 
Die Eröffnung der versiegelt gewesenen Devisen ergab, dass 
der erste Preis auf den Bildhauer Ferdinand Schloth, in Rom, der zweite Preis 
auf den Bildhauer Leopold Rau in Berlin, der dritte Preis auf den Bildhauer Martin 
Paul Otto in Berlin 
entliell Unter Einem setzte das Comie die erwähnten Künstler von dieser Preiszuerken- 
mmg m Kenntniss. 
Die Künstler der nicht pramiirten Entwürfe werden hiemit aufgefordert, letztere 
innerhalb vier Wochen, vom heutigen Tage (20. Februar) an gerechnet, in Ruckempfang 
zu nehmen und sich wegen deren Behebung unmittelbar an die Direction des k. k. 
Oesterr. Museums für Kunst und Industrie zu wenden." 
(Glasspinnerex) Wie bekannt, wurde in dem verflossenen Jahre über Veranlasa 
sung des Handelsministers ein Fachunterricht fur Glasspinnerei in's Leben gerufen, welcher 
durch eine Reihe von Jahren abwechselnd in einem der an dieser Industrie hervorragend 
betheiligten Orte des nördlichen Böhmens alljährlich in der Dauer von drei Monaten statt- 
finden soll. An dem im vorigen Jahre zu Gablonz ertheilten Unterrichte, welcher sich zu- 
nächst auf die Erzeugung von Glasgespinnsten erstreckte, haben sich 36 Schüler mit er- 
freulichem Erfolge betheiligt. Im laufenden Jahre wird sich dieser Fachunterricht auch 
auf die für die Entwicklung des fraglichen Industriezweiges gleich wichtige, jedoch bisher 
weniger cultivirte weitere Verarbeitung der Glasgespinnste erstrecken und in den Monaten 
Februar, März und April zunächst H] Gablonz, eventuell auch in einem anderen geeigneten 
Orte ertheilt werden. 
(Gewerbliche Faohsohulen.) Die Zahl der in neuerer Zeit ins Leben gerufenen 
gewerblichen Fachschulen wird dem Vernehmen nach neuerdings eine Vermehrung durch 
eine Fachschule für Holzindustrie in Wallern, zu deren Einrichtung soeben geschritten 
wird, erfahren. Diese für die Industrie des südlichen Bohmerwaldes wichtige gewerbliche 
Lehranstalt wurde im Wesentlichen nach den für die Errichtung der bereits bestehenden 
gleichartigen Fachschule zu Tachau angenommenen Grundsätzen organisirt und wird in 
derselben neben dem Unterrichte im Zeichnen und Modelliren auch die praktische Untera 
Weisung im Holzschnitzen, Holzdrehen und in der Kunsttischlerei stattfinden. Um übrigens 
auch dem Publicum einen Einblick in die Fortschritte und Leistungen der genannten Lehr- 
anstalten zu gewähren, wurde in den statutarischen Bestimmungen festgesetzt, dass nach 
Ablauf von je zwei Jahren eine Austellung gelungener Schülerarbeiten im österreichischen 
Museum für Kunst und Industrie zu veranstalten sei. 
(BülkAu-Industlie.) Der freundlichen Theilnahme für die Bestrebungen des 
Oesterr. Museums von Seite des Orientreisenden Herrn Dr. Kanitz verdankt dasselbe eine 
höchst interessante Collection der bisher gänzlich ungekannten Kunstindustrie des Balkans. 
Die Sammlung enthält einzelne prächtige Stick- und Webearbeiten, ein reichgeziertes 
Pferde-Baschlik, Holzschnitzereien, keramische Gefasse, Frauenschmuck, Metallgerathe und 
eine Suite von 20 Originalskizzen, welche die Typen der bulgarischen Arbeiten und die 
einfachen Mechanismen illustriren, mittelst welcher die Hausindustrie des Balkens be- 
trieben wird. ' 
(Schule In Gablonz.) Wir entnehmen folgende Angaben aus dem uns von dem 
Zeichenlehrer Herrn Ferdinand Aufrichtig zugehenden zweiten Jahresberichte der ge- 
werblichen Zeichen- und Modellirschule in Gablonz a. N. Das Schuljahr 1B7r-72, das 
zweite seit dem Bestande der Anstalt, begann am I6. October 1871, weil vor diesem Tage 
das neue Schulgebaude noch nicht in allen nöthigen Raumen vollendet war, überdies das 
provisorische Local geräumt werden musste. 
Die Schülerzahl belief sich am Schlusse des Jahres auf 76, daher auf mehr als das 
Doppelte des Vorjahres. 
Nach den Altcrsclassen und dem Wohnorte entfallen auf die Qemeinden: Gablonz 
vom Ilandelsfache 2, Gehilfen 6, Lehrlinge 18, Schulknaben 47; W iesenthal vom Han- 
delsfache 1; Kukan 1 Lehrling; Maxdorf 1 Schulknabe, zusammen 76 Schüler. 
Der gewerblichen Richtung nach waren vom Handelsfache 3, Gürtler 14, Porcellan- 
maler z, Glasmaler 5, Graveure 1, Tischler 2, Klempner 1, Schulknaben 48. 
Ausser der vorangeführten Schülerzahl wurden noch 61 Schüler der Bürgerschule 
über Ersuchen des lobl. Stadtrathes unentgeltlich im Freihandzeichnen unterrichtet. 
Für die Schüler der Bürgerschule waren per Woche 4, Stunden, für die Zoglinge 
der Fachschule 26 Unterrichtsstunden per Woche für das Freihandzeichnen und 4Slundgn 
wöchentlich für das Modelliren berechnet.
	        
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