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Die Entwicklung, respective die Leistungen der Schüler waren aus der vom
28. September bis incl. l. Onober (872 veranstalteten Schülerarbeiten-Ausstellung ersicht-
lich, welche durch den Herrn k. k. Bezirkshauptmann Schuster, Herrn k. k. Bezirks-
Commissär Lavory, einige Herren Vertreter des lobl. Stadtrathes, sowie mehrerer Hono-
ratioren der Stadt und ausserdem von einem zahlreichen Publicum besucht wurde.
(Archäologische Expedition.) Se. k. und k. Apostolische Majestät haben mit
Allerhochster Entschliessung vom 17. Janner d. J. allergnadigst zu gestatten geruht, dass
im Monate Mai x873 eine Expedition zum Zwecke der Untersuchung der altgriechischen
Ruinen auf der lnsel Samothrake durch den ordentlichen Professor der classischen Archäo-
logie an der Universität zu Wien Dr. Alexander Conze, den Architekten und Docenten
an der Kunstgewerbeschule des Museums für Kunst und Industrie Alois Hauser und den
Architekten und ausserordentlichen Professor an der Akademie der bildenden Künste in
Wien Georg Niemann unter der Leitung des Erstgenannten vorgenommen werde.
(Hansindnstrle) Der Handelsminister hat im Wege sämmtlicher Länderchefs Er-
hebungen "über das Vorkommen von orts- und landesublichen Hausindustrien, welche
bekanntlich einen oh nennenswerthen Factor der Erwerbsfähigkeit mancher Gemeinden
bilden, veranlasst, um auf Grund dieser Daten feststellen zu können, welche von den be-
zeichneten lndustrien gegenüber den in stetem Außschwunge begriffenen und immer neue
Erwerbszweige an sich lieranziehenden Fabriksindustrien als lebensfahig sich darstellen und
eineUnterstützung und Förderung durch fachliche Unterweisung angezeigt erscheinen lassen.
(Znr Epigtil-phik in Oeatarraioh.) Prof. Conze leitet eine Selbstanzeige der
w-Römischen Bildwerke einheimischen Fundortes in Oesterreich- in den Göttinger gelehrten
Anzeigen vom 2;. Janner l. J. mit [einigen Bemerkungen ein, deren Mittheilung wir in
mehr als Einer Beziehung passend halten. w-Gross sind die Aufgaben-t, sagt er, welche hier
in diesem Grenzlande deutscher Wissenschaft und antiker Cultur der classischen Archäo-
logie sich stellen und zu deren Losung neben Erfüllung der Pflichten ihres Lehramtes
mitzuwirken die Vertreter dieses Faches an den österreichischen Universitaten eine beson-
dere Aufforderung an sich herantreten sehen. Schon dadurch wird die Aufmerksamkeit
des Universitatslehrers der classischen Archäologie in Oesterreich nach dieser Seite hin
durch die Universitätsthatigkeit selbst gelenkt, dass hier mehr als an den meisten deutschen
Universitäten das akademische Studium der Archäologie auf eine Praxis vorzubereiten hat,
einigermassen vergleichbar dem Schulfache, rucksichtlich welchem die übrigen philologi-
scheu Disciplinen auf der Universität gelehrt und gelernt werden, vergleichbar dem Pfarr-
amte, der Ausübung der Heilkunde und wie sonst die Lebensberufe heissen, für welche
sich die überwiegende Mehrzahl aller Studenten das Rüstzeug auf der Universität zu holen
kommt. Die Aemter also, um es nun so auszudrücken, auf welche archäologisches Studium
in den akademischen Jahren einen Anspruch verleihen soll, sind die Conservatorenstellen,
welche in einem Lande wie OesteiTeich mit denkmalreichen Provinzen wie Dalmatien, mit
Ruinenplätzen wie Aquileja, und unter vielfach gar zu wenig zur Schätzung antiker Ueber-
reste vorgebildeten Bevölkerungen, eine grosse Bedeutung für die Alterthumswissenschaft
haben. Dass diese Aemter einstweilen wenigstens unbesoldete sind, kann insofern nicht
ausschliesslich als ein Nachtheil angesehen werden, als dieser Umstand es mit sich bringt,
dass sie in der Regel nur neben einer Gymnasiallehrerstellc gesucht und verliehen werden
durften, so also auch in dieser Praxis der Archäologie die gesund erhaltende Verbindung
mit der übrigen Philologie gesichert wird. Das Oberschulcollegium für die Conservatoren-
stellen ist in Oesterreich die Centralcommission für Erhaltung und Erforschung der Bau-
denkmale, wie sie mit einem etwas zu eng gefassten Namen heisst, eine Behörde, welche
durch dankenswerthe Leistungen schon längst die Aufmerksamkeit zumal der Erforscher
mittelalterlicher Kunst auf sich gezogen hat, der es aber gerade, weil jene von mir eben
dargelegte Verbindung von Universität und Praxis schon aus Mangel an Vorbedingungen
für dieselbe bisher kaum bestand, an geeigneten Organen ihrer Thatigkeit an Orten fehlte,
wo die Ueberreste des classischen Alterthums im Vordergrunde stehen. Die Conservatoren-
stellen auch an solchen Orten sind bis jetzt in der Regel nicht Gyrnnasiallehrern über-
tragen. die Gymnasiallehrer auch bislang m der Regel für dieselben nicht mit der nothigen
Vorbereitung versehen; denn der Archäologie wurde an den österreichischen Universitäten
nur ausserst sporadische Pflege zu Theil und nicht besser erging es der lateinischen Epi-
graphik, welche doch, wie ohne weiteres einleuchtet, für die auf der Universität zu ge-
winnende Vorbildung der Conservatoren sogar mehr als gleichbedeutend mit der Archäo-
logie ist. Erst wenn archaologisch-epigraphische Uebungen, mag man sie nun in Gestalt
eines Seminars constituiren oder nicht, auf den Universitäten unter tüchtiger Leitung ge-
trieben werden, kann das, was ich ausführte, zur vollen Verwirklichung gelangen. Sobald
aber, um darauf zurückzukommen, der Universitatslebrer der genannten Facher dimes Ziel,
um darauf hinzuarbciten, ins Auge fasst, rücken ihm die antiken Ueberreste des ganzen
Staates in unmittelbare Nahe, fordern, dass er selbst mit ihnen schon um seiner Schüler
willen, die sie knnhrig unter Händen haben sollen, sich vertraut mache, wabrend sie sonst